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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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heran. Dann schob es den langen Hals vor und stupste das wollige Bündel
mit seiner breiten Schnauze: Küßchen!

    Der kleine
Geselle aber machte einen Hupser rückwärts und riß verschreckt die Augen auf.
Sie waren dunkel
und groß — und die blanke Angst stand darin. «Ach, ist der süß!» piepste das
Urmel. «Happ, ich könnte ihn gleich auffressen!»
    «Auffressen,
öfföff, dabei fällt mir ein, was ißt er denn?»
    «Es ist ein
Riesenpanda. Er heißt aber auch Bambusbär. Er kommt aus den Gebirgen Tibets und
Chinas. Er ernährt sich fast ausschließlich von Bambustrieben!»
    «Wie gut,
daß bei uns Bambus wächst — ein ganzer Wald voll, öfföff. Ich werde ihm
Bambussprossensalat à la Titiwu anmachen! Tim Tintenklecks, bitte hole mir
welche!» Sie trabte ins Haus, und Tim Tintenklecks verschwand mit dem scharfen
Messer, um Bambussprossen abzuschneiden.
    «Und wie
heißt er?» fragte das Urmel.
    «Keine
Ahnung!» gestand der König.
    «Typisch
Futsch!» maunzte das Urmel. Und Wawa bemerkte altklug: «Keiner kann glücklich
sein, den man nicht tschärtlich mit seinem Namen anredet.»
    «Ich nenne
ihn Babu!» rief das Urmel. Es machte einen so plötzlichen Satz, daß der Bär
davon überrumpelt wurde. Das Urmel hatte ihn im Arm und drückte in fest. Babu
umklammerte instinktiv den Hals seines neuen Freundes und preßte seinen
Wollkopf an des Urmels Backe.
    «Ach wie
goldig!» grunzte Wutz aus dem Küchenfenster. Sie hatte die große Salatschüssel
in den Klauen und wartete auf Tim Tintenklecks.

 

Tim wird aus seinem
Haus vertrieben, und König Pumponell verstummt
     
    Der
Professor seufzte noch einmal. Das war der Schlußpunkt unter seinen Widerstand.
Er sah, daß alle den kleinen Bären in ihr Herz geschlossen hatten — und er
hatte es auch.
    Ping Pinguin
betrachtete den neuen Inselbewohner in des Urmels Umarmung mit schiefgelegtem
Kopf. Das konnte er also auch nicht: jemanden an die Brust drücken mit seinen
Stummelflügeln! Um seinen Kummer zu unterdrücken, wandte er sich der
praktischen Frage zu: «Wo soll er denn pflafen?» Von seiner Muschel hütete er
sich wohlweislich zu sprechen.
    Das Urmel
rief eifrig: «Babu muß einen Platz bekommen, der ihm alleine gehört. Wutz hat
ihre Schlummertonne, Tim Tintenklecks hat sein Baumhaus, der Professor sein
Bett und ich meine Matratze im URMEL-ZIMMER. — Oh, ich weiß: Babu kriegt die
neue Matratze, die der König heute für Wutz mitgebracht hat. Hoffentlich ist es
eine schöne, weiche Matratze.» Es setzte den Bären ab und wackelte zu Sami, der
eben das viereckige Paket aufschnürte. Eifrig riß das Urmel die Verpackung ab.
Aber Wutz stellte die Salatschüssel auf den Küchentisch, stemmte die
Vorderbeine auf das Fensterbrett und rief: «Also bei aller Liebe — das geht zu
weit! So eine schöne Matratze, öfföff, himmelblau mit aufgedruckten silbernen
Rosen... Nein, Babu bekommt meine alte!»
    «Die so
stinkt?» wollte Wawa wissen.
    «Wer stinkt
hier?» fragte Wutz drohend. Es sah aus, als wollte sie Wawa mit einem Haps
verschlingen.
    «Wenn sie
nicht stinkt, kannst du sie ja auch noch behalten!» meinte das Urmel. Es packte
die schöne, neue Matratze und schleifte sie in des Professors Arbeitszimmer,
das gleichzeitig Küche und Schlafraum war. Vor dem Herd ließ es sie
niederplumpsen und versuchte, sie darunterzuschieben.
    «Da ist es
warm und gemütlich!» schnaufte es.
    «Glaubst du,
daß ich kochen kann, wenn ich dazu auf eine Matratze steigen muß, öfföff?»
empörte sich Wutz. «Sie ist ja viel größer als der Herd und schaut vorne
heraus, und natürlich verkleckere ich sie mit Grießbrei oder Suppe oder sonst
was...»

    «Du darfst
eben nächt kleckern!» plapperte Schusch.
    «Nein,
nein!» rief der Professor. «Was für ein Durcheinander! Der Pandabär kann
überhaupt nicht unter einem Ofen schlafen, nicht mit und nicht ohne Matratze.
Da ist es zu heiß für ihn, er muß in die Kühle, in den Schatten.»
    «In die
unterirdipfe Höhle.» schlug Ping Pinguin vor.
    «Zur
Krabbe?» jammerte das Urmel. «Nein, da fürchtet er sich. Er kann ja noch nicht
die Krabbenzeichensprache und weiß nicht, daß sie Kegeln spielt. Babu muß
überhaupt immer bei mir bleiben. Ganz nah. Er ist mein Kind. Ich werde ihn
füttern, wiegen, schaukeln
und ihm vorsingen... ja, wo ist denn mein Liebling?»
    Unbemerkt
und leise hatte sich der Gegenstand seiner Fürsorge in die hinterste Ecke unter
des Professors Bett verkrochen, wo er sich an die Wand drückte.
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