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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Autoren: Kirsty McKay
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in der Busmitte. »Ich rühr mich nicht vom Fleck.«
    »Ich schon«, sagt Smitty. Er ist an der Tür, bevor ich reagieren kann. »Du bleibst hier«, ruft er mir zu. »Falls Lizzie hier auf die Idee kommt, mich auszusperren.« Er schlägt auf den Hebel für die Tür und läuft lässig die Stufen hinunter.
    »Pass auf dich auf.« Ich bleibe an der obersten Stufe stehen. Er grinst und packt sich selbst am Hals, als ob irgendein Ghul ihn nach draußen zerrt. Der Schnee knirscht, als er um die Vorderseite des Busses verschwindet.
    »Mach die Tür zu!«, zischt Alice.
    »Gib ihm eine Sekunde. Er kommt gleich mit dem Fahrer zurück.«
    Jetzt fallen wieder dicke, schnelle Schneeflocken. Der Wind hat nachgelassen und es ist dermaßen still rundum, dass es fast wehtut. Dieser rote Fleck auf dem Boden ist immer noch da, aber er sieht jetzt, wo ihn der frische Schnee langsam zudeckt, eher rosa aus. Ich spitze die Ohren und halte meine Hand über dem Hebel bereit, falls aus dem ganzen Weiß irgendwas angestürzt kommt.
    »Hey!«
    Ich zucke zusammen und stoße mir am Lenkrad die Knöchel.
    »Hilf uns mal, Neue!«
    Smittys Stimme. Ich steige die erste Stufe hinunter. »Was ist denn?«
    »Nun komm schon!«
    »Mach das bloß nicht.« Alice steht von ihrem Sitz auf, tritt aber nicht hinaus auf den Gang. »Bleib hier!«
    »Er braucht Hilfe.« Ich zögere.
    »Jepp!« Smitty taucht an der Tür auf und ich pralle zurück und knalle mit dem Hintern an die oberste Stufe. Stylish . Smitty schaut zu mir herauf. »Der Fahrer. Ich kann ihn nicht alleine tragen.«
    »Ihn tragen?« Ich stehe da und widerstehe dem Drang, mir das Steißbein zu reiben.
    »Nun komm!«
    Damit ist er wieder weg. Ich fixiere Alice mit dem allerstählerndsten Blick, den ich draufhabe.
    »Wehe, du sperrst uns aus.«
    »Ich geb euch zwei Minuten«, ruft sie.
    Ich trete hinaus ins Weiße, auf den Pfad, den meine Mitschüler in den Schnee getrampelt haben. Ich weiche dem rosa Fleck aus und sinke prompt bis an die Knie ein. Na toll. Hey, ist doch bloß Schnee. Ich stütze mich am Bus ab und setze meinen Fuß in den ersten von Smittys Fußabdrücken, folge ihnen zur Schnauze des Busses. Auf der Straße ist der Schnee flacher und ich komme entsprechend leichter den Bus entlang zum Heck, wo ein Minicooper mit einer auf das Dach gemalten Englandfahne unter der Stoßstange klemmt.
    »Hier.« Smittys Kopf kommt hinter dem Auto vor. »Hilf mir, ihn zu ziehen.«
    Ich gehe dichter heran. O Gott. Der Fahrer liegt reglos im Schnee, mit den Beinen unter dem Auto.
    »Alles in Ordnung mit ihm?« Blöde Frage.
    »Er hat nichts weiter abgekriegt«, sagt Smitty. »Bis auf seine Hand.«
    Er hält das rechte Handgelenk des Fahrers hoch. Aus einer tiefen Wunde läuft langsam Blut seinen Arm hinunter. Adrenalin durchschießt mich und mir wird schwindelig.
    »Wir müssen ihn verbinden – schnell.« Ich greife nach meinem Schal. Nach dem besten Kaschmirschal meiner Mutter, besser gesagt. Hellviolett mit blauen Streifen. Sie hat ihn mir am Morgen der Abfahrt um den Hals gewickelt, statt einer Umarmung. Der Schal gefällt mir nicht mal, bloß ist ihr Gesichtsausdruck dermaßen untypisch für sie gewesen – als ob ich ihr tatsächlich mal fehlen würde –, dass ich ihn umbehalten habe. Aber jetzt gibt es Wichtigeres. Ich wickele ihn rasch ab und binde ihn so fest um den Unterarm des Fahrers, wie ich mich traue. Ich hab nur nichts zum Festmachen.
    »Hier.« Smitty lässt ein kleines schwarzes rundes Ding in meine Hand fallen. Es ist ein Button mit einem lachenden Schädel und dem Schriftzug Death Throes drauf. Das ist der Name einer Rockband. Hoffe ich. Ich fixiere den Schal damit.
    »Sollen wir ihn wirklich bewegen?« Ich sehe zu Smitty hoch und in meine Augen fallen Schneeflocken.
    »Klar. Sonst erfriert er.« Er bückt sich und fängt an den Mann irgendwie hochzuhieven. »Glück für uns, dass er so klein ist. Ich heb ihn hoch und du schiebst dich unter seinen anderen Arm.«
    Wir stehen auf und nun hängt der Fahrer schwer auf meiner Schulter und ich atme den unangenehm warmen, süßen Schweißgeruch eines Erwachsenen ein. Ihm entfährt ein Stöhnen.
    »Gut, dass Sie wach sind, Mister«, sagt Smitty. »Wir müssen Sie hier wegschaffen. Stellen Sie einfach einen Fuß vor den anderen. Um den Rest kümmern wir uns.«
    Wir stolpern vorwärts wie ein merkwürdiges Monster mit drei Köpfen, das sich durch den Schnee voranschiebt. Schließlich haben wir es zurück zur Tür des Busses geschafft.
    Sie
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