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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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drängend, mit leiser Stimme, wobei sie ihre Worte flüsterte. „Was haben Sie gehört?“
    „Gehört?“ Ich schüttelte den Kopf etwas benommen, indem ich mich an mein Erlebnis erinnerte, wobei ich fast erwartete, daß diese Kakophonie von Stimmen wieder auf mich einstürmte. Doch es war still um mich, und ich hörte nur Lisas fragende Stimme. „Gehört?“ wiederholte ich. „Ja – ich habe sie gehört.“
    „Sie? Wer ist ‚sie’?“
    Ich schaute zu ihr hinauf, und urplötzlich waren meine Sinne klar, und ebenso plötzlich fiel mir auch meine Schwester Eileen wieder ein. Ich rappelte mich hoch und schaute in die Ferne, schaute zum Eingang, wo sie an der Seite dieses Fremden gestanden hatte – doch der Eingang und der darüber liegende Raum waren leer. Die beiden … sie waren fort.
    Irgendwie gelang es mir, wieder hochzukommen. Erschüttert, zerschlagen, entwurzelt, haltlos geworden, mit angeschlagenem Selbstvertrauen infolge dieses gewaltigen Wasserfalls von Stimmen, in den ich gefallen und von dem ich mitgerissen worden war, raubte mir das geheimnisvolle Verschwinden meiner Schwester den letzten Rest von Verstand. Ich ließ Lisas Frage unbeantwortet und begann die Rampe zum Eingang hinunterzulaufen, wo ich Eileen zuletzt im Gespräch mit diesem Fremden gesehen hatte.
    So schnell mich aber auch meine langen Beine trugen, Lisa war trotzdem schneller. Selbst in ihrem blauen Gewand war sie so behende wie ein Wiesel. Sie holte mich ein, sie überholte mich, drehte sich um und verstellte mir den Weg, als ich am Ausgang anlangte.
    „Wo wollen Sie hin?“ rief sie. „Sie können nicht einfach verschwinden, jedenfalls nicht sofort! Wenn Sie etwas gehört haben, muß ich Sie zu Mark Torre bringen! Er muß mit jedem sprechen, der irgend etwas gehört hat!“
    Ich aber wollte nicht auf sie hören.
    „Gehen Sie mir aus dem Weg“, murmelte ich, während ich sie unsanft beiseite schob. Ich schoß durch die Tür und dann in den kreisförmigen Geräteraum, der hinter der Tür lag. Dort waren Techniker in ihrer bunten Arbeitskleidung am Werk, die irgendwelche Metalle und Gläser auf unbegreifliche Weise zu einem unbekannten Zweck bearbeiteten – doch keine Spur von Eileen oder von dem Mann in Schwarz.
    Ich raste durch den Raum und in den nächsten Korridor, aber auch dieser war leer. Ich lief den Korridor entlang, bog gleich nach rechts ab und öffnete die nächstbeste Tür, die ich vor mir sah. Drinnen Saßen ein paar Leute lesend und schreibend an verschiedenen Tischen, die mich verwundert anstarrten, doch Eileen und der Fremde waren nicht unter ihnen. Ich versuchte es in mehreren Zimmern, leider ohne Erfolg.
    Beim fünften Zimmer holte mich Lisa wieder ein.
    „Halt!“ sagte sie. Und diesmal legte sie Hand an mich, mit einer Kraft, die für eine solch zierliche Person erstaunlich war. „Wollen Sie endlich stehenbleiben? Und vielleicht einen Augenblick nachdenken? Was ist eigentlich los?“
    „Was soll schon groß los sein!“ rief ich. „Meine Schwester …“ Dann hielt ich inne und überlegte kurz. Plötzlich wurde mir bewußt, wie unmöglich ich mich benommen hatte und wie merkwürdig es sich für Lisa anhören würde, wenn ich ihr den Grund für mein verzweifeltes Suchen verriet. Ein siebzehnjähriges Mädchen, das mit einem Fremden sprach, den ihr Bruder nicht kannte, war, selbst wenn es sich nachher von ihrer Gruppe trennte und mit dem Unbekannten fortging, kaum ein triftiger Grund für diese Art Amoklauf –  zumindest nicht in unserer Zeit. Und ich war keinesfalls bereit, die unmöglichen Zustände vor Lisa breitzutreten, unter denen Eileen und ich im Hause unseres Onkels Mathias lebten.
    Also sagte ich gar nichts.
    „Sie müssen mit mir kommen“, sagte sie drängend. „Sie können ja gar nicht wissen, wie selten der Fall eintritt, daß jemand im Transitpunkt etwas hören kann. Sie können auch nicht wissen, was dies für Mark Torre bedeutet, für ihn ganz persönlich – jemanden zu entdecken, der etwas gehört hat!“
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht die geringste Lust hatte, mit jemandem über das zu reden, was ich soeben erlebt und durchgemacht hatte – am wenigsten wollte ich aber wie ein Versuchskaninchen behandelt und durchleuchtet werden.
    „Sie müssen!“ wiederholte Lisa. „Es bedeutet soviel. Und nicht nur für Mark, sondern für das ganze Projekt! Denken Sie einmal nach, und laufen Sie mir nicht schon wieder davon! Überlegen Sie sich, was Sie als nächstes tun
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