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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern
Autoren: Jo Clayton
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von ihnen freizukämpfen, wurde er durch diese Zorn-Kummer-Angst abgelenkt, die ihn in diese Verheerung seiner Kindheit begleitet hatte. Er drückte die Hände vor das Gesicht und versuchte, die brodelnden Emotionen, die ihn schwächten und erbarmungslos an Haribu verrieten, zurückzudrängen.
    Es ging an seiner Seite, ohne ihn zu berühren, ein rotes Gespenst in diesem Dunst aus rotem Staub. Er drehte langsam den Kopf, verneigte sich dann vor dem Schemen. Der stachelige Schädel mit einem Schnabel wie ein Wappenvogel nickte zurück. Er ging an der Hofmauer entlang. Dann, am Torbogen, zögerte er und fragte sich, ob Mutter Brunnen zugedeckt worden oder verschüttet war. Einen kurzen Moment lang schien es ihm wichtig, dies zu wissen, dann stapfte er davon, fühlte sich leer, und das rote Gespenst blieb Schritt für Schritt an seiner Seite. Er erreichte die Mauer, die den Küchengarten umschloß. Der Weg war mit alten Blättern und Zweigen übersät. Seine Füße knirschten mit schwerer, aber langsamer Regelmäßigkeit hindurch. Sein Kopf tat weh. Er hätte geweint, aber das konnte er nicht, wenn seine inneren Lider geschlossen waren. Er machte die Hand über dem Mund hohl und atmete tief, ein langes, bebendes Seufzen. Der rote Schemen wirbelte näher, wickelte seine Arme um ihn, senkte Krallen tief in seinen Körper, der Hakenschnabel schwebte auf seinen Hals zu. Wieder spürte er die kalte Qual seines Kummers und die Lava-Hitze seiner Wut, als das Gespenst mit ihm verschmolz.
    Haribu Hasenmeister kam näher.
    „Nein!“ keuchte er, malmte dann seine Zähne aufeinander, der Staub knirschte, zerrte an seinen Nerven. Das Gespenst umklammerte ihn, lastete auf ihm, Haribu griff nach ihm, und Manoreh stolperte um die Ecke, stolperte steifbeinig durch den Windschutt, der um seine Füße sauste und sich in erstickenden Wirbeln erhob, um sein Gesicht und seine Hände anzugreifen. Er schirmte sein Gesicht ab und torkelte den Gehweg entlang, der zur Scheune führte.
    Seine Füße kannten die Steine, obwohl alles von Dunkelheit und Staub verschluckt war. Das rote Gespenst löste sich von ihm, glitt jedoch weiterhin neben ihm her, die dunklen Augenflecken auf ihn gerichtet. Lauernd. So wie auch Haribu lauerte.
    Manoreh krachte gegen eine Mauer. Die Scheune. Ertastete an den groben Ziegeln entlang, bis er die Schiebetür in die Melkkammer hinein fand. Mit gesenktem Kopf und angehaltenem Atem rüttelte er die Tür los und schob sie auf. Er warf sich durch die enge Öffnung, seine Haut scheuerte über rauhen Ziegelstein und platzte auf. Er drückte die Tür mit der Schulter zu und wandte sich der dichten Schwärze im Innern zu.
    Mit von alter Gewohnheit gelenkten Händen tastete er sich an der Wand entlang, bis er die Lampe berührte. Er betete darum, daß der Docht nach drei Jahren heil genug war, um einen Funken anzunehmen, drehte ihn etwa einen Zoll hoch und entspannte sich beim Geruch des Lampen-Öls. Nach einigen vergeblichen Versuchen mit der Zünddose fing der Docht Feuer und verdünnte die Dunkelheit in der Scheune mit einem schwachen, gelben Licht. Die groben, hölzernen Balken tauchten wie schmale, graue Schatten aus der Schwärze hervor; dahinter sah er das rote Gespenst zuschauen.
    Er ignorierte es, klopfte aufsein Lederwams und die kurze Hose und setzte Wolken von Staub frei. Sein Vorfahr hatte gut gebaut. Die Scheune trutzte dem Sturm. Noch immer ignorierte er das Gespenst, schob sich durch die dreieckige Öffnung zwischen zwei Balken, paßte kaum hindurch, wo er sich als Junge mit hinreichender Leichtigkeit hindurchgewunden hatte. Ertastete sich durch die Dunkelheit zum hinteren Teil der Scheune vor, stolperte über aufgegebene Werkzeuge und Geräte und arbeitete sich vorsichtig zum alten Brunnenhaus und seiner uralten Handpumpe durch.
    Als Manoreh die durch langen Gebrauch glatt abgenutzte Kurbel berührte, stand der Geist seines Großvaters neben ihm, ein großer, knorriger alter Mann, dunkelblaues Lachen in den zwinkernden Augen. Manoreh bediente die Kurbel, bis er das reine Plätschern des Wassers hörte, das auf den Stein des Troges sprudelte. Dieser Geist, das Gespenst seines Großvaters, war eine freundliche, fröhliche Erscheinung, die Manoreh Kraft gab, seine Schmerzen abzuwehren. Er tauchte seine Hände in die kühle Flüssigkeit und spritzte sie über sein Gesicht, um die dichte Staubschicht abzuwaschen. Er pumpte noch mehr Wasser und trank, schluckte immer wieder und fühlte die Hälfte seiner Pein mit
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