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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi
Autoren: berry
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erklärte die Jungfrau. »Zu ihrer Errettung wünscht Gott di e A nbetung meines Unbefleckten Herzens. Wenn die Menschen tun, was ich euch sage, werden viele gerettet werden, und es wird Frieden sein. Der Krieg wird enden. Wenn sie aber weiterhin Gott kränken, wird unter dem Pontifikat von Papst Pius XI. ein noch schlimmerer Krieg ausbrechen.«
    Die Höllenvision verschwand, und die warmen Strahlen zogen sich in die gefalteten Hände der Jungfrau zurück.
    »Wenn ihr eine Nacht von einem unbekannten Licht erhellt sehen werdet, so wisset: Dies ist das große Zeichen Gottes, dass er die Menschheit durch Krieg, Hunger und Verfolgung der Kirche und des Heiligen Vaters für ihre Verbrechen bestrafen wird.«
    Die Worte der Jungfrau verstörten Lucia. Sie wusste, dass seit einigen Jahren ein Krieg Europa verwüstete. Aus den umliegenden Dörfern waren Männer zur Armee gegangen, und viele waren niemals zurückgekehrt. In der Kirche hatte sie vom Leid der Hinterbliebenen gehört. Nun erfuhr sie ein Mittel, um dieses Leid zu beenden.
    »Um dies zu verhüten«, fuhr die Jungfrau fort, »fordere ich euch auf, Russland meinem Unbefleckten Herzen zu weihen. Jeden ersten Samstag soll eine Bußkommunion gefeiert werden. Wenn die Menschen mir gehorchen, wird Russland sich bekehren und es wird Friede sein. Andernfalls wird Russland seine Irrlehren in der ganzen Welt verbreiten und Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören. Die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird vieles erdulden müssen, und zahlreiche Nationen werden zugrunde gehen. Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz den Sieg davontragen. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, Russland wird sich bekehren, und die Welt wird eine Zeit des Friedens genießen. «
    Lucia fragte sich, was wohl mit Russland gemeint war.
    Handelte es sich um einen Ort? Galicia und Spanien waren die einzigen ausländischen Regionen oder Staaten, deren Namen sie kannte. Ihre Welt war das Dorf Fatima, wo sie mit ihrer Familie lebte, der benachbarte Weiler Aljustrel, wo Francisco und Jacinta wohnten, die Cova da Iria, wo ihre Schafe weideten und Gemüse angebaut wurde, und die Cabeco-Grotte, wo in den letzten zwei Jahren der Engel erschienen war und das Kommen der Jungfrau angekündigt hatte. Dieses Russland war offensichtlich recht wichtig, sonst hätte die Jungfrau ihm nicht ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Aber Lucia wollte etwas anderes wissen: »Was ist mit Portugal?«
    »In Portugal wird man immer das Dogma des Glaubens bewahren. «
    Lucia lächelte. Es beruhigte sie, dass ihr Heimatland im Himmel so angesehen war.
    »Beim Beten des Rosenkranzes«, fuhr die Jungfrau fort , » sollt ihr nach jedem Glaubensgeheimnis sagen: › O Herr Jesu, verzeihe uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen ‹ .«
    Lucia nickte.
    »Ich muss euch noch mehr sagen. « Als die Jungfrau die dritte Botschaft beendet hatte, fügte sie hinzu: »Erzählt dies noch niemandem.«
    »Nicht einmal Francisco?«, fragte Lucia.
    »Ihm dürft ihr es sagen.«
    Es folgte ein langer Augenblick der Stille. Aus der Menschenmenge war kein Laut mehr zu hören. Alle Männer, Frauen und Kinder waren tief ergriffen und knieten oder standen still da. Sie waren vom Verhalten der drei Seher – so wurden die Kinder von ihnen genannt – völlig in Bann geschlagen. Viele Leute hielten Rosenkränze in Händen und sprache n l autlos Gebete. Lucia wusste, dass keiner von ihnen die Jungfrau sah oder hörte – was ihnen widerfuhr, war reine Glaubenssache.
    Einen Moment lang genoss sie die Stille. Über dem Tal lag eine große Feierlichkeit. Selbst der Wind hatte sich gelegt. Plötzlich fror Lucia, und zum ersten Mal begriff sie das Gewicht ihrer Verantwortung. Sie atmete tief ein und fragte : » Wünscht Ihr sonst noch etwas von mir?«
    »Heute nicht mehr.«
    Die Jungfrau stieg wieder ostwärts zum Himmel hinauf. Etwas wie Donnergrollen war zu hören. Lucia stand auf. Sie zitterte. »Da geht sie nun hin«, rief sie zum Himmel deutend.
    Die Menge spürte, dass die Vision vorüber war, und drängte vor.
    »Wie sah sie aus?«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Warum siehst du so traurig aus?«
    »Kommt sie wieder?«
    Die Menschen drängten sich immer dichter um die Steineiche, und plötzlich wurde Lucia von Angst überwältigt. »Es ist ein Geheimnis. Es ist ein Geheimnis«, platzte sie heraus.
    »Gut oder schlecht?«,
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