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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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dieser meinte, sie hätten keine Zeit für solchen Schnickschnack. Als ob eine Pfiffstaufe ein Pfnickpfnack wäre! Jedes ordentliche Pfiff wird getauft, mit einer feierlichen Rede und einer Sektflapfe, die an den Bug gepfmettert wird... Ping Pinguin wußte es genau, denn er hatte einmal in einem Hafen zugesehen.
    Man hätte das Unterseeboot „Rettung I“ nennen können oder „Morgenrot“ oder seinetwegen auch „Wutz der Tiefe“... Nun gut, es sollte also nicht sein.
    Andererseits fand er es unnötig, daß sich Schusch auf die Tonne stellte, seinen Hals reckte und „Ahoi! Ahoi! Äch bän der Kapätän!“ schrie. Feiner Kapitän! Gepfah ihm ganz recht, daß er beinahe ins Nasse geplatpft wäre! Denn kaum schwamm die Rettungstonne, drehte sie sich auch schon. Man hätte eine Zirkusnummer daraus machen können. „Der Lauf auf der rollenden Tonne“ oder so. Nur durch rasches Aufschwingen konnte sich Schusch in Sicherheit bringen. Wutz saß am Strand. Sie blickte zur Seite, so sehr kränkte sie die Entwürdigung ihres Bettes, in dem sie so herrliche Träume gehabt und so behagliche Stunden verlebt hatte.
    Die größte Schwierigkeit war aber, daß Seele-Fant die Tonne nicht unter Wasser ziehen konnte. Er nahm sie zwar am Eisengriff zwischen die Zähne, doch weiter als bis zur Hälfte sank sie nicht. Immer wieder hüpfte sie empor, wie ein Gummiball.
    Bis Professor Habakuk Tibatong auf den Gedanken kam, sie mit Wasser zu füllen! Schrecklich für Wutz! Aber nun ging die Tonne tatsächlich unter, und Seele-Fant schob sie bequem im Maul vor sich her — wie ein Hund, der den Einkaufskorb trägt.
    Ping Pinguin schwamm voraus. Sie tauchten in die Felsenröhre, wo sie von den bunten kleinen Fischen angestaunt wurden.
    Noch mehr allerdings staunten König Pumponell, Sami und Wawa, als Seele-Fant mit der Tonne aus dem See emporstieg!
    „Wie?... Ist dies etwa die Schweinetonne?“
    „Helft uns, sie an Land zu bringen!“ Ping Pinguin plusterte seine Federn auf.
    Der König und Sami zogen die Tonne ans Ufer, öffneten die Tür und gossen das Wasser aus.
    „Hinein! Majestät!“ befahl sein Diener.
    Der König zog ein Gesicht wie einer, der gerade in eine saure Zitrone gebissen hat.
    „Wönn do löbör ön dör Höhlö bleubön wöllst, brauchst do ös nor zo sagön...“, brummte Seele-Fant.
    Da kniff sich König Futsch der Erste die Nase mit den Fingern zu, kniete sich nieder und kroch rückwärts auf allen vieren in Wutz’ Schlummertonne. Dann schloß und verriegelte er die Tür von innen. „Öfföff!“ grunzte Sami zum Spaß. Er rollte die Tonne in den See. Dem König wurde schwindlig, als er rasch hintereinander seine Hände und Füße mal über sich, mal wieder unter sich hatte und sein Rücken im Kreis herumgedreht wurde wie ein Braten am Spieß. Zwar ging die Tonne jetzt wieder nicht unter, doch war der König immerhin gewichtig genug, daß Seele-Fant sie hinabdrücken und mit ihr tauchen konnte. Außerdem floß durch eine schmale Ritze an der Tür etwas Wasser ins Innere, wodurch das seltsame Unterseeboot zusehends an Schwere gewann. Der König fühlte mit Grausen Füße und Hände naß werden, während er in völliger Dunkelheit und in gänzlicher Stille dahinschwebte. Nur von Zeit zu Zeit war ein leises Gluckern zu hören. Langsam kroch das Wasser über seine Füße, Knie und die Handgelenke hinauf.

    Aber glücklicherweise war der Tunnel ja nicht allzu lang. Und ehe der Bauch seiner Majestät in der Tonne naß wurde, stieg Seele-Fant aus den Fluten. Die Sonne spiegelte sich auf der nassen Wölbung der Tonne.
    Die Rettung war gelungen!
    Der König kroch aus dem Unterwassergefährt. Er drückte Professor Tibatong herzlich die Hand. Tim Tintenklecks verstopfte die Ritze mit Wachs, und Seele-Fant lud Sami und Wawa das nächstemal gleich zusammen ein. Es glückte ohne Schwierigkeiten. Er war nun schon so geübt, daß er es beinahe „traurög“ fand, nun nicht mehr gebraucht zu werden.
    So lag er am Ufer, wie üblich auf seine Vorderflossen gestützt, den Hinterleib halb im Wasser, und schaute zu: König Futsch der Erste und Sami säuberten ihre Kleider; Ping Pinguin erklärte Schusch, was für eine wichtige, pfwierige Aufgabe er bei der Rettungsaktion gehabt hatte; Wutz kroch in ihre Schlummertonne und grunzte, daß diese zunächst gründlich gescheuert werden müsse, ehe sie wieder verwendbar wäre.
    Da Seele-Fant so von allen unbeachtet blieb, wie er es im Grunde nicht anders erwartet hatte, wandte er sich
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