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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond
Autoren: Hans Kneifel
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wieherte und sich hinter dem Laufvogel in Bewegung setzte.
    Das Orhako wurde, von Hodjaf rücksichtslos angetrieben, immer schneller. Luxons Körper hob und senkte sich in dem eigentümlich wiegenden Gang der beiden langen, muskulösen Beine.
    »Von Algajar fehlt jede Spur!« sagte Luxon und hob Schwert und Fackel, so hoch er konnte. Der Körper des Vogels schrammte, als sie wieder durch die engen Felsengassen trabten, entlang des Gesteins. Chimären und Missgestaltete zogen sich zurück, als Luxon ihnen das Schwert entgegenschwang oder . mit der heruntergebrannten Fackel drohte.
    Der Reitvogel wurde schneller und sicherer.
    Der Körper Nohjis blieb rätselhafterweise im Sattel des galoppierenden Pferdes. Luxon sah die beiden Torsäulen auftauchen und hörte, wie Hodjaf sagte: »Ich habe sie begehrt. Sie ist tot. In Wirklichkeit hat Algajar sie getötet.«
    »So ist es«, antwortete er, aber Hodjaf hörte ihm nicht zu. Das Geräusch, das Luxon heimgesucht hatte, und auch die rasenden Schmerzen, die ihn peinigten, schwollen ab. Sie hörten ganz auf, als die Reiter in vollem Lauf die gekrümmten, durchbrochenen Säulen und ihre ausladenden Steinkappen passierten. Luxon widerstand der Versuchung, sich den Helm der Gerechten vom Kopf zu reißen und sah voller Erleichterung, dass sowohl die Vogelreiter des Rebellen als auch der Rest seiner Karawane ruhig warteten.
    Kalathee lief auf ihn zu. Ihr schmales Gesicht schimmerte im Fackellicht. Ihr Haar wehte über die Schultern.
    Zwei Rebellen griffen in die Zügel des Orhakos. Willenlos ließ sich Hodjaf helfen. Er stand tief unter dem Einfluss eines Schocks. Er nahm wieder den leblosen Körper Nohjis auf die Arme und trug ihn mit schleppenden Schritten dorthin, wo der Steinhaufen aufgetürmt worden war. Shakars Grab lag hier, fernab seiner Heimat. Dort legte der Rebell den Leichnam in den Sand und blieb regungslos stehen.
    Luxon kletterte aus dem Sattel des Orhakos und fühlte sich, als habe er sieben Tage und Nächte lang nichts anderes getan, als gegen Dämonen zu kämpfen. Er nahm dankbar einen Becher in die schmerzenden Finger und führte ihn mit beiden Händen an den Mund. Seine Hände zitterten, als habe er Fieber. Er wusste, dass er starken Wein trank, aber er schmeckte ihn nicht.
    »Ich habe Nohji nicht mehr retten können«, flüsterte er und fühlte in seinen Knien eine nie gekannte Schwäche. »Algajar ist vermutlich von den Kreaturen zerstückelt worden. Es war furchtbar.«
    Socorra fasste ihn unter der Achsel und schleppte ihn mit sich. Schnell war ein Lager aus Decken und Fellen aufgeschlagen. Luxon hielt still, als Kalathees Finger ihm den Helm abnahmen, das Schwert und Bogen und Köcher. Fast übergangslos schlief Luxon ein.
    *
    Hodjaf saß Luxon gegenüber auf dem Sattel des Orhakos. Luxon lehnte sich gegen einen schweren Ballen, der Ausrüstungsgegenstände enthielt. Der Sohn des Shallad fühlte sich trotz des langen, ungestörten Schlafs zerschlagen und unfähig, klare Gedanken zu fassen. Immer wieder schoben sich die grässlichen Ereignisse der vergangenen Nacht in seine Überlegungen.
    Sein Blick irrte ab. Er sah zwischen den Beinen der Umstehenden und der Tiere hindurch die beiden länglichen Steinhaufen. Hodjaf bemerkte seinen Blick und sagte unaufgefordert: »Wir haben Prinzessin Nohji neben deinem Ziehvater begraben. Kalathee sprach mit mir, während du geschlafen hast.«
    Die Karawane war fertig zum Aufbruch. Luxon sah etwa fünfzig Orhakoreiter, Rebellen unter der Führung Hodjafs. Müde entgegnete er: »Wir sind gerade noch zur richtigen Zeit aus dem Geistertal entkommen. Jetzt kennen wir die Geheimnisse Denebas.«
    Kalathee kam und reichte ihm einen Becher. Der Geruch von Tee, in den fremdartige Kräuter oder Säfte gemischt waren, drang in Luxons Nase. Der erste Schluck des heißen Gebräus ließ ihn husten und würgen. Dann merkte er, wie sich in seinem Körper Wärme und neue Kraft ausbreiteten. Gierig trank er weiter.
    »Ich habe eingesehen«, sagte Hodjaf und zupfte an seinem grauschwarzen Bart, »dass ich mit dem falschen Mann einen schlechten Vertrag geschlossen habe.«
    »Ich weiß«, entgegnete Luxon langsam. »Ich habe euch in der Nacht belauscht. Habt ihr die Leiche Algajars gefunden?«
    Schweigend schüttelte Hodjaf den Kopf.
    »Wahrscheinlich haben ihn die Ungeheuer zerrissen«, warf Socorra ein. Er wirkte auf Luxon um Jahre älter, als hätten ihn die Schrecknisse der Nacht reifen lassen.
    Luxon zuckte mit den Schultern und meinte:
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