Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar
Autoren: Kjartan Poskitt
Vom Netzwerk:
waren, aber am Auffallendsten an ihr waren ihre Hände. Sie waren leicht ineinander verschränkt und lagen entspannt in ihrem Schoß, während die Finger ihres Vaters nervös auf dem Arm des Sänften-Sofas herumtrommelten.
    »Er kann sie nicht alle töten!«, antwortete ihr Vater.
    Divina blickte Urgum aus halb geschlossenen Augen abschätzend an, als versuchte sie herauszufinden, was er dachte. Zu seiner Überraschung wurde er unter ihrem Blick ziemlich unsicher, also hob er die Axt auf seine Schulter und ließ ein Knurren ertönen, um sich besser zu fühlen.
    »Oh doch, er kann sie alle töten«, verkündete sie schließlich mit einem ganz leisen Lächeln. »Kannst du doch, oder nicht?«
    Urgums Mund war jetzt so trocken, dass er unfähig war zu sprechen, also nickte er einfach. In Wirklichkeit war er einfach erfreut, dass dieses Weichei-Mädchen sein Talent erkannt hatte, dass er überhaupt nicht mehr aufhören konnte zu nicken und erst kapierte, dass er vermutlich extrem dämlich ausschaute und besser mit dem Nicken aufhören sollte, als sie die linke Augenbraue hochzog. Mit dieser kurzen Bewegung sagte sie: »Ja, du bist ein unheimlich starker Wilder und wir blicken alle einem grausigen Tod ins Auge. Aber offen gesagt würde mich das nicht sonderlich beeindrucken. Hast du nichts Besseres zu bieten als das?«

    Urgum schaute die Sklaven vor sich an. Sie waren alle etwa so alt und so groß wie er, und an der Art, wie sie ihre Schwerter hielten, erkannte er, dass zwei von ihnen zumindest die Grundausbildung als Gladiatoren hinter sich hatten, aber die anderen standen einfach da und hofften, dass sie einen Glückstreffer landen konnten. Sie waren zwar kräftig, aber durch das jahrelange Tragen von Sänften-Sofas hatten sich die falschen Muskeln entwickelt und sie waren deshalb eher für das Tragen schwerer Lasten als für einen schnellen Kampf geeignet. Außerdem hatten sie Angst, wozu sie auch allen Grund hatten. Allein der Geruch von blutdürstigem Adrenalin, der von Urgum ausging, hätte gereicht, um jeden Gegner aufzuschrecken. Urgum war von Natur aus kein gnädiger Typ, aber diese Kerle verdienten den Tod nicht. Abgesehen davon spürte er, dass es nicht reichen würde, um dieses Mädchen zu beeindrucken, wenn er sie alle tötete. Und nach der Art, wie sie zornig die Augenbraue hochgezogen hatte, wollte er mehr als alles andere, dass sie von ihm beeindruckt war. Aber wenn es nicht genug war, sie alle zu töten, was denn dann?
    Die Axt zuckte in seinen Händen. Die Sklaven drängten sich dichter aneinander und streckten ihre Schwerter aus. Es war mitleiderregend. Nur wenige Schwünge wären nötig gewesen und sechs abgetrennte Arme hätten im Sand gelegen, die Schwerter immer noch mit den Händen umklammernd.

    »Nun?«, schnauzte Gastan die Sklaven an. »Worauf wartet ihr? Auf ihn!«

    Mit einem geschickten Schnipsen warf Urgum seine Axt hoch in die Luft, wo sie sich überschlug, fing sie dann am schweren metallenen Kopf und wandte sie mit dem Holzgriff voran den Sklaven zu. Zu seiner großen Freude schnappte das Mädchen vor Überraschung nach Luft und ihre Augen wurden groß wie Straußeneier. Absolut wunderschöne, tiefdunkelbraune Augen hatte sie. Sie war es in jedem Fall wert, angestarrt zu werden, und war da etwa wieder die Spur eines angedeuteten Lächelns, das ihm galt? Oh bitte, lass sie mich anlächeln , dachte Urgum, während er einem der Sklaven mit dem Axtgriff die Zähne einschlug. Ein einfacher Stock oder ein Speergriff wäre eine bessere Waffe gewesen. Er wäre länger und leichter gewesen und vor allen Dingen hätte Urgum nicht das Gewicht des tödlichen Axtkopfes falsch herum tragen müssen. Einige Sklaven waren zäher, als er angenommen hatte. Dennoch schaffte er es, den Axtstil binnen weniger Pulsschläge mit einem weiteren Gebiss bekannt zu machen, zwei Handgelenke, einen Oberarm und zwei Knöchel zu brechen, ein Ohr abzuschlagen und es dem alten Mann zuzuwerfen.

    Urgum trat zurück und atmete tief. Er nahm an, dass dies beeindruckend genug gewesen wäre, ohne angeberisch zu wirken. Doch zu seiner Enttäuschung musste er feststellen, dass immer noch zwei Sklaven versuchten, ihre Schwerter in seine Richtung zu bugsieren.
    »Tut mir leid, Leute«, sagte er. »Ich dachte, ich wäre fertig. Dann kommt nur her. Ich werf die Axt weg und ihr könnt loslegen.«

    Urgum warf die Axt beiseite und wandte sich absichtlich von ihnen ab. Wie er erwartet hatte, hörte er das scharfe Einziehen ihres Atems,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher