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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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auseinandergenommen und es in Aylesbury wieder aufgebaut. Wahrscheinlich ein Designer-Job. Die machen das sowieso ständig. Kein Problem, nichts ist zu mühsam… vorausgesetzt, man bezahlt extra.« Er zwinkerte ihr zu. »Außerdem«, er sah sich in dem spärlich möblierten Raum um, »war es ja keine besonders große Angelegenheit. Ist Ihre Wohnung so wie diese?«
     »Nicht ganz«, sagte Mrs. Ransome. »Unsere ist… nun… komplizierter.«
     Er zuckte die Achseln. »Sie konnte zahlen. Sie ist reich. Jedenfalls«, sagte er, stand vom Sofa auf und nahm ihre Hand, »tut es mir leid, daß Sie meinetwegen Unannehmlichkeiten hatten.«
     »Hatte ich nicht«, sagte Mrs. Ransome. »Am Anfang war es, nun, irgendwie komisch, wissen Sie, aber ich habe versucht, es positiv zu sehen. Und ich denke, ich bin daran gewachsen, wissen Sie.«
     Sie standen neben dem Kinderwagen.
     »Wir hatten einmal so einen«, sagte Mrs. Ransome. »Kurz.«
    Das war etwas, worüber sie seit dreißig Jahren nicht gesprochen hatte.
     »Ein Baby?«
     »Er hätte Donald heißen sollen«, sagte Mrs. Ransome, »aber soweit ist es nie gekommen.«
    Nicht ahnend, daß es sich hier um eine Offenbarung handelte, streichelte der junge Mann nachdenklich seine Brustwarze, während er sie in den Flur hinausbegleitete.
     »Danke, daß Sie das Geheimnis aufgeklärt haben«, sagte sie und (das Kühnste, was sie in ihrem Leben je getan hatte) berührte sachte seine nackte Hüfte. Sie war darauf gefaßt, daß er zurückzucken würde, doch er tat es nicht und auch sein Verhalten veränderte sich nicht – er lächelte immer noch ganz entspannt. Doch auch er mußte sich gedacht haben, daß etwas jenseits des Gewöhnlichen erforderlich war, denn er nahm ihre Hand, führte sie an die Lippen und küßte sie.
     Eines Nachmittags ein paar Wochen später kam Mrs. Ransome mit ihren Einkäufen zu den Naseby Mansions und sah draußen einen Möbelwagen stehen. Als sie die Eingangshalle im Erdgeschoß durchquerte, begegnete sie einem jungen Mann mit einem Kavaliershut auf dem Kopf und einem Kummet um den Hals. Er schob einen Kinderwagen.
     »Zieht er aus?« fragte sie den jungen Mann.
     »Ja.« Er stützte sich auf den Kinderwagen. »Mal wieder.«
     »Zieht er oft um?«
     »Hören Sie, Verehrteste. Dieser Typ wechselt die Wohnungen wie andere Leute die Hemden. Das Ganze« – und er wies auf den Kinderwagen, das Kummet und den Kavaliershut – »fliegt raus. Offenbar werden wir jetzt chinesisch.«
     »Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Mrs. Ransome und nahm ihm den Kinderwagen ab, als er sich bemühte, ihn durch die Tür zu schieben. Sie rollte ihn die Rampe hinunter und schaukelte ihn sachte, während sie wartete, bis er die anderen Sachen neben dem Möbelwagen abgestellt hatte.
     »Eine Weile her, seit Sie so einen geschoben haben«, sagte er, als er ihn ihr abnahm. Sie stand mit ihren Einkäufen auf der Mauer neben dem Eingang und sah zu, wie er Decken um die Möbel packte, und fragte sich, ob er einer von den Roadies war, die ihren Umzug gemacht hatten. Sie hatte Mr. Ransome nicht erzählt, wie es zu dem Einbruch gekommen war; teilweise, weil er ein Getue gemacht und darauf bestanden hätte, in den obersten Stock zu gehen, um persönlich ein Wörtchen mit dem jungen Mann zu reden. (»Steckt wahrscheinlich mit denen unter einer Decke«, hätte er gesagt.) Es war ein Zusammentreffen, das sich Mrs. Ransome nicht vorstellen konnte, ohne es peinlich zu finden. Als der Möbelwagen davonfuhr, winkte sie und ging nach oben.
    Ende der Geschichte, so dachte Mrs. Ransome, doch eines Sonntagnachmittags zwei Monate später erlitt Mr. Ransome einen Schlaganfall. Mrs. Ransome war in der Küche und räumte die Spülmaschine ein, als sie einen Schlag hörte, ins andere Zimmer ging und ihren Mann vor dem Bücherregal auf dem Boden liegen sah. In einer Hand hielt er eine Kassette, in der anderen ein schmutziges Foto, und Der Große Salm lag geöffnet auf dem Fußboden. Mr. Ransome war bei Bewußtsein, konnte jedoch weder sprechen noch sich bewegen.
     Mrs. Ransome tat all das Richtige, schob ihm ein Kissen unter den Kopf und breitete eine Decke über ihn, ehe sie den Krankenwagen rief. Sie hoffte, ihre Tüchtigkeit und Umsicht würden ihren daniederliegenden Mann sogar in seinem geschlagenen Zustand beeindrucken, doch als sie auf ihn niederblickte, während sie darauf wartete, mit der richtigen Dienststelle verbunden zu werden, entdeckte sie in seinen Augen keine Anzeichen von
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