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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage
Autoren: Thomas Ziegler
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einen Menschen zu viel. Mein Gott, viertausend Mark nur, gerade genug, um sich jeden Tag einigermaßen satt zu essen. Aber es ist ihnen zuviel für ein Menschenleben.«
    »Ich will nicht sterben!« schrie Benner mit schriller Stimme. »Ich will leben, Corton! Hören Sie, leben! Ich will die Sonne sehen! Ich will nicht sterben!«
    »Kein Ausweg«, flüsterte Corton. »Kein Ausweg.«
    »Ihr Schweine!« schrie Benner verzweifelt die Dunkelheit an. »Ihr Mörder! Das könnt ihr doch nicht machen! Wir wollen auch leben! Wie ihr!«
    »Hören Sie auf, Benner«, sagte Corton. »Es ist zwecklos.«
    »Warum mußte es nur so weit kommen?« Benner schluchzte.
    »Warum nur? Hört ihr mich, ihr, die ihr vor uns gelebt habt? Hört ihr mich? Warum habt ihr nichts dagegen getan? Warum habt ihr nicht diese Ungerechtigkeiten beseitigt? Warum habt ihr nicht gehandelt? Hört ihr mich denn nicht? Ich hasse euch, ja, ich hasse, ich verachte, ich verabscheue euch! Ich …«
    »Hören Sie auf, Benner«, sagte Corton aus der Finsternis heraus.
    »Nicht die anderen haben geschlafen, sondern Sie. Es hat immer welche gegeben, die etwas getan haben, und es gibt sie auch heute noch. Schimpfen Sie nicht über die anderen, sondern über sich selbst. Sie waren es, der sich immer geweigert hat, mitzumachen, nicht die anderen.«
    Benner flüsterte: »… weil ihr zugelassen habt, daß es soweit kommen konnte … weil wir sterben müssen …«
    »Sie hören uns nicht«, seufzte Corton. »Jetzt nicht mehr.«
    »Ja … aber … vielleicht«, stammelte Benner.
    Corton zuckte die Achseln. »Ja, vielleicht.«
    Die beiden Männer saßen da, schwach und mutlos und warteten.
    Es war dunkel unter Tage.
    ENDE

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