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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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ihn zu servieren?« Das barsche Flüstern kam von Caroline Dawson, Greer Dawsons Mutter. Sie war fünfundfünfzig, bir ­ nenförmig und trug ein burgunderfarbenes Moiré-Kostüm im gleichen Stil wie das ihrer Tochter. Während der Schnitt der sportlichen Greer gut stand, wirkte er an Caroline alles andere als vorteilhaft. Als sie mich in scharfem Ton an ­ sprach, bedachte ihr Mann mich mit einem schwachen, mit ­ fühlenden Lächeln. Machen Sie sich nichts draus, ich muss mit ihr leben. Ich stellte eine weiße Tasse vor Caroline hin, während ich mir widerstrebend klar machte, dass ich schon bald wieder für dieselben Leute kochen musste. Vielleicht würde der koffeinfreie Kaffee sie etwas milder stimmen.
    »Schüler, die von der High School ans College gehen, sind wie...« Der Direktor machte eine Pause. Wir warteten. Ich stand da und hielt die letzte Kaffeetasse des Tabletts auf halbem Weg zum Tisch in der Schwebe. »... ein Schwärm Seebarsche..., der von der geschützten Bucht in den Ozean hinausschwimmt...«
    O je, dachte ich, während ich die Tasse absetzte und zurück in die Küche hastete, um den restlichen Kaffee aus ­ zuschenken. Da sind wir nun also bei den Fischwitzen.
    »Darum«, dröhnte der Direktor mit einem selbstironi ­ schen Kichern, das, elektronisch verstärkt, ein Rülpsen klang, »darum heißen sie ja auch Schulen, nicht wahr?«
    Niemand lachte. Ich kniff die Lippen zusammen. Ich sollte mich daran gewöhnen. Noch zwei Studienbera ­ tungsabende und weitere sechs Jahre bis zu Archs Schulabschluss. Ein ganzer Berg bil d hafter Ausdrücke. Ein See von Gleichnissen. Eine ganze Dose voller Ohrstöpsel.
    Als ich wieder ins Esszimmer kam, wirkte Julian, als fühle er sich unbehaglicher denn je. Direktor Perkins war beim una n genehmen Thema der Finanzbeihilfe angelangt. Un ­ angenehm für die Reichen, denn sie wussten, wenn man über siebzigtausend im Jahr verdiente, hatte man nicht die geringste Chance, Beihilfe zu bekommen. Der Direktor hatte mir vor dem Essen geradeheraus erklärt, von diesen Dingen zu sprechen mache etwa ebenso viel Spaß wie die Planung einer Förderveranstaltung, um Spenden für den Parteitag der Republikaner zu sammeln. Der einzige Er ­ wachsene, der heute Abend angesichts der Wortes Bedarf nicht aufstöhnte, war die Studienberaterin. Miss Suzanne Ferrell war eine zierliche, engagierte Lehrerin, die außer ­ dem Beraterin des Französischclubs und Archs neue Be ­ kanntschaft war. Ich warf einen prüfenden Blick auf Julians Gesicht. Besorgte Linien gruben sich neben seinen Augen ein. Er war dank eines eigens für ihn ei n gerichteten Sti ­ pendiums an der Privatschule Elk Park. Doch mit diesem Schuljahr endete auch seine Schulgeldbefreiung, trotz der Ehre, die Begrüßungsansprache halten zu dürfen.
    »Und es versteht sich von selbst«, dröhnte Perkins wei ­ ter, »dass das Geld hier nicht vom Himmel regnet wie im Amazona s gebiet... ehm -«
    Mitten in einem Gleichnis war er stecken geblieben und ve r suchte, sich mit einem geistigen Schlenker zu retten.
    »Ehm, nicht dass es auf den Amazonas regnet...«
    Oh, käme ihm doch die passende meteorologische Me ­ tapher!
    »Ich meine nicht, dass es am Amazonas Geld regnete...«
    Greer Dawson kicherte. Am selben Tisch fing eine Schü ­ lerin in einem beigefarbenen Leinenkostüm an zu giffeln.
    Der Direktor gab wieder diesen grässlichen Gurgellaut von sich. »Eigentlich im Amazonasgebiet...«
    Miss Ferrell stand auf. Verloren in seinem Bilder ­ dschungel, warf der Direktor der Studienberaterin einen flehenden Blick zu, während sie auf das Mikrofon zu ­ ging.
    »Danke, Alfred, das war sehr aufschlussreich. Die Schüler und Schülerinnen der Abschlussklasse wissen bereits, dass ich mich in dieser Woche mit ihnen zusammensetze, um über ihre B e werbungen und die Termine zu sprechen.« Suzanne Ferrell sah mit einem angedeuteten Lächeln hinab in die besorgten, jungen G e sichter. »Wir werden auch Termine vereinbaren, um unsere Listen durchzuge ­ hen.«
    Ein allgemeines Seufzen ging durch den Saal. Besagte Li ­ ste enthielt die Colleges, die die Schule - in Gestalt von Miss Ferrell - für den jeweiligen Schüler als geeignet ansah. Die Privatschule Elk Park nannte das, einen Kompromiss zwi ­ schen Student und College finden. Julian meinte allerdings, wenn ein Schüler auf ein College gehen wolle, für das die Schule ihn nicht geeignet fände, bekomme er keine Emp ­ fehlung, selbst wenn die Eltern der Bibliothek eine
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