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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol
Autoren: Max Kruse
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schnupperte.
    »Das eben
ist sein Unglück!« sagte der Professor. »Wenn die Seehunde auf die Welt kommen,
sind sie weiß und wollig. Als junge Männer werden sie grau. Dieser hier aber
scheint einen Pigmentfehler zu haben, sein Fell verfärbt sich nicht. Man nennt
ein solches Geschöpf einen Albino. Seine Kameraden wollten ihn deshalb nicht in
die Herde aufnehmen. Weil er anders ist, verstießen sie ihn!«
    »Unerhört,
öfföff!«
    »Ja, sehr
traurig. Und leider ist es das Schicksal aller Andersartigen. Sie schämen sich
und müssen alleine leben. Bitter — denn der kleine Seehund wäre hier in Eis und
Schnee verloren, ohne den Schutz der Gemeinschaft!«
    »Wir sind
jetzt seine Gemeinpfaft!« erklärte Ping Pinguin mit Bestimmtheit. »Was ist er,
ein Al... Al...?«
    »Ein
Albino!«
    »Dann soll
er Albi heißen und bei uns bleiben!« rief das Urmel. Und Wutz bemerkte: »So hat
sich die Reise ins Eis doch schon gelohnt, ich meine, öfföff, wenn wir ihm das
Leben retten!«
    »Ach, ich
habe euch doch erklärt, daß nicht jedes unglückliche Tier zu uns kommen kann!
Die Welt ist so groß, und Titiwu ist so klein!« rief der Professor. Aber es
klang nicht sehr überzeugend. Trotzdem sollte ihm geholfen werden. Eine dunkle
Stimme rief unter der Bordwand aus dem Eismeer: »Dör kleunö Sööhund kommt nöcht
nach Tötöwu, ör kommt zu mör, öch nöhmö öhn an Köndös Statt an!«
    »Ach, so wie
ich das Urmel adoptiert und an Kindes Statt angenommen habe?« fragte Wutz
interessiert. Dies — fand sie — war eine gute Idee.
    »Ja, und wie
ich Babu«, sagte das Urmel stolz.
    »Und ich Tim
Tintenklecks«, erinnerte sich der Professor.
    »Und man
kann wohl nicht gut anderen verbieten, was man selber getan hat.«
    Damit war
Albi aufgenommen, nun hatte er Heimatrecht, war Bürger von Titiwu.



Eigentlich sollte nur Holz gesammelt werden, aber etwas anderes wird
entdeckt
     
    Der
Professor bat Wutz und Tim Tintenklecks, die Pflege des neuen Gefährten zu
übernehmen. Seele-Fant mußte sich noch gedulden, seine Vaterrolle zu spielen,
der kleine Kerl war ja noch nicht kräftig genug, um weite Strecken schwimmen zu
können. Nur manchmal durfte er zu Seele-Fant ins Eismeer hinaus.
    Für seinen
Aufenthalt an Bord aber füllte ihm Wutz eine große rote Abwaschschüssel mit
frischem Wasser. Wenn er nicht gesellig herumrobbte, lag er ruhig darin.
Manchmal schauten nur seine Augen und seine Nasenspitze aus dem Wasser. Und er
sah mit seinem weißen Fell sehr hübsch aus, so rot umrahmt.
    Inzwischen
zog DER FLIEGENDE HABAKUK weiter durch das Treibeis. Die Schollen polterten
gegen den Rumpf. Die Segel knatterten, steif gefroren, Reif stäubte herab.
    Der
Professor studierte die Karten. Er berechnete den Standort. »Dort, wo die
Seehunde lagerten, war festes Land. Das letzte, das wir berühren werden. An
einer günstigen Stelle wollen wir anlegen. Wir müssen uns für lange Zeit mit
Brennholz versorgen.«
    »Aber ich
sehe keinen einzigen Baum!« meinte Tim Tintenklecks.
    »Ja, und wir
haben viel zu wenig mitgenommen, öfföff! Baden und kochen und heizen — wie soll
ich da mit ein par Scheiten auskommen? Sollten wir nicht umkehren, Professor,
ehe der Ofen ausgeht?«
    »Er wird
nicht ausgehen. Denn wenn hier auch keine Bäume wachsen, so liegt am Ufer doch
Treibholz in Mengen. Die Wellen haben es angeschwemmt. Wir brauchen es nur zu
sammeln und aufzuarbeiten.«
    Der
Professor segelte in eine Bucht, deren Abhänge sich dunkel vor dem milchigen
Himmel abzeichneten. Geschützt vor den scharfen Seewinden wuchs dort dünnes,
gelbgrünes Gras. Wutz hielt an der Reling Ausschau. Was sie erblickte, gefiel
ihr wenig. »Natürlich ist es schön, wieder einmal festen Boden unter die Füße
zu bekommen, öfföff«, brummte sie. »Aber hätten wir nicht eine hübsche
Hafenstadt anlaufen können, mit roten Häusern, grünen Fensterläden und festlich
gekleideten Menschen, die uns zujubeln? Hier steht ja nicht einmal eine Hütte,
nirgends sehe ich ein gebildetes Wesen, mit dem ich plaudern kann! Diese Öde
macht mich trübsinnig, öfföff!«
    »Weine nur
nicht«, munterte sie Tim Tintenklecks auf. »Vielleicht begegnen wir doch
Eskimos, die hinter den Hügeln wohnen, oder der Hubschrauber König Pumponells
taucht plötzlich auf...«
    »Dann müßtet
ihr sofort unter Deck!« rief der Professor. »Aber wir werden keine Seele
erblicken.« Er steuerte einen Felsvorsprung an, der wie die Mole eines Hafens
ins Meer ragte. Dort konnte er gut anlegen. Tim
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