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Vampir à la carte (German Edition)

Vampir à la carte (German Edition)

Titel: Vampir à la carte (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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sehen muss. Von dem Geruch ganz zu schweigen …« Er verzog den Mund und schüttelte sich, da ihm allein bei dem Gedanken übel wurde. Diese Reaktion auf Speisen aller Art war einer der Gründe, wieso Cale sich nicht mehr mit Sterblichen abgab. Deren ganzes Dasein schien sich nur um Essen und Trinken zu drehen. Ständig tranken sie Kaffee oder Bier, andauernd gab es irgendwelche Anlässe, um zu feiern und dabei etwas zu essen. Deshalb hatte Cale seine geschäftlichen Interessen zum größten Teil auf Tätigkeitsfelder verlagert, bei denen er nur mit Unsterblichen zu tun hatte. Natürlich nahmen ein paar von ihnen auch noch Sterblichennahrung zu sich, entweder weil sie noch sehr jung waren oder weil sie einen Lebensgefährten gefunden hatten. Aber bei ihnen wurde er weitaus seltener mit dem Problem konfrontiert als bei Sterblichen.
    »Das ist das erste Mal, dass ich von einem Unsterblichen höre, der so extrem auf Nahrungsmittel reagiert«, merkte Bricker an und warf Cale einen neugierigen Blick zu. »Wie alt bist du eigentlich?«
    Cale zog mürrisch die Brauen zusammen. Je älter er wurde, umso mehr hasste er es, auf diese Frage zu antworten. Vermutlich hatte genau das mit seinem Alter zu tun. Natürlich fühlte er sich nicht körperlich alt, aber geistig schon ein wenig. Tatsache war, dass er sich in letzter Zeit regelmäßig zu Tode langweilte. Deshalb war er auch mit einem ausgedehnten Aufenthalt in Kanada einverstanden gewesen. Seit Langem hatte es in seinem Leben keinerlei Abwechslung mehr gegeben. Wenn man Unternehmen führte, die auf die Bedürfnisse von Unsterblichen zugeschnitten waren und die hauptsächlich unsterbliche Angestellte beschäftigten, musste man nicht in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen den Namen ändern und die Branche wechseln. Zudem wohnte er auf einem Landsitz in der Nähe von Paris ganz ohne Nachbarn, denen hätte auffallen können, dass er nicht alterte. Dadurch war er nicht mal gezwungen gewesen, alle paar Jahre umzuziehen.
    Auch wenn das alles sehr praktisch war, hatte es doch dazu geführt, dass er ein wenig eingerostet war. Seit Kurzem fand er, dass eine umfassende Neuausrichtung in seinem Leben fällig war. Er hatte überlegt, sein Unternehmen einem seiner fähigen leitenden Angestellten anzuvertrauen, um selbst etwas ganz anderes zu machen. Aber bislang war ihm nichts in den Sinn gekommen, was er stattdessen tun sollte. Das meiste von dem, was er in Erwägung gezogen hatte, machte es erforderlich, eine Universität zu besuchen, um sich das notwendige Wissen anzueignen. Das bedeutete, sich unter Sterbliche zu begeben, die Essen und Trinken über alles liebten.
    Eine andere Möglichkeit war die, sich als Söldner zu verdingen. In seiner Jugend hatte sich Cale für Gefechte begeistern können, und auch wenn er kein regulärer Soldat werden konnte, weil er das Tageslicht meiden musste, wurden immer noch Söldner für Einsätze in den Ländern der Dritten Welt gesucht. Dass ihn der Gedanke an blutige Kämpfe auf einem Schlachtfeld begeistern konnte, sagte wohl einiges darüber aus, wie schlecht es um seine seelische Verfassung bestellt war.
    »Wenn du der Sohn von Martine und Darius bist, dann musst du doch vor Christus geboren sein«, überlegte Bricker. »Dein Vater starb so um 300 vor Christus, richtig?«
    »230 vor Christus«, antwortete er kurz angebunden. Es war keine Zeit, an die er sich gern erinnerte. In dem Jahr hatte er nicht nur seinen Vater, sondern auch mehrere Brüder verloren, alle in ein und derselben Schlacht. Obwohl »Gemetzel« die treffendere Bezeichnung gewesen wäre, hatte doch ein Unsterblicher, der nach den gleichen Söldnerposten schielte, sie in eine Falle gelockt mit dem Ziel, die Konkurrenz auszudünnen. Cales Vater Darius war ein großer Krieger gewesen, der bei seinen Söhnen die gleichen Fertigkeiten gefördert hatte, und sie alle hatten sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, sich für Kämpfe zu verdingen.
    Cale mitgerechnet hatte seine Mutter elf Kinder zur Welt gebracht, allesamt Söhne. Sie und Darius waren sich im Jahr 1180 vor Christus begegnet und zu Lebensgefährten geworden, als sie dreihundert und er zweihundert Jahre alt gewesen waren. Zwar hatten sie sich an die Vorschrift gehalten, nur einmal in hundert Jahren ein Kind zu zeugen, aber seine Mutter hatte zweimal Zwillinge zur Welt gebracht, und bislang wurden Paare vom Rat bei Zwillingsgeburten nicht gezwungen, bis zum nächsten Kind noch einmal hundert Jahre länger zu warten.
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