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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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irgendein anderer, ein Umstand, der mir nicht so recht gefallen wollte, vor allem nicht bei einem Mann, den ich nicht ebenso gut kannte.
    Denn all das, was ich seit Jahren bei meinem Onkel bekämpft hatte, stieg in diesem Augenblick in mir auf, all die Bitterkeit meines Onkels Mathias, die er gegen die Menschen aus den Neuen Welten hegte, und lehnte sich gegen die Überlegenheit auf, die ich bei Padma, Verbindungsmann von Mara für die Enklave in St. Louis auf Alterde instinktiv spürte. Ich löste meinen Blick von dem seinen und schaute in die menschenähnlicheren Augen des Erdgeborenen Mark Torre.
    „Da jetzt auch Padma unter uns weilt“, sagte der alte Mann, indem er sich eifrig über die Tastatur seiner Konsole lehnte, „wie war es also? Erzählen Sie uns, was Sie gehört haben!“
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich im Augenblick keine Möglichkeit sah, mein Erlebnis zu schildern. Milliarden von Stimmen, die alle gleichzeitig zu mir sprachen – das ließ sich unmöglich beschreiben.
    „Ich habe Stimmen gehört“, erwiderte ich. „Stimmen, die alle gleichzeitig und trotzdem jeweils getrennt auf mich einredeten.“
    „Viele Stimmen?“ fragte Padma.
    Nun mußte ich ihn wieder anschauen.
    „Alle Stimmen dieser Welt“, hörte ich mich sagen. Dann versuchte ich, mein Erlebnis zu schildern. Padma nickte. Doch während ich noch berichtete, wanderte mein Blick zu Torre zurück, und ich sah, wie er sich verwirrt und enttäuscht in seinen Sessel zurücklehnte.
    „Nur Stimmen … nichts weiter?“ sagte der alte Mann wie für sich, nachdem ich geendet hatte.
    „Warum?“ fragte ich verstört und beängstigt. „Was hätte ich sonst hören sollen? Was hören andere Leute, oder was hat jemals jemand vor mir gehört?“
    „Das ist stets verschieden“, kam die beruhigende Stimme Padmas, der am Rande meines Gesichtsfeldes saß. Ich aber wollte ihn nicht anschauen, sondern ließ meinen Blick auf Mark Torre ruhen. „Jeder Mensch hört jeweils etwas anderes.“
    Jetzt wandte ich mich dennoch Padma zu.
    „Was haben Sie gehört?“ fragte ich herausfordernd. Er aber schenkte mir ein kleines, trauriges Lächeln.
    „Nichts, Tam“, meinte er.
    „Wenn schon mal jemand etwas hörte, dann war es stets ein Erdgeborener“, warf Lisa scharf ein, als müßte ich das wissen.
    „Sie vielleicht?“ fragte ich und blickte sie scharf an.
    „Ich … wieso ich? Natürlich nicht!“ gab sie zurück. „Seit dieses Projekt in Angriff genommen wurde, waren es kaum ein halbes Dutzend Leute, die je etwas gehört haben.“
    „Weniger als ein halbes Dutzend?“ gab ich zurück.
    „Fünf insgesamt“, meinte sie. „Mark ist natürlich einer von ihnen. Was die anderen vier betrifft, so ist einer bereits tot, und die anderen drei …“ – sie zögerte einen Augenblick, indem sie mich fest ins Auge faßte – „… waren ungeeignet.“
    In ihrer Stimme schwang diesmal ein besonderer Ton mit, den ich jetzt zum erstenmal wahrnahm. Doch dann hatte ich diesen merkwürdigen Tonfall auch schon wieder vergessen, als ich mir der Zahl bewußt wurde, die sie genannt hatte.
    Nur fünf insgesamt – und das in vierzig Jahren! Die Erkenntnis, daß das, was ich im Indexraum erlebt hatte, keine Kleinigkeit war und daß dieser Augenblick für Torre und Padma ebenso bedeutend war wie für mich selbst, traf mich wie ein Keulenschlag.
    „Ach so?“ sagte ich, indem ich Torre anblickte, wobei es mir mit einiger Anstrengung gelang, meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. „Was hat es dann zu bedeuten, wenn irgendwer irgend etwas hört?“
    Er antwortete mir nicht direkt, sondern lehnte sich wieder vor, während seine alten, dunklen Augen wieder zu glitzern begannen und er mir die Finger seiner gewaltigen rechten Pranke entgegenstreckte.
    „Greifen Sie zu“, sagte er.
    Ich meinerseits streckte ebenfalls die Hand aus und spürte seine geschwollenen Knöchel in meinem Griff. Er packte meine Hand und hielt sie fest, wobei er mich für einen Augenblick anstarrte, während der Glanz allmählich aus seinen Augen wich und dann erlosch. Dann ließ er meine Hand los und sank wie ein Besiegter in seinen Sessel zurück.
    „Nichts“, sagte er dumpf an Padma gewandt. „Wieder – nichts. Man hätte annehmen sollen, daß er etwas gespürt hätte – oder ich.“
    „Dennoch“, sagte Padma ruhig, während er mich anschaute, „immerhin hat er etwas gehört.“
    Ich spürte, wie seine nußbraunen exotischen Augen mich auf meinem Sitz festnagelten.
    „Mark
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