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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01
Autoren: Douglass Sara
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Sterbende berichtete, und so hat Magariz es auch an uns weitergegeben, daß sie von Bestien angegriffen worden seien, die keine feste Form besessen hätten und denen eine Schwertschneide keine Wunde beibringen könne.«
    »Aber wie konnten die Wesen denn diesen Soldaten verwunden? Ich dachte, die Besatzung des Festung gehöre zu den bestgerüsteten im ganzen Reich.«
    »Bruderführer, der Fürst glaubte den letzten Worten des Mannes entnehmen zu dürfen, daß die Kreaturen ihn umzingelt hätten und dann durch die Ritzen in seiner Rüstung eingesickert seien, bis sie sich zwischen ihr und seiner Haut befunden hätten. Und daraufhin hätten sie begonnen, ihn aufzufressen.«
    Gilbert schwieg für einen Moment, und alle drei Männer versuchten, sich einen so gräßlichen Tod vorzustellen. Jayme schloß die Augen und betete, daß Artor den Mann bei sich aufnehmen und in seiner Obhut behalten möge.
    »Ich frage mich, warum die Wesen ihn am Leben gelassen haben«, murmelte Moryson.
    Der Jüngling antwortete mit bitterer Stimme: »Sie hatten bereits alle anderen Männer der Streife verspeist. Man darf davon ausgehen, daß sie sich bereits sattgefressen hatten.«
    Jayme stieß sich unvermittelt aus seinem Sessel hoch und schritt zum Wandschrank. »Ich glaube, Artor wird es uns nachsehen, wenn wir zu dieser frühen Nachmittagsstunde bereits ein wenig Wein zu uns nehmen, meine Brüder. Da uns auch noch die Berichte von Smyrdon erwarten, dürfte eine kleine Stärkung dringend geboten sein.«
    Er füllte drei Glaskelche mit rotem Wein und reichte zwei davon den Gehilfen, ehe er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.
    »Furche weit, Furche tief«, sagte er.
    »Furche weit, Furche tief«, sprachen Gilbert und Moryson im Chor die Worte, die allen artorfürchtigen Achariten als Segens- und Grußformel dienten und die bei jeder Gelegenheit verwendet wurden.
    »Und was gibt es sonst noch aus dem Norden zu vermelden?« wollte der Bruderführer erfahren. Er hielt den Kelch zwischen den Handflächen, um den Rest des Inhalts zu wärmen. Gleichzeitig hoffte er, der bereits genossene Wein möge die Kälte besiegen, die sich in seiner Seele ausbreitete.
    »Nun, man hat dort einen ausgesprochen harten Winter hinter sich. Selbst hier litten wir unter der ungewohnten Kälte, die der Raben- und der Hungermond mit sich brachten. Das Tauwetter setzte erst im Blumenmond ein, einen Monat später als üblich. Der Norden litt unter noch grimmigerem Frost. Wie mir berichtet wurde, haben sich Schnee und Eis an Orten wie den Urqharthügeln den ganzen Sommer über gehalten.« Der Norden von Ichtar erlebte in der Regel einen frostfreien Sommer.
    Jayme zog die Brauen hoch. Auf Gilberts Nachrichtenbeschaffung konnte man sich stets verlassen, und er hatte sich fürwahr einen den Umständen entsprechenden umfassenden Überblick verschafft. Besaß der Jüngling möglicherweise Quellen, von denen Jayme nichts wußte? Die Beantwortung dieser Frage mußte einstweilen warten. Viel wichtiger war jetzt die Neuigkeit, daß der Norden Ichtars den Sommer unter einer Eisdecke verbracht hatte. Warum waren Schnee und Eis dort im Taumonat nicht geschmolzen?
    »Wenn der Frost sich schon oberhalb der Urqharthügel gehalten hat, muß man auch in Gorken winterähnliche Zustände erlebt haben«, meinte der Bruderführer. »Sag uns, Gilbert, ob die Angriffe sich auch während der wärmeren Monate fortgesetzt haben.«
    Der Gehilfe schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck Wein. »Nein. Die Wesen erschienen nur während der kältesten Tage im tiefsten Winter. Vielleicht haben sie sich ja inzwischen wieder verzogen.«
    »Vielleicht aber auch nicht. Wenn hoch im Norden die Eisdecke auch im Sommer nicht geschmolzen ist, befürchte ich für den kommenden Winter das Schlimmste. Sofern die Kreaturen von frostigen Wintertemperaturen abhängig sind, sollten wir dann nicht davon ausgehen, daß sie bei Eis und Schnee zurückkehren?«
    »Wir sollten die Berichte unserer Brüder in der Zuflucht von Gorken nicht außer Betracht lassen, Bruderführer.« Die Bruderschaft des Seneschalls unterhielt bei der Feste eine Niederlassung für die Mitglieder, die ein asketisches Dasein dem üppigen Leben im Turm vorzogen und ihre Tage lieber in artorgefälliger Kontemplation verbringen wollten.
    »Ja, Gilbert, das sollten wir nicht.«
    »Unsere dortigen Brüder glauben, daß die Unaussprechlichen dahinterstecken.«
    »Und können sie auch Gründe dafür vorbringen?«
    »Nun, Bruderführer,
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