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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen
Autoren: Alisha Bionda
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immer. Sie waren verbunden, er und Silvie. Wenn er für immer diese Welt verließ, dann galt das auch für sie. Doch während er nun ewig in der Hölle schmoren würde, erwartete Silvie ein Leben im Himmel. Er hatte gerade jede Möglichkeit verloren, sie je wiederzusehen.
    Der dämonische Engel erhob sich und zog Ruthven hinter sich her. »Neeiiiinn!«, schrie er noch, doch lediglich das Echo seines Rufes hallte durch den nun leeren Raum. Im Kamin knisterte das Feuer. Die Uhr tickte auf dem Sims. Draußen fiel Schnee, und die Weiden sangen ein trauriges Lied.

Alisha Bionda
    Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit knapp zehn Jahren auf Mallorca. Die Autorin beendet ihren Tagesablauf mit ihrer afghanischen Windhündin Jamila nachts am Meer. Besonders die kleinen einsamen Buchten und die Ruhe des Gebirges – in der Nähe des Künstlerortes Deia – haben es ihr angetan. Dort findet sie die Muße und Stille, die sie benötigt, weil einer ihrer Grundwesenszüge die zeitweilige Abgrenzung ist.
    Schon seit frühester Kindheit haben es ihr die Literatur und Musik angetan. Aber auch die bildenden Künste. Dabei gehört ihre Gewichtung eher den düsteren Themen und Rhythmen. Melancholie ist ein Eckpfeiler ihres Charakters.
    Ihr Globetrotterblut führte sie durch die Welt und ließ sie »ruhelos« wirken. Doch heute hat sie ihre »innere Mitte« und vor einigen Jahren ihr menschliches Pendant gefunden.
    Alisha Bionda ist die Herausgeberin der Literaturzeitschrift HEADLINE (eingestellt) und einiger Anthologien. Außerdem kann sie zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien im In- und Ausland vorweisen.
    Ihre ersten Einzeltitel sind im Ueberreuter-Verlag in der von Wolfgang Hohlbein ins Leben gerufenen »Edition Märchenmond« erschienen. Es folgten und folgen weitere.
    Im Jahre 2005 startete ihre Vampirserie »Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik« rund um die Vampirin Dilara und ihren Gefährten Calvin unter der Herausgabe von Wolfgang Hohlbein im BLITZ-Verlag.
    Anfang April 2007 stellte Alisha Bionda zusammen mit Michael Beyeler und Florian Hilleberg das Literaturportal LITERRA ins Netz und bildete ein Team versierter Redakteure, Rezensenten und Kolumnisten um sich. Darüber hinaus wirkt sie auch journalistisch an anderen Portalen mit. Ebenso gibt es Beiträge von ihr in diversen Print-Magazinen.
    www.alisha-bionda.net



Unter dunklen Schwingen –
trifft dich Ischariots Kuss
    Alisha Bionda
    Einst, als die Welt noch licht war …
    D as schwarze Blut tropfte dickflüssig wie kostbarer Met auf das glänzende Gold des schweren Kelches. Die Laute, die es erzeugte, glichen gleichmäßigen Herzschlägen – einem dumpfen poch-poch-poch, das erst kräftig erklang, allmählich immer mehr verebbte, um dann gänzlich zu verstummen.
    Der ausgeblutete Körper der Toten, einer jungen nackten Frau, deren Haut wie frische Milch schimmerte, und die ihnen den magischen Lebenssaft darbot und ihre Seele soeben in das dunkle Reich der Toten entließ, bewegte sich seicht im Nachtwind. Als würde ein unsichtbarer Dämon sie behutsam anstoßen und seine neckischen Spielchen mit ihr treiben oder als wäre vermeintlich doch noch ein Lebensfunke in ihr. Der Strick, der den Körper – mit den wie sanftgezeichneten Rundungen – kopfüber an den Pfahl band, an dem sie zu hängen verdammt worden war, schnitt ihr dabei tief in die schlanken Fesseln.
    Ischariot würdigte die leblose menschliche Hülle, denn mehr war sie für ihn nicht, keines weiteren Blickes. Das Opfer hatte seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Es war nur eines unter Unzähligen. Und doch war sie, die er mit Bedacht ausgewählt hatte, etwas Besonderes.
    Ein hässliches Lächeln verzog seine Mundwinkel und verlieh seinem Antlitz zynisch-harte Züge: Sie würde wiederkehren!
    Ischariot hob den güldenen Pokal mit ehrfurchtsvollem Gesichtsausdruck, führte das kostbare Gefäß an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck daraus. Dann löste er den Kelch von den Lippen und reichte ihn an den ersten seiner Brüder weiter, die sich im Kreis um ihn versammelt hatten.
    Unter seinen dichten, schwarzen Brauen musterte er jeden einzelnen.
    Da waren sie – die Zwölf.
    Unter dunklen Schwingen waren sie vereint herbeigestrebt, wie immer, wenn er sie rief.
    »Trinkt, damit unser Bund gefestigt wird. Trinkt das Blut der Bestrickenden ... der Verbindung Schaffenden ... trinkt und breitet eure dunklen Schwingen aus. Tragt unsere Lehren hinaus in die Welt –
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