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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug
Autoren: Max Kruse
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näx.«
    »Und
woher bekomme ich die Geburtsurkunde und den Reisepaß?«
    »Krägst
du nächt!« sagte Schusch. »Ohne Mama und ohne Papa... Geburtstag: Eiszeit! Und
Geburtsort: Eisberg! Das glaubt där nämand. Das äst hoffnungslos, ganz
hoffnungslos!«
    Das
Urmel nickte. Es fühlte sich so einsam, so verlassen auf der Welt. Doch nach
einer kurzen Weile meinte es: »Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich will
allen, jedem und jedermann auf der ganzen Welt so lange und so oft beweisen,
daß es mich gibt, daß man mir schließlich doch glauben muß.«
    »Wollen
wär dä Pästole mätnehmen?« fragte Schusch. »Wer Angst und Schrecken verbreitet,
dem wärd eher geglaubt.« Aber sie beschlossen dann doch, Zwengelmanns
Gaspistole auf dem Balkon zurückzulassen.
    Und
dann verschwanden auch sie vom Balkon, denn sie hatten keine Lust, von einer
eilig herbeitelefonierten Polizei oder Feuerwehr gejagt zu werden.
    Es
schrillte nämlich wirklich das Telefon bei Zwengelmann. Aber nicht er rief
jemanden herbei, sondern er wurde angerufen. Naftaline war es, seine König
Futsch angetraute Nichte. »Zwengel, Onkelchen«, flötete sie, »entschuldige, daß
ich so spätnachts noch störe, aber ist dir vielleicht das... nun, was nützt das
lange Darumherumreden. Also: Ist bei dir vielleicht das Urmel?«
    »Fängst
auch du mit dem Unsinn an?« knurrte er.
    »Leider
ist es kein Unsinn«, rief sie.
    »Himmelherrgottschockschwerenot«,
fluchte er. »Wenn man in der Stadt von dieser Geschichte erfährt, sind wir das
Gespött der Leute.« Er legte den Hörer unsanft neben das Telefon, sauste in die
Küche, schaute durchs Fenster, sauste zurück, nahm den Hörer wieder ans Ohr und
sagte: »Also, wer immer hier gewesen sein mag, jetzt ist er es nicht mehr. Und
nun will ich endgültig nichts mehr von diesem dummen Streich hören. Und auch
dir rate ich, dich nicht lächerlich zu machen.«
    Er
knallte den Hörer auf die Gabel. Aber in dieser Nacht tat er kein Auge mehr zu.

    Sechstes
Kapitel

In dem Wutz vergeblich Hilfe bei Fischen und Vögeln sucht und froh über
König Futschs Eintreffen ist
     
    So bereitete
das Urmel vielen Leuten Schlaflosigkeit. Im Schloß berieten Naftaline und Sami miteinander,
wie man den Ausreißer herbeilocken könnte. Ohne Ergebnis. Seine Majestät König
Futsch im Hubschrauber, auf dem Flug nach Titiwu, konnte, nein, durfte erst
recht nicht schlafen. Dem Professor war in seinem geliebten Bettgestell auch
nicht wohl, wenngleich er hoffte, alle Sorgen würden sich schon bald als ganz
unnötig erweisen. Doch Wutz in der Schlummertonne war ein einziges Häufchen
bebender Unruhe. Selten war die Schlummertonne weniger eine Schlummertonne als in
dieser Nacht. Und schon als der Morgen graute, der Tag noch gar nicht
angebrochen war, erhob sich Wutz von der Matratze und trabte den Abhang
hinunter zum Strand. Sie schob mit der Schnauze die Muschelschale von Ping
Pinguins Heim empor, schnaufte den friedlich schlummernden königlichen
Postboten an und grollte: »Natürlich, öfföff, du machst dir keine Sorgen! Ich
möchte wetten, daß du mehr weißt, als du zugibst!«
    »Wie-wie-wie-so?«
stotterte Ping Pinguin verschlafen. Er wurde sofort putzmunter und brachte sich
aus dem gefährlichen Bereich ihrer Zähne, denn er wollte keinesfalls gerupft
werden, noch dazu so früh am Morgen.
    »Schwimm
hinaus zu Seele-Fant«, brummte ihn Wutz an. »Sag ihm, er möchte bitte an den
Strand kommen, ich habe mit euch beiden zu reden!«
    »Mit
mir und Seele-Fant? Sollen wir dir zusammen was vorsingen?«
    »Mach,
daß du fortkommst, öfföff!«
    Ping
Pinguin machte, daß er fortkam, und Wawa, der inzwischen auch aus seiner
Muschel geschlüpft war, bemühte sich vergeblich, Wutz in ein tiefsinniges
Gespräch über die Zeit zu verstricken, die Tscheit, die immer vergeht und
vergeht und immer kommt und kommt, und eigentlich bleibt sie doch immer da.
    Wutz
wollte nichts davon hören. Sie erwartete Seele-Fants Ankunft am Strand. Und
Seele-Fant kam, leicht verwundert und ein wenig gestört. Er wäre womöglich gar
nicht so schnell erschienen, wenn nicht Wutz es gewesen wäre, seine rosarote
Wolke, die ihn gerufen hatte. Ping Pinguin hielt sich vorsichtig im Schutz
seines breiten Rückens auf.
    »Bitte,
Seele-Fant, und auch du, Ping Pinguin, bitte laßt unter Wasser nach dem Urmel
suchen. Fragt alle Fische und Aale und Wale und Rochen und natürlich die
Homo-Saurier, öfföff, ob sie wissen, wo das Urmel ist. Ob sie es gesehen haben,
öfföff.
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