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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes
Autoren: Robert Brack
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auf ihn gerichtet, ging Klara mechanisch wie eine Puppe auf ihn zu. Drei Schüsse, und Kulek war zerstört. Sie japste nach Luft und nahm seine Pistole an sich. Zwei Schüsse in den Unterleib des toten Franke.
    »Lass das!«, rief Rinke. »Das ist doch sinnlos.«
    »Ist es nicht«, flüsterte sie.
    »Otto ist tot«, fügte er leise hinzu.
    »Ich aber nicht!«
    »Mensch, Mädchen, der hat sein Leben für dich geopfert.« Klara starrte ihn aus kalkweißem Gesicht verständnislos an. Sie schnappte in unregelmäßigem Rhythmus nach Luft.
    »Schätze, er hat’s gern getan«, fügte Rinke hinzu.
    Klara spähte in den Flur, blickte ruckartig in alle Richtungen wie ein verängstigter Vogel.
    Rinke nahm ihre Sachen, die ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl lagen, und begann sie anzuziehen. Sie half apathisch mit, schien ihn kaum wahrzunehmen. Ihre Augenlider wurden schwer, sie taumelte vor Erschöpfung.
    »Kannte sich hier ja gut aus, der Otto, nachdem er mit dem Holländer eingestiegen ist«, redete Rinke mechanisch weiter. »In der Presse machen sie sich mordsmäßige Gedanken, wie van der Lubbe vom Souterrain aus die glatte Wand hoch bis zum Fenster des Restaurants gekommen ist. Die Antwort ist so einfach: Räuberleiter! Sie waren zu zweit!«
    »Mach mir die Knöpfe zu«, stieß Klara mit klappernden Zähnen hervor, »ich kann nicht.«
    Rinke knöpfte ihr Hemd und Jacke zu.
    »Mit ein paar Kohlenanzündern und einer Fackel wollten die beiden ihr Fanal setzen. Ist ihnen ja auch gelungen, nur dass sie unerwartet Unterstützung von der falschen Seite bekamen. Aber das hat den Holländer nicht angefochten, der wollte trotzdem persönlich seine Erklärung abgeben und hat sich gestellt. Aber vorher hat er den Otto durchs Südportal rausgelassen und hinter ihm die Tür wieder ordentlich geschlossen. Nach seiner Festnahme hat er natürlich dichtgehalten und den Polizisten diese verrückte Geschichte aufgetischt, wie er ganz allein durch den Reichstag gerannt ist, um Brände zu legen. Ich frag mich allerdings, ob ihm klar ist, dass die SA mitgemischt hat und er sie mit dieser Geschichte deckt.«
    Klara starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und kreidebleich an. Ihre Knie gaben nach. Rinke hielt sie fest.
    »Den Safe vom fetten Göring kann ich in den Wind schreiben«,murmelte er, als sie in den Flur traten. Mit der linken Hand stützte er sie, in der Rechten hielt er seine Waffe und richtete den Lauf auf jede Ecke, hinter der ein Gegner versteckt sein konnte.
    Ein Stockwerk tiefer stiegen sie über zwei tote SA-Männer. Es waren keine lebenden Wachen mehr im Haus.
    »Wenn ich dich nicht an der Hacke hätte, würde ich es glatt noch versuchen.«
    »Was?«, stieß Klara mühsam hervor, ohne den Sinn seiner Worte oder der Situation zu verstehen.
    »Der Geldschrank. Die Kriegskasse der SA. Gut deponiert im Hauptquartier des Reichstagspräsidenten. Damit hätten wir eine Weile ausgesorgt … oder den syndikalistischen Widerstand gespeist, wie Otto vorschlug.«
    Sie stiegen eine schmale Dienstbotenstiege hinab. Klara humpelte stark, Rinke musste sie stützen, beinahe tragen. »Kriegskasse?«, formulierte Klara mühsam.
    »Bis oben hin gefüllt. So ein Putsch will doch finanziert sein.«
    »Aber woher|…«
    »Woher wir das wussten? Glaubst du, nur ihr und die Nazis haben Informanten in feindlichen Organisationen? Man muss nicht den Staat vergöttern, um zu kapieren, wie nützlich ein Spion sein kann. Und was mich betrifft, war es ein passabler Handel: eine Hälfte für das autonome Individuum, die andere für das syndikalistische Kollektiv … aber stattdessen rette ich eine Komintern-Agentin, heiliger Strohsack, wie tief kann man sinken!«
    »Aber woher … seid ihr … hier …«
    »Du bist nicht die Einzige, die das mit dem unterirdischen Gang herausgefunden hat. Seit dem Brand wird er nicht mehr benutzt, führt ja nur noch ins Reich von Schutt und Asche. Also ist es ein idealer Zugang zu Görings Residenz. Haben wir alles in tage- und nächtelanger Kleinarbeit auskundschaftet. Hätte auch prima geklappt, wenn nicht …« »Tut mir leid.«
    »Schwamm drüber.«
    Sie waren im Keller an der Tür zum unterirdischen Gang angelangt.Irgendwo weiter oben hörte man aufgeregte Rufe. »Da müssen wir durch.«
    Klara sackte zusammen. Mühsam gelang es Rinke, sie dazu zu bewegen, sich Huckepack nehmen zu lassen.
    »Wohin denn?«, stöhnte Klara, die Arme kraftlos um seinen Hals gelegt.
    »Was hältst du von einer nächtlichen
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