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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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Er drehte sich um und wies den anderen Männern einen Weg, der in großem Bogen um unseren Pfad her ­ umführte.
    Schulz und der Mann, der, wie ich annahm, Sanitäter war, gingen zu der Leiche hinüber. Sie beugten sich über sie, unte r hielten sich murmelnd, und dann stapfte Schulz zurück und griff nach dem Sprechfunkgerät. Seine Stimme prasselte durch die kalte Luft, aber ich konnte kein Wort verstehen. Die anderen Männer bezogen wie Wachposten Stellung bei der Leiche und ignorierten uns. Julian und ich standen schweigend und elend da und schützten uns mit verschränkten Armen gegen die schneidende Kälte.
    Schulz kam herüber. Er blieb stehen und zog mich in spröde-männlicher Hochlandmanier an sich. Er brummelte: »Bist du in Ordnung?« Als ich an seiner Schulter nickte, meinte er: »Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?«
    Ich machte mich von ihm los und sah ihn an, diesen Mann, der vor einem Jahr in mein Leben getreten war und sich seitdem har t näckig weigerte, wieder daraus zu ver ­ schwinden. Das goldene Licht der Laternen beschien sein breites, auf schlichte Weise gut aussehendes Gesicht, das nun finster und grimmig wirkte. Sein ernster Mund, seine zu schmalen Schlitzen verengten Augen mit den zeltarti ­ gen, buschigen Augenbrauen - all das zeugte von be ­ herrschter Willensstärke inmitten des Chaos. Seine verbli ­ chenen Jeans, das weiße Hemd mit dem verschlissenen Kra ­ gen und der kornblumenblaue Pullover ließen erkennen, dass er sich ausgeruht hatte, als der Anruf kam. Jetzt rich ­ tete Schulz sich auf, seine B e fehlshaltung. »Was ist hier pas ­ siert, Goldy?« wiederholte er schroff. Jetzt übernehme ich hier das Kommando.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich sah den Schlitten, als ich den Lieferwagen belud, und dann sah ich den Mantel und ging hinüber...«
    Schulz' Seufzer ließ eine Dampfwolke zwischen uns ent ­ stehen. Hinter uns fuhren drei weitere Polizei- und Feuer ­ wehrwagen auf den Parkplatz. Er streckte eine Hand aus und legte den Pelzkragen fein säuberlich um meinen Hals.
    »lass uns hineingehen! Das ist vielleicht ein Aufzug. Ihr beide. Das schwöre ich euch. Komm, Sportsfreund«, sagte Schulz zu Julian und legte ihm einen Arm um die Schul ­ tern. Hinter uns leuchteten blitzend Halogenscheinwerfer auf. »Ihr könnt alle beide froh sein, wenn ihr euch keine Lungenentzündung holt. Ehrlich.« Ein anderer Polizist schloss sich uns an. Schulz und der Polizist gingen mit Ju ­ lian den schmalen Pfad entlang, der an den Kiefern vorbei zu dem großen Ziegelgebäude führte. Ich ging hinterher und versuchte ungeschickt, in ihre Fußstapfen zu treten.
    Der Direktor trippelte die mit Läufern ausgelegte Treppe herunter, als wir die Tür zu der eleganten Eingangshalle aufstießen. Der hochgeschlagene Kragen seines schwarzen Trenchcoats rahmte Perkins' erschrockene Augen ein, die hinter den runden Gläsern seiner Hornbrille hervorschau ­ ten. Sein wolliges, weißes Haar über der hohen Stirn war in wilder Unordnung. Die Schnallen seiner Stiefel klapperten, während er durch das Foyer auf uns z u kam. Nachdem Schulz sich ausgewiesen hatte, fragte der Direktor: »Besteht die Möglichkeit, das aus den Zeitungen herauszuhalten?«
    Schulz runzelte die Stirn und überhörte seine Frage. Statt einer Antwort sagte er: »Ich brauche Angaben über seine nächsten A n gehörigen, ehe wir zum Leichenbeschauer zurückgehen. Können Sie mir da weiterhelfen?« Der Di ­ rektor nannte die Namen von Keiths Eltern, die offenbar in Europa waren. Der Polizist notierte die Namen und ver ­ schwand. Schulz schritt in seiner charakteristischen Art durch die Eingangshalle und steckte seinen Kopf durch jede Tür. Als er einen Raum fand, der ihm zusagte, deutete er mit einem Daumen auf Perkins.
    »Direktor, Sir«, erklärte er mit einer Ehrerbietung, die niemanden täuschte, »würden Sie bitte hier drin warten, bis ich Zeit habe, mit Ihnen zu sprechen?« Als der Direktor benommen nickte, fügte Schulz hinzu: »Und sprechen Sie bitte mit niemandem, Sir. Presse oder sonst wem.«
    Der Direktor trottete an den Platz, der ihm zugewiesen war. Schulz schloss die schwere Tür hinter ihm, drehte sich um und fragte, wer sonst noch da sei. Julian rief nach Mac ­ guire, der herei n schlich und ein anderes Zimmer zugewie ­ sen bekam. Perkins' Sohn sah völlig verstört aus. In freund ­ licherem Ton bat Schulz Julian, sich in den Salon zu setzen, bis er mit mir gesprochen habe. »Und bemühe dich,
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