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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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und schien sprachlos zu sein.
    Die Gruppe kam näher. Alle bewegten sich mit lässigen federnden Schritten. Kerris Nervosität steigerte sich. Eigentlich wollte sie Javier beipflichten, doch dann erinnerte sie sich an ihre Situation und ihre Umgebung. Panik überwältigte sie. Unwillkürlich griff sie nach Tylers Hand, aber er stand steif wie Holz da.
    »Scheiße«, raunte Brett stöhnend. »Scheiße noch mal, tut irgendwas, Leute!«
    Javier versetzte ihm einen Stoß. »Kumpel, bleib ruhig. Du führst dich auf wie ein Arschloch.«
    Als sich die Gruppe noch etwa drei Meter entfernt befand, blieb sie stehen. Der Anführer trat vor und bedachte sie mit einem unfreundlichen, argwöhnischen Blick.
    Langsam rückten seine Freunde zu ihm auf.
    »Scheiße, was treibt ihr hier? Habt ihr euch verirrt?«
    Er hatte eine tiefe Stimme, die mürrisch klang. Er stand mit angespanntem Körper da, als sei er bereit, sie jederzeit anzuspringen.
    Stephanie und Heather fassten sich an den Händen und wichen gleichzeitig einen Schritt zurück. Brett huschte hinter sie. Javier kam hinter dem Auto hervor und baute sich gegenüber von der Gruppe auf. Tyler schlug langsam die Motorhaube zu und trat neben ihn. Kerri verharrte an Ort und Stelle. Ihre Füße fühlten sich wie festgewachsen an. Ihr Herz hämmerte wild in der Brust.
    Ein anderer der schwarzen Jugendlichen ergriff das Wort. »Wir haben euch was gefragt.«
    »Wir wollen keinen Ärger«, antwortete Tyler.
    Innerlich zuckte Kerri beim kläglichen, flehentlichen Tonfall seiner Stimme zusammen.
    »Tja, wenn ihr keinen Ärger wollt«, meinte der Anführer grinsend, »seid ihr definitiv am falschen Ort.«
    Seine Freunde kicherten über die Bemerkung. Er hob eine Hand und sie verstummten schlagartig.
    »Wenn ihr nach Einbruch der Dunkelheit in diese Gegend kommt«, fuhr er fort, »dann müsst ihr auf der Suche nach Ärger sein. Oder Dope. Oder ihr habt euch verirrt. Also was davon?«
    »Nichts davon«, gab Javier zurück. »Wir hatten bloß Ärger mit dem Auto. Das ist alles. Wir haben gerade einen Abschleppwagen gerufen und der ist schon unterwegs.« Er verstummte kurz. »Sollte jeden Moment hier sein.«
    Der Anführer stupste den schlaksigen Jungen neben ihm mit dem Ellenbogen. »Hast du den Mist gehört, Markus? Er sagt, ein Abschleppwagen ist unterwegs.«
    Markus lächelte und nickte. »Hab’s gehört, Leo. Was denkst du?«
    Der Anführer – Leo – starrte Javier an, als er antwortete. »Ich denke, dieses Würstchen will uns verscheißern. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen keine Abschleppwagen hierher. Nicht in diese Straße.«
    Javier und Tyler sahen sich an. Kerri fiel auf, dass Tylers Adamsapfel auf und ab hüpfte. Sie drehte sich zu Stephanie um, die langsam ihr Handy aus der Handtasche zog.
    »Und jetzt ehrlich«, sagte Leo. »Was wollt ihr hier? Sucht ihr was zum Einwerfen?«
    »V-vielleicht«, antwortete Tyler. »Was habt ihr?«
    Leo kam näher. »Die Frage ist: Was habt ihr? Wie viel Kohle habt ihr dabei?«
    Scheiße, dachte Kerri. Jetzt kommt’s. Gleich ziehen sie ein Messer oder eine Kanone .
    »W-wir kommen von M-Monsters of H-Hip-Hop «, stammelte Brett, der sich hinter den Mädchen versteckt hatte. »Wir w-wollen nur n-nach Hause.«
    Die Gruppe der schwarzen Teenager brach in grölendes Gelächter aus. Kerri konnte nicht einordnen, ob es an der allzu offensichtlichen Angst in Bretts Stimme lag oder daran, dass eine Clique weißer, unübersehbar aus den Vorstädten stammender Jugendlicher ein Hardcore-Rapkonzert besucht hatte.
    Leo warf einen Blick auf das Auto, dann auf ihre Gruppe. Kerri merkte, dass er sie besonders intensiv anstarrte. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. Dann sah er wieder zum Wagen.
    »Na schön«, meinte er. »Lasst uns das kurz und schmerzlos erledigen. Ich sag euch, wie wir’s machen. Ihr gebt uns ...«
    »Leck mich, Nigger!«
    Kerri war genauso überrascht wie Leo und seine Begleiter. Sie hörte Füße über den Asphalt klatschen und als sie sich umdrehte, sah sie Brett, der wegrannte und auf das verlassene Haus am Ende des Blocks zuhielt. Gleich darauf spurteten Stephanie und Heather hinter ihm her. Stephanies Telefon rutschte ihr aus der Hand und landete klappernd auf dem Boden, als sie flüchtete. Sie hielt nicht an, um es aufzuheben. Tyler hetzte ihnen schreiend nach. Javier und Kerri starrten einander einen Herzschlag lang an, dann packte er sie am Arm und zog sie hinter sich her.
    »Komm!«
    »Hey!«, brüllte Leo. »Scheiße,
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