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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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in buntes Papier mit Schleife verpackt. Und er hatte Ballons dabei. Aber die Geschenke konnten mich nicht täuschen. Kyle ist ein guter Freund, möglicherweise ein hervorragender Polizist, aber er ist kein Partylöwe und meidet gesellschaftliche Anlässe wie eine Seuche.
    »Nicht heute Abend!«, sagte Christine und sah plötzlich besorgt aus, vielleicht sogar zornig. »Lass dich nicht in irgendeinen gefährlichen, schrecklichen Fall verwickeln, Alex. Bitte, tu's nicht. Nicht am Abend der Taufe.«
    Ich wusste, was sie meinte, und nahm mir ihren Rat oder ihre Warnung zu Herzen. Meine Stimmung hatte sich bereits verdüstert.
    Ich verfluche dich, Kyle Craig.
    »Nein, nein und nochmals nein«, sagte ich, als ich zu Kyle hinüberging. Ich machte mit dem Zeigefinger ein Kreuz. »Hebe dich von dannen.«
    »Ich freue mich ehrlich, dich zu sehen«, sagte Kyle und strahlte. Dann umarmte er mich. »Mehrfacher Mord«, flüsterte er mir zu.
    »Tut mir Leid, ruf mich morgen oder in den nächsten Tagen an. Heute Abend hab ich frei.«
    »Ich weiß, Alex, ich weiß, aber dieser Fall ist besonders übel. Der hat wirklich den Nerv getroffen.«
    Kyle ließ mich nicht los und erklärte, dass er nur an diesem Abend in Washington sei und dringend meine Hilfe brauche. Er stand unter gewaltigem Druck. Ich erteilte ihm wieder eine Absage, aber er hörte mir gar nicht zu; wir wussten beide, dass es Teil meiner Arbeit war, dem FBI bei wichtigen Fällen hier in Washington zu helfen. Außerdem schuldete ich Kyle den ein oder anderen Gefallen, weil er mich vor etlichen Jahren an einem Entführungs- und Mordfall mitarbeiten ließ, als meine Nichte von der Duke University verschwunden war.
    Kyle kannte Sampson und einige andere meiner Kollegen. Sie kamen herüber und plauderten mit ihm, als wäre sein Besuch rein gesellschaftlicher Natur. Die Leute mögen Kyle. Ich auch – aber nicht jetzt, nicht heute Abend. Immerhin wollte er einen Blick auf den kleinen Alex werfen, ehe wir den Fall ernsthaft diskutierten.
     
    I ch ging mit ihm. Wir standen über dem Jungen, der jetzt inmitten bunter Teddybären und Bälle in einem Tragekörbchen in Nanas Zimmer schlief. Er hielt seinen Lieblingsbären fest, der Pinky hieß.
    »Der arme kleine Junge. Was für ein Pech«, flüsterte Kyle und blickte auf Alex hinunter. »Er ähnelt leider dir, nicht Christine. Wie läuft's eigentlich zwischen euch beiden?«
    »So langsam gewöhnen wir uns wieder an die Normalität«, sagte ich, aber das stimmte leider nicht. Christine war ein Jahr lang nicht in Washington gewesen. Während dieser Zeit und nach ihrer Rückkehr war es zwischen uns nicht so gut gelaufen, wie ich gehofft hatte. Ich vermisste die Intimität mehr, als ich zugeben wollte: Es brachte mich beinahe um. Aber ich konnte mit niemandem darüber sprechen, nicht mal mit Sampson oder Nana.
    »Bitte, Kyle. Lass mich in Ruhe, wenigstens heute Abend.«
    »Ich wünschte, es könnte warten, Alex, aber ich fürchte, das kann es nicht. Wo können wir uns unterhalten, bevor ich mich auf den Rückweg nach Quantico mache?«
    Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie sich Wut in mir aufstaute. Ich führte Kyle in den Wintergarten, wo das alte Klavier steht, das für meine musikalischen Künste immer noch gut genug klingt. Ich setzte mich auf die knarzende Klavierbank und schlug ein paar Klänge von Gershwins »Let's Call the Whole Thing Off« an.
    Kyle erkannte das Lied und lächelte. »Es bleibt dabei. Tut mir Leid.«
    »Offensichtlich nicht Leid genug. Schieß los.«
    »Du hast von dem Bankraub bei der Filiale der Citibank in Silver Spring gehört? Die Morde im Haus der Bankdirektorin?«, fragte er. »Der Ehemann, die Kinderfrau, der dreijährige Sohn?«
    »Wie konnte ich nichts darüber hören?«, sagte ich, ohne Kyle anzuschauen. Diese brutalen, sinnlosen Morde hatten mich traurig gemacht und waren mir auf den Magen geschlagen, als ich darüber gelesen hatte. Die Geschichte war in sämtlichen Zeitungen und im Fernsehen gebracht worden. Sogar die Polizisten in Washington waren stinkwütend.
    »Was ich bis jetzt darüber gehört habe, begreife ich nicht ganz. Was ist denn im Haus dieser Direktorin passiert? Die Kerle hatten doch das Geld, oder? Warum mussten sie die Geiseln töten, wenn sie die Beute hatten? Du bist hergekommen, um mich darüber aufzuklären, stimmt's?«
    Kyle nickte. »Es hört sich verrückt an, aber sie haben sich in der Bank verspätet . Die Anweisung lautete, dass das Mitglied der Bande, das in der
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