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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum
Autoren: Max Kruse
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Auch
Wutz nicht, deren Schlummertonne jetzt sehr seltsam vor dem Schloss aussah, wie
etwas, das nicht hierher gehörte. Das erstaunte Gewisper hatte sie neugierig
gemacht. Sie kroch aus ihrer Behausung. Zuerst war sie recht verblüfft. Und das
»öfföff« blieb ihr im Halse stecken. Aber sie war ja viel mehr als jeder andere
an den Umgang mit Märchengeistern und Zauberern gewöhnt. Daher fasste sie sich
schnell, und sie beschloss, das prächtige Gebäude von innen zu besichtigen. Über
die geschwungene Treppe und durch das breite Tor trat sie ein. Die anderen
folgten ihr alle, nur Seele-Fant und Albi nicht. Diese beiden verschwanden
genauso geheimnisvoll, wie sie heraufgekommen waren, und saßen bald wieder auf
dem Felsenriff am Meer.
     
    »Öch
weuß nöcht, was soll ös bödeutön,
    dass
öch so traurög bön...«
     
    So sang Seele-Fant. Und Albi
piepste das Lied mit.
    Wutz aber durchschritt die
weiten Marmorhallen des Schlosses und hinter ihr trippelte, trappelte, schlich
und schlurfte der Trupp ihrer Begleiter.
    Sie sahen zunächst nicht viel
von der Pracht, immer wieder öffnete sich vor ihnen eine neue, reich
geschmückte Tür in ein anderes Zimmer mit Samttapeten und Kronleuchtern und
Bildern von Urmel-König-Vorfahren, die faltenreiche Gewänder trugen und
hochmütig aus den Rahmen guckten. Ganz lautlos gingen die Türen auf, auch die
letzte. Da blieb Wutz wie angewurzelt stehen und ihre Augen wurden so groß wie
Kaffeetassen.
    »Unerhört!«, japste sie
entsetzt. Ihre Stimme quietschte wie schlecht geölt vor Empörung. »Willst du
wohl gleich machen, dass du aus des Professors Bett herauskommst, öfföff?«
    Sie standen vor dem königlichen
Schlafgemach. Es sah sehr ähnlich aus wie das von König Pumponell, genannt
Futsch, in der Stadt Pumpolon. Ein Baldachin schwebte über dem Bett. Nur das
Bett selbst war ganz und gar nicht königlich, es war das ganz einfache,
gemütliche Bett des Professors aus braunem Holz. Und das Urmel lag darin, zog
sich die Decke bis unters Kinn und grinste von Ohr zu Ohr.
    »Raus, raus«, schrie Wutz, »das
Bett gehört dem Professor, nur er darf darin schlafen. Du machst es schmutzig,
öfföff!«
    Urmel-König lachte immer noch.
Doch plötzlich richtete sich sein Oberkörper auf und er deutete mit der Hand
auf Wutz. »Sei still!«, befahl er. »Sei ganz still und ganz artig. Wenn du noch
einmal so eine ungezogene Rede führst und nicht gehorsam bist, dann lasse ich
dich einsperren. Dann kommst du in das Schlossgefängnis, mit Ketten wirst du an
die Wand geschmiedet und du kriegst nur Wasser und Brot.«
    Da wurden Wutz’ Augen so groß
wie Suppenteller. Täuschte sie sich, oder standen wirklich zu beiden Seiten der
Tür riesengroße Pelikane, die als Wächter mit Lanzen bewaffnet waren? Ganz
schwach wurden ihre Beine, sie knickten ein und sie kniete nieder. »Bitte
nicht, Majestät«, murmelte sie.
    Und Ping Pinguin flüsterte Wawa
zu: »Ganz so lustig pfeint das Spiel nicht zu werden, wie ich gedacht habe.«
Urmel-König war zufrieden. Er nickte. »Ich werde gnädig sein«, sagte er. »Und
nun will ich etwas mit euch besprechen. Ich wünsche eueren Rat. Ich will nicht
alleine König bleiben.«
    »Genügt denn nächt einer?«,
fragte Schusch. Ihm behagte die Vorstellung wenig, dass noch ein anderer
herumkommandieren sollte.
    »Er genügt nicht«, sagte
Urmel-König streng. »Natürlich bleibe ich der einzige, alleinzigste und
richtige König. Aber ich gedenke, mich zu verheiraten.«
    »Oh Majestät, du wünschst, dich
zu vermählen, öfföff«, fragte Wutz, »vielleicht mit mir?« Hoffnung leuchtete in
ihren Augen.



Siebentes
Kapitel
In
dem das Urmel träumt,
wie
es auszieht, eine Braut
und
neues Land zu erobern
     
    Urmel-König
schnaubte verächtlich durch die geblähten Nasenlöcher. »Für mich kommt nur eine
echte Prinzessin infrage«, meinte er.
    »Ach so, eine auf der Erbse?«,
fragte Wutz. Sie hatte sich sehr schnell beruhigt. Außerdem gefiel ihr diese
märchenhafte Aussicht: eine richtige Prinzessin auf Titiwu!
    »Ganz recht«, raunzte
Urmel-König. »Die Frage ist nur, woher bekommen wir nun eine ebenbürtige
Gemahlin für mich?«
    Wawa und Ping Pinguin schauten
sich an — und dann starrten sie gemeinsam an die Zimmerdecke, als ob ihnen von
dort oben eine Erleuchtung kommen sollte. Was sie sich dachten, konnte man nur
ahnen, wenn man ihren spöttischen Gesichtsausdruck zu deuten verstand.
    »Liebes Urrrmel«, ließ sich
Babu vernehmen. Es sah fast so aus, als
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