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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar
Autoren: Kjartan Poskitt
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als sie beide auf seinen Rücken losgingen. Er trat flink zur Seite und wich so den Schwertspitzen aus. Dann schlug er mit einem gewaltigen beidhändigen Haken den Kopf des einen Sklaven gegen den des anderen, wodurch ein befriedigendes

    ertönte.
    Er trat über die gefallenen Körper hinweg und richtete sich dann hoch auf, um dem Mädchen ins Gesicht zu blicken. Er war richtig stolz auf sich. Warum auch nicht? Er hatte gerade sechs Schwerter schwenkende Sklaven mit einem Axtstil außer Gefecht gesetzt und darüber hinaus keinen von ihnen dauerhaft verletzt. Man konnte sie alle verarzten und retten, also war es keine Verschwendung guter Sklaven gewesen, alles in allem. Sie war bestimmt zufrieden, mit Sicherheit auch beeindruckt, also würde sie auch lächeln, oder?
    »Na schön, Wilder, du hast deine Einstellung dargelegt«, schnauzte ihr Vater ihn an. »Geh jetzt.«
    »Du hast hier gar nichts zu befehlen, Vater.« Das Mädchen blickte Urgum direkt in die Augen. »Sondern er.«

    Urgum gefiel die Antwort. Es war genau das, was er gesagt hätte, wenn es ihm rechtzeitig eingefallen wäre. Und obwohl sie noch nicht gelächelt hatte, glitten ihre Augen über ihn. Sicher gefiel ihr, was sie sah, oder?
    Wenn sie erst mal mit der Besichtigung fertig ist, wird sie lächeln , dachte Urgum. Er brauchte nur einen Moment abzuwarten, und in der Zwischenzeit stand er einfach da, hielt den Atem an und versuchte, nicht zu zittern. Aber der Blick des Mädchens blieb an seinem linken Oberschenkel hängen. Urgum schaute an sich runter und sah, dass ein breiter Blutstrom aus einem Riss in seiner Hose floss. Einer der Sklaven hatte ihn wohl unglücklich mit dem Schwert erwischt. Er steckte einen Finger in die Wunde, um zu sehen, wie tief sie war, und streifte dabei mit seinem Nagel einen nackten Nerv.
    »Au!« Er stöhnte auf, ohne nachzudenken, und warf dann dem Mädchen einen Blick zu.
    »Schwächling«, sagte sie und rümpfte die Nase.
    Urgum war stinksauer, zum Teil auf das Mädchen, aber in erster Linie auf sich selbst. Er hätte den Haufen einfach mit seiner Axt außer Gefecht setzen sollen. Aber welchen Sinn hätte das gehabt? Er wusste, dass er das Mädchen in kleine Stücke hacken konnte, irgendwie würde sie ihn immer noch anstarren und er würde immer noch den Atem anhalten, während er darauf wartete, ob sie lächeln oder eine Augenbraue hochziehen würde.
    All das lag mehr als zwanzig Sommer zurück, aber die Erinnerung daran war für Urgum so frisch, als wäre es erst gestern gewesen. Als er jetzt im Eingang zur Felsenkluft stand, hielt er wieder einmal den Atem an und starrte dasselbe Mädchen an. Zugegeben, sie hatte ein bisschen Gewicht zugelegt (aber nicht annähernd so viel wie Urgum), ein paar graue Strähnen waren in dem vollen Gebirge ihres Haares aufgetaucht, und die Freude, sieben barbarische Söhne in einer Höhle großzuziehen, hatte ein paar feine, sanfte Linien um ihre Augen hinterlassen. Aber es war dasselbe Mädchen. Und wieder einmal hielt Urgum den Atem an, während er darauf wartete, ob sie lächeln oder eine Augenbraue hochziehen würde.

Der Zeitsprung

    D ie Zeichen standen nicht gut. »Wie ist es meinem hübschen, kleinen Zuckerschnütchen ergangen?«, fragte Urgum und versuchte, fröhlich zu klingen.
    Aber Divinas Mund sah nicht aus wie ein hübsches, kleines Zuckerschnütchen. Er sah aus, als würde er ihm jeden Augenblick den Kopf abbeißen und seine Augen wieder ausspucken.
    »Wir haben einen sehr schönen Ausflug hinter uns«, fügte er hinzu, als glaubte er, dass sie das interessieren könnte. »Wir waren auf der anderen Seite des Vergessenen Kraters. Aber dich haben wir natürlich nicht vergessen! Schau.«
    Urgum streckte den Beutel mit den Juwelen aus, den sie ignorierte.
    »Wie freundlich von dir, daran zu denken, wieder nach Hause zu kommen«, sagte Divina.
    Urgum lachte laut und tat so, als hätte sie es als Witz gemeint. »Hohoho.« Er schlug sich auf die Schenkel. »Natürlich haben wir daran gedacht, wieder nach Hause zu kommen! Schließlich waren wir ja nur einen Nachmittag lang weg. Also, okay, zugegeben, es ist ein bisschen dunkel geworden, deshalb sind wir über Nacht geblieben. Und die nächste Nacht auch. Und die danach, aber es war nicht sooo lang. Der Krater ist nur einmal zugefroren, also sei vernünftig, es ist ja nicht ein ganzes Jahr gewesen. Also nicht ganz. Oder doch? Wie auch immer. Jetzt sag mal ehrlich, hast du das Passwort geändert?«

    »Ja.«
    »Ach! Schön, nun,
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