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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug
Autoren: Max Kruse
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nichts weiß!«
    »Tja«,
zischte Wawa verlegen, »das kann ich eigentlich nicht bestätigen, denn ich habe
nur über große und erhabene Gedanken nachgesonnen. Aber ich weiß bestimmt
nichts! Oder doch: Das Urmel und Schusch haben gestern abend nicht gute Nacht
gesagt, sondern auf Wiedersehen!«
    »Damit
ist alles bewiesen!« rief Wutz zu Ping Pinguin.
    »Damit
ist gar nichts bewiesen«, kreischte dieser, »damit wäre höchstens bewiesen, daß
Urmel und Pfupf wiederkommen wollen, wenn sie überhaupt weg sind!« Und nachdem
er das herausgebracht hatte, watschelte er in höchster Eile zu seiner Muschel,
um sich in Sicherheit zu bringen.
    »Ping
Pinguin hat recht«, brummte der Professor, »wir sollten noch etwas warten.
Sicher kommen die beiden schon sehr bald zu uns zurück. Ich muß sagen, mich
beruhigt es, daß Schusch mit dem Urmel ausgeflogen ist.«
    »Pah!
Schusch ist doch nur ein Vogel!« grollte Wutz. Aber man unternahm an diesem
Tage nichts mehr. Was sollte man auch unternehmen? Nur Seele-Fant sang seinem
kleinen Schützling Albi, als es Nacht wurde, diese Zeilen:
     
    » Und dö Mama weunöt söhr,
    hat
ja nun keun Hönschön möhr! «
     
    »Tein Urmel
mehr!« maunzte Albi, der kleine weiße Seehund.

Viertes
Kapitel

In dem das Urmel vergeblich um Hilfe bittet und König Futsch es zu
fangen versucht
     
    Eine Nacht
war vergangen, ein Tag, und eine neue Dunkelheit war hereingebrochen. Das Urmel
und Schusch kamen in Pumpolon an, und hier fand sich das Urmel noch besser
zurecht als anderswo. Es erkannte das breite, hohe Dach von König Futschs
Schloß inmitten des Parks. Zusammen mit Schusch ließ es sich auf den Ziegeln
zwischen den mächtigen Schornsteinen nieder. Es war hungrig und müde, und daher
hatte es Sehnsucht nach einem Freund, Sehnsucht nach einem Schluck Milch und
einer Banane.
    »Futsch
wird uns sicher helfen«, meinte es. »Futsch war immer so helferisch.«
    »Hälfreich!«
verbesserte Schusch, hatte aber doch seine Zweifel an der Hilfsbereitschaft des
Königs.
    »Du
meinst, er verpetzt uns?«
    »Oder
er sperrt däch ein.«
    Das
Urmel überlegte. »Ich weiß, wo sein Schlafzimmer ist. Er schläft mit offenem
Fenster. Wenn ich hineinschlüpfe, um mit ihm zu reden, mußt du deinen Fuß
zwischen die Fensterflügel klemmen, damit er sie nicht zumachen kann.«
    »Nee!«
sagte Schusch.
    »Du
bist mir ja ein feiner Freund!«
    »Nee,
nächt meinen Fuß! Meinen Schnabel!«
    »Auch
gut, du Schuhschnabel!«
    Das
Urmel flog herab, es fand das Schlafzimmerfenster seiner abgedankten Majestät
offen, es kletterte über das Fensterbrett, und Schusch klammerte sich draußen
am Mauervorsprung fest. Dann schob er seinen eisenharten Schnabel übers
Fensterbrett.
    Von
all diesen Geräuschen erwachte König Futsch. »Hilfe, Räuber!« rief er und
knipste die Nachttischlampe an.
    »Guten
Abend«, sagte das Urmel. Zu seiner Verblüffung war Futsch nicht allein,
Naftaline richtete sich neben ihm im Doppelbett auf und machte leise: »Huch!«
    »Urmel!«
rief Futsch. »Wie kommst du hierher?«
    »Durch
die Luft!«
    »Und
was willst du?«
    »Milch
und Bananen«, antwortete es. »Und außerdem will ich den dummen Professors in
der Universität mal ganz doll beweisen, daß es mich gibt.« So schnell und so genau
ihm dies möglich war, erklärte es dem König, wozu es den weiten Flug gemacht
hatte.
    »Milch
und Bananen sollst du haben«, sagte er, »soviel Sami in der Küche hat.« Und
nachdem er sich von seinem Erstaunen ein wenig erholt hatte, flüsterte er
Naftaline ins Ohr: »Versuche das Fenster zu schließen, während ich das Urmel
füttere.«
    Naftaline
sprang aus dem Bett, warf sich ihren Morgenrock über und wollte das Fenster
zumachen, aber es knirschte nur merkwürdig und neuartig, und draußen ertönte
ein gedämpftes Kreischen, wie man eben kreischt, wenn einem der Schnabel
zusammengepreßt wird und man von dem Sims rutscht, auf dem man sich
festgekrallt hatte, und man nun an diesem eingeklemmten Schnabel hängt wie
aufgeknüpft.
    Da
erschrak Naftaline auch, obwohl sie eigentlich nicht so schreckhaft war. Was
für ein seltsamer Gegenstand klemmte da im Fenster? König Futsch eilte ihr zu
Hilfe, um den Gegenstand zu entfernen und das Fenster zu schließen. Das Urmel
benutzte diese Verwirrung, es huschte aus der Tür, machte im Nebenzimmer das
Fenster auf, war schon draußen, auf der Fassade entlang bei Schusch, packte den
Schnabel, zog daran — und das Fenster knallte zu. Aber das Urmel stand draußen
und hielt
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