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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt
Autoren: Charlaine Harris
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anrufen sollen, wenn so ein Betrieb herrschte. Es hätte mir nichts ausgemacht, etwas früher anzufangen. Klar, er war nicht ganz er selbst heute Abend. Ich kümmerte mich um die Tische in meinem Bereich, sorgte für neue Drinks und räumte leere Teller weg, rechnete die Bestellungen ab und holte Wechselgeld.
    »Kellnerin! Einmal >Red Stuff    Ich stellte die erwärmte Flasche auf ein Tablett und trug sie zu den beiden hinüber. Die Beleuchtung im Merlotte's ist abends nicht sonderlich hell, eben so wie Stammgäste es mögen. Daher konnte ich Taras Begleiter erst einschätzen, als ich ihnen schon ziemlich nah war. Er war schlank, hatte schmale Schultern und trug sein Haar glatt zurückgekämmt. Seine Fingernägel waren lang und sein Gesicht scharf geschnitten. Ich schätze, auf gewisse Weise war er attraktiv - jedenfalls wenn du eine gute Prise Gefahr liebst beim Sex.
    Ich stellte die Flasche direkt vor ihn hin und blickte Tara unsicher an. Sie sah großartig aus, wie immer. Tara ist groß, schlank, hat dunkles Haar und besitzt einen ganzen Schrank voller wunderbarer Kleider. Sie hatte eine wahrlich schreckliche Kindheit überlebt, es bis zur Besitzerin eines eigenen Geschäfts gebracht und war sogar zum Mitglied der Handelskammer geworden. Und dann begann sie, mit dem wohlhabenden Vampir Franklin Mott auszugehen, und ließ ihre Freundschaft mit mir hinter sich.
    »Sookie«, sagte sie, »darf ich dir Franklins Freund Mickey vorstellen.« Sie klang allerdings ganz und gar nicht, als ob sie uns einander vorstellen wollte. Sie klang vielmehr, als wünschte sie, dass ich den Drink für Mickey nie gebracht hätte. Ihr eigenes Glas war beinahe leer, doch sie lehnte ab, als ich fragte, ob ich ihr noch etwas bringen solle.
    Der Vampir und ich nickten uns gegenseitig zu; Vampire geben niemandem die Hand, normalerweise jedenfalls nicht. Er sah mich an, als er einen Schluck Blut aus der Flasche nahm, mit einem Blick so kalt und feindselig wie der einer Schlange. Wenn der ein Freund des weltmännischen und ultrahöflichen Franklin war, war ich eine seidene Handtasche.
    Wohl eher einer dieser angeheuerten Typen. Vielleicht ein Bodyguard? Aber warum sollte Franklin für Tara einen Bodyguard anheuern?
    Vor diesem schmierigen Typen würde sie sowieso nicht offen reden, also sagte ich bloß: »Wir sehen uns«, und brachte Mickeys Geld zur Kasse.
    Ich hatte den ganzen Abend viel zu tun, und in den wenigen freien Minuten, die mir blieben, dachte ich an meinen Bruder. Er tollte jetzt den zweiten Abend mit den anderen Biestern unter dem Vollmond herum. Sam war wie ein geölter Blitz verschwunden, sobald Terry Bellefleur auftauchte, obwohl der Papierkorb in seinem Büro von zerknüllten Papiertaschentüchern überquoll. Seine Miene war ganz angespannt gewesen vor Erwartung.
    Es war einer dieser Abende, an denen ich mich wieder mal wunderte, wie die Menschen um mich herum nur so ignorant sein konnten gegen die andere Welt, die direkt neben der unseren existierte. Nur mutwillige Ignoranz konnte doch diese schwer in der Luft lastende Magie nicht wahrnehmen. Nur allumfassende Fantasielosigkeit konnte als Erklärung dafür gelten, dass sich die Leute nicht mal fragten, was da draußen im Dunkeln wohl vor sich ging.
    Aber dann erinnerte ich mich, dass es noch gar nicht so lange her war, dass auch ich zu den mutwillig Blinden gehört hatte wie alle anderen hier im Merlotte's. Selbst nachdem die Vampire sorgfältig koordiniert weltweit bekannt gegeben hatten, dass sie tatsächlich existierten, vollzogen nur wenige Behörden und Bürger den nächsten logischen Schritt: Wenn Vampire existieren,
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