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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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herüber. Plötzlich rief der Direktor: »Reith Andrews? Tot? Seid ihr sicher? O nein!« Ich hörte Schritte, die hastig die Küchentreppe heraufka ­ men. Ich stand da und starrte in den Salon, in dem Tische und Stühle nach dem Aufbruch der Gäste wirr durchein ­ ander standen.
    »Was machst du hier? Meine Güte, Goldy.« Julian beugte sich über mein Gesicht. »Du siehst noch schlechter aus als vor fünf Minuten.«
    In meinen Ohren rauschte es.
    »Hast du Arch erreicht?« fragte ich.
    Julian nickte.
    »Und?«
    »Es geht ihm gut... Es gab ein Problem mit der Alarm ­ anlage.«
    »Wie bitte?«
    »Jemand hat einen Stein durch ein Fenster im ersten Stock g e worfen. Er hat wohl einen der Sensoren getroffen, schätze ich. Der Alarm hat sich eingeschaltet. Nachdem Arch den Stein gefunden hatte, schaltete er den automati ­ schen Notruf ab.«
    Ich rang nach Luft. Hinter meinen Augen machte sich ein Stechen bemerkbar. Ich musste nach Hause. Ich sagte: »Kannst du dir etwas überziehen? Wir müssen nach draußen... Wir müssen da sein, wenn sie kommen.«
    Er verschwand wortlos. Ich ging in den Waschraum und b e trachtete mein Gesicht in dem winzigen Spiegel.
    Der Tod war mir nicht fremd. Im vergangenen Frühjahr hatte ich mit angesehen, wie ein Freund bei einem Auto ­ unfall ums Leben gekommen war, der gar kein Unfall war.
    Ich fing an, mir heftig die Hände zu waschen. Auch Gewalt war mir nicht fremd. Ich bewegte meinen Daumen, den mein Ex-Mann, Dr. John Richard Korman, mir vor unserer Scheidung dreimal g e brochen hatte. Als ich versuchte, ihn zu beugen, zuckte ich z u sammen. Unter dem warmen Was ­ ser prickelten meine Hände wie von Nadelstichen.
    Mein Gesicht im Spiegel sah grau aus, meine Lippen fahl wie Staub. Ein Problem mit der Alarmanlage. Ich schüttelte die Tropfen von den Händen. Plötzlich begann meine rechte Schulter zu schmerzen. Bei einem Streit hatte John Richard mich auf den G e schirrkorb der offenen Spülma ­ schine gestoßen. Ein Fleischmesser hatte sich neben mei ­ nem Schulterblatt tief ins Fleisch gebohrt; ich hatte meinen Protest gegen seine Seitensprünge mit zwanzig Stichen, wo ­ chenlangen Schmerzen und einer bleibenden Narbe be ­ zahlt.
    Der Tod, die Gewalt ließ all das nun wieder aufsteigen. Ich sah auf meine zitternden Hände hinunter. Sie hatten die kalte, steife Schnur berührt, die um Keith Andrews Kör ­ per geschlungen war. Das Wasser lief plätschernd über meine Finger, aber es konnte das widerliche Gefühl des Ka ­ bels nicht abwaschen. Ich dachte an Keith Andrews' en ­ gelsgleichen Ausdruck. Der heilige Andrews. Ich hatte in sein lebloses Gesicht gestarrt... wie ähnlich er Arch gese ­ hen hatte, dünn, blass und verletzlich... was hatte Keith ge ­ sagt? Ich lerne, mich auf den Weg statt auf das Ziel zu konzen ­ trieren. .. Jetzt nicht mehr.
    Es klopfte an der Tür. Julian. Ob mit mir alles in Ord ­ nung sei? Ich sagte ja, kühlte mir die Augen mit Wasser, nahm ein besticktes Gästehandtuch und rieb mir mit dem dünnen Läppchen Hände und Wangen, bis sie rot wurden.
    Als ich hinauskam, rief Macguire, sein Vater und er seien in einer Minute draußen. Ich schlang das Waschbärmon ­ strum fest um meinen Leib. Zusammen mit Julian trottete ich wieder hinaus in den tiefen Schnee, um schweigend ne ­ ben einer der Kutsche r laternen draußen zu warten, in einem respektvollen Abstand von drei Metern zu Keith Andrews' Leiche.
    Tom Schulz traf als erster von der Polizeistation Furman County ein. Als sein dunkler Chrysler in den verschneiten Parkplatz ei n bog, warfen seine Scheinwerfer einen Licht ­ kegel, der durch die Kieferngruppe neben dem alten Haus hüpfte. Unmittelbar hinter ihm kam ein zweiter Wagen; beide hielten abrupt an und wirbelten eine Schneewolke auf. Die Wagentür des Chrysler öffnete sich quietschend, und Tom Schulz zwängte seinen massigen Körper heraus. Er trug keinen Mantel, schlug die Tür zu und kam mit knir ­ schenden Schritten über den gefrorenen Platz. Endlich.
    Zwei Männer stiegen aus dem zweiten Wagen; einer trat neben Schulz. Der andere kam zu Julian und mir. Er stellte sich als einer der Ermittlungsbeamten vor.
    »Wir müssen wissen, von wem die Fußspuren sind«, er ­ klärte er. Er sah auf meine Schuhe. »Waren Sie die einzige, die zu dem Opfer gegangen ist?«
    Ich sagte ihm, dass noch zwei weitere Personen zu ihm g e gangen seien. Er schüttelte den Kopf und fragte, welchen Weg wir durch den Schnee genommen hätten. Ich zeigte es ihm.
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