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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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das Röcheln eines tödlich verwundeten Bären, der immer noch versuchte, sich auf die Hinterbeine zu stellen und seine Feinde anzugreifen.
    „Nicht?“ sagte er. Torre hatte sich hinter seinem Schreibtisch aufgerichtet und wandte sich jetzt an Padma. Seine geschwollene Rechte lag zur Faust geballt auf der Tischplatte. „Er muß – er muß unbedingt! Es ist zwanzig Jahre her, seitdem jemand im Indexraum etwas gehört hat – und ich werde alt!“
    „Alles, was er gehört hat, waren die Stimmen. Und diese haben in ihm keinen Funken gezündet. Sie haben auch nichts gespürt, als Sie ihn berührten“, sagte Padma. Er sprach leise und wie aus weiter Ferne, stieß die Wörter eins nach dem anderen hervor, wie Soldaten, die auf einen Befehl hin marschierten. „Und das, weil nichts vorhanden ist, keine Identität mit den anderen. Er besitzt den ganzen Mechanismus, jedoch kein Einfühlungsvermögen – keine Kraftquelle, die sich damit verbindet.“
    „Sie können ihn auf Vordermann bringen! Verdammt noch mal …“ – die Stimme des alten Mannes klang wie eine Glocke, doch er war den Tränen nahe – „… auf den Exotischen Welten könnten Sie ihn heilen!“
    Padma schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte er. „Er kann sich nur selbst helfen. Er ist weder krank noch defekt, sondern lediglich etwas unterentwickelt. Irgendwann in seiner Jugend muß er sich von den Menschen abgewandt und in ein dunkles, einsames Tal zurückgezogen haben, und mit den Jahren wurde dieses Tal immer tiefer, dunkler und schmaler, so daß ihm keiner hindurchhelfen kann. Kein anderer Geist kann dieses Tal durchschreiten und darin überleben – vielleicht nicht einmal seiner. Bevor er aber dieses Tal nicht durchschritten hat und am Ende angelangt ist, wo er wieder ans Licht kommen kann, nützt er weder Ihnen noch der Enzyklopädie und damit all jenem, was diese für die Menschen auf Alterde und sonstwo bedeutet. Und nicht nur das: Er würde Ihren Posten nicht annehmen, selbst wenn Sie es ihm anböten. Schauen Sie ihn sich an.“
    Sein Blick, der die ganze Zeit auf mir geruht hatte, die langsame, stetige Art zu sprechen, seine Worte, die wie kleine Steinchen eines nach dem anderen in ein bodenloses, ruhiges Wasser fielen, hatten mich gelähmt, auch als er über mich sprach, als wäre ich gar nicht vorhanden. Doch bei seinen letzten Worten ließ dieser Einfluß nach, und ich fühlte, daß ich wieder frei sprechen konnte.
    „Sie haben mich hypnotisiert!“ schrie ich ihn an. „Ich habe Sie keineswegs ermächtigt, mich … mich zu psychoanalysieren!“
    Padma schüttelte den Kopf.
    „Ich habe Sie nicht hypnotisiert“, erwiderte er. „Ich habe Ihnen lediglich ein Fenster zu Ihrem inneren Bewußtsein aufgestoßen. Ich habe Sie auch nicht psychoanalysiert.“
    „Was war es also …“ Dann, plötzlich wachsam geworden, brach ich ab.
    „Was immer Sie gesehen oder gefühlt haben“, sagte er, „waren Ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle, in Ihre eigenen Symbole übersetzt. Natürlich habe ich keine Ahnung, welcher Art diese Symbole waren – ich habe auch keine Möglichkeit, das herauszufinden, wenn Sie es mir nicht selbst sagen.“
    „Wie konnten Sie sich dann so schnell entscheiden?“ fauchte ich ihn an. „Sie haben Ihre Entscheidung ziemlich rasch getroffen. Was war eigentlich der Grund dafür?“
    „Ihr Benehmen“, erwiderte er. „Die Art, wie Sie sich darstellten, Ihre Handlungen, Ihre Stimme, als Sie soeben zu mir gesprochen haben, und ein gutes Dutzend anderer Signale. Das war’s, Tam.
    Ein menschliches Wesen äußert sich mit seinem Körper und seinem ganzen Sein, nicht nur allein durch seine Stimme oder durch seinen Gesichtsausdruck.“
    „Ich glaub’s einfach nicht!“ Ich war Feuer und Flamme – doch plötzlich kühlte sich mein Mut ab, als eine leise Warnung und die Gewißheit in mir aufstiegen, daß tatsächlich irgendwelche Gründe vorhanden sein mußten, warum ich ihm keinen Glauben schenken durfte, selbst wenn ich diese Gründe im Augenblick nicht erkennen konnte. „Ich kann’s nicht glauben“, wiederholte ich daher in ruhigerem und kühlerem Tonfall. „Es muß noch etwas anderes mitgespielt haben, etwas Wesentliches, daß Sie zu dieser Entscheidung geführt hat.“
    „Ja“, versetzte er, „natürlich. Ich hatte die Möglichkeit, die Unterlagen zu prüfen, gewissermaßen Ihre Personalakte, Ihren persönlichen Werdegang, der wie der Lebenslauf aller Erdenbürger, die hier und heute leben, bereits in der
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