Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Fähigkeiten für etwas Besonderes halten, während die Menschen eher geneigt sind, mich als Geisteskranke abzustempeln, als mir eine ungewöhnliche Begabung zuzugestehen.
    Die Frau auf dem Barhocker neben mir (Kreditkarten vor sich ausgebreitet) hatte sich halb zu uns herumgedreht und zugehört. Sie war neidisch, da sie schon seit einer halben Stunde versucht hatte, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen. Sie beäugte mich und wunderte sich, was den Barkeeper bewogen haben mochte, mit mir ein Gespräch zu beginnen. Was sie sah, beeindruckte sie nämlich kein bisschen.
    »Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, holde Jungfer«, sagte der neue Vampir und grinste. Na, wenigstens das »holde« traf irgendwie zu - zumindest war ich blond und blauäugig. Er verschlang mich mit Blicken. Wer als Frau in einer Bar arbeitet, ist so was natürlich gewöhnt. Immerhin sah er mich nicht lüstern an; und glaubt mir, wer als Frau in einer Bar arbeitet, kennt den Unterschied zwischen Wertschätzung und Obszönität.
    »Jede Wette, dass sie keine Jungfrau ist«, sagte die Frau neben mir.
    Da hatte sie Recht, doch darum ging es hier nicht.
    »Wir verlangen Höflichkeit unter unseren Gästen«, sagte der Vampir mit einer abgewandelten Version seines Lächelns zu ihr. Er fuhr nicht nur seine Fangzähne ein wenig aus, sondern ich sah auch, dass seine Zähne (obwohl blendend weiß) leicht schief standen. Gerade Zähne, die so enorm gefragt waren, waren eben doch eine sehr neuzeitliche Mode.
    »Ich lass mir von niemandem vorschreiben, wie ich mich zu benehmen habe«, erwiderte die Frau aggressiv. Der Abend verlief nicht so wie geplant, und das ärgerte sie. Sie hatte gedacht, es wäre ganz einfach, die Aufmerksamkeit eines Vampirs zu erregen, ja, dass sich jeder Vampir glücklich schätzen müsste, wenn er bei ihr landen konnte. Ihr Plan war gewesen, sich von einem in den Hals beißen zu lassen, wenn er dafür ihre Kreditkartenrechnungen übernehmen würde.
    Sie überschätzte sich selbst und unterschätzte die Vampire.
    »Entschuldigen Sie bitte, Madam, aber solange Sie sich im Fangtasia aufhalten, bin definitiv ich es, der Ihnen sagt, wie Sie sich zu benehmen haben«, erwiderte der Barkeeper.
    Sie gab nach, nachdem er sie mit einem intensiven Blick bezwungen hatte, und ich fragte mich, ob er ihr wohl eine Dosis Glamour verabreicht hatte.
    »Ich bin Charles Twining«, sagte er, als er seine Aufmerksamkeit wieder mir zugewandt hatte.
    »Freut mich.«
    »Und, wie wär's jetzt mit einem Drink?«
    »Ja, gern. Ein Ginger Ale, bitte.« Ich musste nach dem Treffen mit Eric noch nach Bon Temps zurückfahren.
    Er zog die Augenbrauen hoch, schenkte mir den Drink aber ein und stellte ihn auf einer Serviette vor mich hin. Ich bezahlte und legte ein gutes Trinkgeld drauf. Die kleine weiße Serviette war verziert mit einem Paar schwarz umrissener Fangzähne, von dessen rechtem Exemplar ein einzelner roter Tropfen herabfiel - speziell für die Vampir-Bar angefertigt. Daneben war in knallroten Lettern »Fangtasia« aufgedruckt, eine Kopie des Schriftzugs, der draußen über der Tür angebracht war. Ganz schön schlau. In einer Vitrine in der Ecke wurden T-Shirts zum Verkauf angeboten, die mit demselben Logo geschmückt waren. »Fangtasia - die Bar mit Biss«, so sollte die Botschaft wohl lauten. Eric hatte in den letzten paar Monaten wirklich große Fortschritte gemacht in Sachen Marketing und Merchandising.
    Während ich darauf wartete, dass Eric Zeit für mich hatte, beobachtete ich Charles Twining bei der Arbeit. Er war höflich zu jedem, servierte die Drinks prompt und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Mir gefiel seine Art sehr viel besser als die von Chow, dem Barkeeper davor, der den Gästen immer das Gefühl gegeben hatte, er würde ihnen einen Gefallen tun, indem er ihnen überhaupt Drinks brachte. Long Shadow, der Barkeeper vor Chow, war zu sehr hinter den weiblichen Gästen her gewesen. So was stiftet eine Menge Unfrieden in einer Bar.
    Da ich meinen Gedanken nachhing, bemerkte ich erst, als Charles Twining mich ansprach, dass er genau mir gegenüber hinter dem Bartresen stand. »Miss Stackhouse, darf ich Ihnen sagen, wie schön Sie heute Abend aussehen?«
    »Danke, Mr Twining«, sagte ich freundlich. Ein Blick in Charles Twinings sichtbares braunes Auge verriet mir, dass er ein Gauner durch und durch war, und ich traute ihm nicht weiter, als ich ihn werfen konnte - vielleicht einen halben Meter. (Die Wirkung meiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher