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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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los und hätte den Geistlichen um ein Haar ersäuft.
    Am nächsten Holztag kam Armia nicht vom Brennholz-Sammeln zurück. Sie hatte einen Schrattler beim Pilze vergiften überrascht und mit einem Knüppel zu Brei geprügelt. Daraufhin hatte sie beschlossen, herauszufinden, ob ihr dergleichen beim nächsten Mal genauso viel Befriedigung verschaffen würde.
    Es stellte sich heraus, dass das der Fall war.
     
    Von der abgestandenen Luft im dreizehnten Untergeschoss der ehemaligen Kupfermine hatte die Abenteurerin nach ungefähr hundert Abzweigungen und fünfzig aufgeschlitzten Minenschrattlern furchtbare Kopfschmerzen bekommen. Allmählich wurde es Zeit für das Obermonster, fand sie. Und anschließend für eine Kanne Erdbeertee.
    Die nächste Abzweigung. Links oder rechts? Rechts raschelte und klapperte etwas. Es klang wie ein Skelett mit wallendem Gewand. Ungewöhnlich.
    Armia hielt die Luft an und schlich um die Ecke. Ein düsterer Raum. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie jemanden oder etwas hinter einer Tür verschwinden. Sie rückte näher und spürte das Kribbeln des bevorstehenden Kampfes. Zwischen zerschlissenen Polstermöbeln hindurch näherte sie sich der Tür, hinter der das Monster verschwunden war. Was würde sie erwarten? Ein lebender Leichnam? Ein Vampir? Ein Zauberer? Zweifellos hatte er sie bemerkt und wollte ihr im Nebenraum einen gebührenden Empfang bereiten.
    Eine Prise Unsicherheit prickelte in Armias Nacken. Sie hatte das Gefühl, dass sie etwas offensichtliches übersah, wusste aber nicht, was. Bislang hatte sie ihre Abenteuersucht heil überstanden. Einige kleine bis mittelgroße Narben waren nicht der Rede wert. Aber heute schien es anders zu sein. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Noch dazu hatte dieses Obermonster nicht die sofortige Konfrontation gesucht. Es hatte sich versteckt. Es heckte etwas aus.
    Sie stand zwei Schritte vor der Tür. Hastig wischte sie den vom Schweiß schlüpfrigen Griff ihres Schwertes an ihrem Mantel ab und nahm es dann wieder fest in die Rechte. Ihre Knöchel traten weiß hervor.
    Sie holte tief Luft und sprang. Die Tür gab krachend nach. Ihr Schwert fuhr in den Körper des Hirnschrattlers.
    »Jaaaaa!«
    Es war der Höhepunkt ihres Trips.
    Das Wesen, eine miefige Mischung aus Riesenratte und Tattergreis, gekleidet in einen zerschlissenen, viel zu weiten Anzug, sank vom Donnerbalken zu Boden. Der beißende Gestank der Sickergrube war allgegenwärtig, aber auch der Schrattler roch nicht gerade gut.
    »Ach ...« Offenbar war das Monster noch nicht tot. »Ach«, sprach es, »ich hatte ein schönes, erfülltes Leben ...«
    Armia überlegte, ob sie sein Leiden beenden sollte.
    »... Spaß mit blöden Abenteurern ...«
    Sie runzelte die Stirn, während der Hirnschrattler mit brechender Stimme weiter faselte.
    »... ab und zu ... kröch ... eine ... hübsche Ratte ...«
    Die Abenteurerin verzog angewidert das Gesicht: »Du bist ekelhaft.« Die meisten Schrattler konnten gerade mal »dein Ändää wärd schräcklääch sein« heulen, dieses Monster redete dafür umso mehr.
    »... du hast leicht reden ... du triffst auch mal Leute, die was anderes im Sinn haben als dich ... kröch ... dich umzubringen ... mit denen kannst du dann ... kröch ... du weißt schon ...«
    Für so etwas hatte Armia gewöhnlich keine Zeit. Nur gelegentlich schnappte sie sich in irgendwelchen Gasthäusern willige Männchen.
    »... unsereins dagegen ... kröch ... kann nicht wählerisch sein ...«
    Angeekelt holte Armia wieder mit dem Schwert aus. »Sag Auf Wiedersehen!«
    »... kröch ... wiedersehen ...«
    Das Wesen verstummte und bewegte sich nicht mehr.
    Armia Pilx atmete tief ein. Und bereute es sofort. Drückte sich den Ärmel auf die Nasenlöcher. Verzog das Gesicht. Eilig und hustend verließ sie den Abort und versuchte, ihn mit der eingetretenen Tür notdürftig zu verschließen. Sie sah sich im Raum um. Jetzt kam der langweilige Teil: Schätze einsammeln. Die meisten Sachen ließ sie liegen. Für Schmuck interessierte sie sich nicht, denn das meiste von dem Zeug war schon seit Jahrhunderten nicht mehr in Mode. Man wurde ausgelacht, wenn man so etwas trug, und selbst besonders paarungswillige Männer mieden einen mit Argwohn.
    Aha, ein vergoldeter Dolch. Sogar scharf. Schon besser. Den steckte sie ein.
    In einer Truhe lagen vier unscheinbare Schriftrollen, aber Armia kannte deren Wert. Um historische Papiere rissen sich die Gelehrten, und sie waren leicht zu
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