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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Andersen
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»Du weißt ganz genau, dass es ein tolles Geschenk ist.«
    »Oh-oh«, murmelte Ivy. Jeder, der Sherry kannte, wusste, dass sie alles andere als prüde war. Wenn also sogar sie wegen dieses Geschenks, was immer es auch sein mochte, Bedenken hatte, dann war das Schlimmste zu befürchten …
    »Nein, wirklich, Ive«, beruhigte sie Jaz. »Es wird dir gefallen. Vertrau mir.« Sie sah Ivy mit großen, unschuldigen Augen an. »Es ist genau das, was du brauchst – das weiß ich aus absolut zuverlässiger Quelle.«
    »Vertrau mir, sagt sie.« Ivy bedachte ihre Cousine mit einem misstrauischen Blick »Wie kommt es bloß, dass jedes Mal, wenn ich das höre, Vertrauen das Letzte wäre, was ich empfinden würde?«
    Jaz grinste nur. »Versteh ich auch nicht.«
    Davis kam ins Wohnzimmer zurück und übergab Ivy ein Paket. »Hier, bitte sehr, Frau Doktor«, sagte er. »Alles Gute zum Einzug von uns allen.«
    Einen Augenblick lang dachte sie, sie wollten ihr eine Bowlingkugel schenken, was allerdings recht merkwürdig gewesen wäre, weil sie in ihrem ganzen Leben vielleicht dreimal beim Bowling gewesen war. Aber wie sie gleich darauf feststellte, hatte sie sich von Form und Größe des Geschenks täuschen lassen, denn es war wesentlich leichter, als es aussah. Im Schneidersitz auf dem Boden hockend, stellte Ivy das Geschenk auf ihre Oberschenkel und bewunderte einen Moment lang die aufwändige Verpackung. Es war in schillerndes Papier gehüllt, das oben von einer großen Schleife zusammengehalten wurde. Sie musste lächeln, als sie aufsah und die erwartungsvoll auf sie gerichteten Gesichter erblickte, dann zog sie die Schleife auf. Sie legte sie zur Seite und schlug das Papier zurück.
    Zuerst wollte sie ihren Augen nicht trauen, als sie den Inhalt sah. Gleich darauf entfuhr ihr ein ersticktes Lachen. »Ach … du lieber … Gott.«
    Sie hob eine runde Kristallschale aus dem Papier. Das war die konventionelle Seite des Geschenks, der Rest ließ auf den Humor ihrer Verwandten schließen. Sie hatten die Schale bis zum Rand mit Kondomen jeder Marke, Farbe und Form gefüllt. Als Ivy aufsah, traf sich ihr Blick mit dem von Jaz. »Absolut zuverlässige Quelle, du lieber Himmel. Als ich sagte, dass ich jetzt vielleicht auch endlich wieder Zeit für eine Beziehung hätte, Jasmine, dachte ich dabei eher an einen einzelnen Mann, nicht an die gesamte fünfte Flotte.«
    Im Stillen verfluchte sie die Röte, die sie über ihren Hals kriechen spürte. Sie fand das Geschenk ihrer Verwandten eher witzig als peinlich, und nach allem, was sie während ihres Studiums und bei ihrer Arbeit in der chirurgischen Nothilfe zu sehen bekommen hatte, sollte man eigentlich meinen, dass sie nicht mehr so schnell errötete. Aber das war ihr leider nicht beschieden – sie lief nach wie vor beim geringsten Anlass rot an, ein leidiges Vermächtnis, das von einer Generation hellhäutiger, rothaariger Vorfahren an die nächste weitergegeben wurde. Und natürlich konnte man von ihren Verwandten nicht erwarten, dass sie diesen Umstand unkommentiert ließen – nicht in Anbetracht dessen, dass es eine der Lieblingsbeschäftigungen in dieser Familie war, sich gegenseitig auf den Arm zu nehmen.
    Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als Sam auch schon eine entsprechende Bemerkung machte, und dann zogen sie alle gnadenlos durch den Kakao.
    Sie fächelte sich Luft zu und sah ihre Cousins und Cousinen mit einem gequälten Lächeln an. »Ihr seid wirklich eine grässliche Bande.« Sie hielt ihnen die Schale entgegen. »Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Bitte, bedient euch.«
    Während sie lachten und wild durcheinander redeten, fing Davis auf einmal an, einen Takt auf den Fußboden zu klopfen. Er sah Ivy an. »Jetzt weiß ich, warum du dir diese Wohnung ausgesucht hast«, sagte er. »Nicht nur, weil sie gut geschnitten ist, oder? Du hast sie wegen der Akustik gemietet.« Er stimmte einen Motown-Song aus den Sechzigern an, und bis auf Ben fielen die anderen nach und nach ein.
    Ben war damit zufrieden, sich auf dem Sofa zurückzulehnen und sie amüsiert zu beobachten, währen ihre Stimmen in dem hohen Raum mit seinem Holzfußboden widerhallten. Lieber Himmel, das ist wirklich eine merkwürdige Familie, in die ich da hineingeheiratet habe, dachte er ohne jedes Bedauern. Dann musste er unwillkürlich grinsen. Eigentlich war das völlig normal, es passierte jedes Mal, wenn sie zusammenkamen, und er schüttelte in stiller Bewunderung den Kopf, weil er wusste, dass dies
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