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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans
Autoren: Markus Heitz
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Karrens gelegt. Ein Fahrer müsste die Pferde sicherheitshalber bis ins Lager lenken und würde sich mit dem Flugapparat in Sicherheit bringen. Eine der Frauen wollte diese Aufgabe übernehmen und anschließend aus der Luft für Unterstützung sorgen.
    Die Gruppe, die sich die Ausrüstung der toten Wächter anlegte, beobachtete, wie die Kensustrianerin aufsaß und die Peitsche über den Köpfen der Tiere schwang. Wiehernd setzten sich die Pferde in Bewegung und zogen den Wagen den Pass hinauf, angetrieben durch die Schreie der Frau und die Lederriemen, die auf ihre Rücken herabzuckten.
    Im Lager schreckten einige der Soldaten auf, viele verließen ihre Zelte, um zu sehen, wer für diesen ungewohnten Lärm sorgte.
    Die kensustrianische Kriegerin jagte mit dem Karren ohne Zögern durch die Reihen der Wachen, die sich mit Schild und Speeren in den Weg stellten. Die Pferde überrannten die Männer einfach, weiter und immer weiter rollte der Wagen mit dem Pulver und erreichte den tiefer gelegenen Anfang des Heerlagers.
    Durch die holprige Fahrt rutschte jedoch der Gleiter immer weiter nach hinten, bis er schließlich ganz hinabfiel und in großen Kreisbewegungen in die Schlucht tauchte.
    Hetrál raufte sich die Haare.
    »Sie ist eine Kriegerin«, sagte einer der Männer gedämpft. »Sie wird ihren Auftrag erfüllen.«
    Was wohl als Beruhigung für den Kommandanten gedacht war, sorgte bei dem Meisterschützen noch mehr für Bestürzung. Wenn sie den Wagen anhalten oder abspringen würde, könnte er es verstehen.
    Aber die Kensustrianerin, die bemerkte, dass ihre Fluchtmöglichkeit verloren war, peitschte die Pferde umso wilder an.
    Endlich erreichte sie die Mitte der kleinen Zeltstadt. Erste Pfeile wurden nach ihr geschossen und trafen sie. In dem Augenblick, als sie die Fackel entzündete, um sie durch eine kleine Sichtluke in das Innere des Wagens zu schleudern, durchbohrte ein Geschoss ihren ungeschützten Hals. Hetrál zuckte bei dem Anblick zusammen.
    Mit immenser Willenskraft schaffte es die blutüberströmte, sterbende Kriegerin, die brennende Lichtquelle durch die Klappe zu schieben.
    »Was, bei Tzulan, ist da draußen los?«, fluchte Varèsz und langte nach seinem martialischen Zweihänder. Als er breitbeinig vor sein Zelt trat, sah er noch, wie eine Frauengestalt mit grünen Haaren eine Fackel in den Wagen mit dem Pulver warf, bevor sie vermutlich tot zusammenbrach.
    Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Der aufblitzende Flammenschein spiegelte sich in seinen Pupillen wider, die sich durch die unerwartete Helligkeit stecknadelgroß zusammenzogen.
    Der mit Eisenblechen beschlagene Karren barst auseinander wie eine zu prallgefüllte Schweineblase, sandte Glut- und Feuerwolken in alle Richtungen. Die Erde erzitterte, die Berghänge wankten und wackelten, Geröll und Schnee lösten sich durch die Gewalt der Detonation ab, wälzten sich als Lawinen auf das Lager herab.
    Den Strategen hob es von den Beinen, und er wurde nach hinten geschleudert. Erst in der letzten Sekunde bekam er den Leinenstoff seines Zelts zu fassen, das sich durch die Druckwelle zusammenfaltete.
    Varèsz sah unter sich den schwarzen Abgrund, in den er stürzte. Nach einigen Metern hielt ihn der Stoff, an den er sich klammerte, von einem weiteren Fall ab. Sein Zweihänder verfehlte ihn um Haaresbreite und verschwand in der Tiefe.
    Der Krieger stieß einen wilden Schrei aus, um seiner Wut freien Lauf zu lassen und einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Er hangelte sich bedächtig an den Überresten seiner Behausung empor, um sich außer Atem zurück auf den Felsenteller zu schwingen.
    Die Zelte, die um den Krater, an dem der Karren gestanden hatte, einst positioniert waren, existierten nicht mehr. Ihre kokelnden Reste flatterten wie zerfetzte Gespenster durch die Luft, die anderen weiter entfernten Truppenbehausungen lagen größtenteils flach gedrückt am Boden.
    Eine Vielzahl seiner Soldaten waren von der Wucht davon gefegt worden, lagen in wirren Knäueln umher, manche mit grotesk verrenkten Gliedmaßen. Die Zelte am Rand des Passes waren von Schnee und Geröll bedeckt. Wen es unter dieser Schicht begraben hatte, würde keine Aussicht auf Überleben haben.
    In dem furchtbaren Chaos fiel ihm eine Gruppe von hoch gewachsenen Soldaten auf, die sich viel zu zielstrebig in Richtung der Bombarde bewegten. Ihre merkwürdig gefasste Verhaltensweise passte so gar nicht zu den Ereignissen.
    Hastig suchte er sich ein anderes Schwert und nahm die
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