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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern
Autoren: Victoria Connelly
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Kamera umgehen kann?«
    »Natürlich!«
    »Also gut«, sagte er. Sie schaute ihm nach, als er in die Mitte der Brücke ging und sie mit den Engeln allein ließ.
    »Jalisa«, fragte Claudie. »Worauf willst du hinaus?«
    »Ach, Claudie«, sagte Jalisa. Ihre Stimme klang leise und erschöpft. »Ich nehme an, du weißt, warum wir hier sind, nicht wahr?«
    »Nein, das weiß ich überhaupt nicht.« Claudie spürte, wie sie in Panik geriet, und das gefiel ihr gar nicht.
    »Du brauchst uns nicht mehr.«
    »Doch! Ich brauche euch noch!« Ihre Augen weiteten sich. Was war hier los? Sie hatte gerade erst angefangen, sich mit ihnen anzufreunden, ihnen alles anzuvertrauen, und jetzt wollten die Engel sie verlassen! Das war nicht fair.
    Jalisa schüttelte den Kopf. »Nein, Claudie, du brauchst uns nicht mehr.«
    Claudie schaute die anderen Hilfe suchend an. Mr Woo hatte den Kopf gesenkt, Bert den Hut abgenommen, und Lily und Mary hielten sich an den Händen und sahen aus, als würden sie gleich anfangen zu weinen.
    »Aber ich hab euch doch gerade erst richtig kennen gelernt.«
    Jalisa schaute sie an. »Das spielt keine Rolle. Du brauchst uns nicht mehr.«
    Claudie schluckte schwer. Wahrscheinlich nahmen die Engel sie nur auf den Arm. Das konnten sie unmöglich ernst meinen.
    »Betrachte es als Erfolg«, sagte Jalisa. »Es bedeutet, dass du deinen Kummer überwunden hast, dass du bereit bist, dein Leben wieder in die Hand zu nehmen.«
    »So fühle ich mich aber überhaupt nicht.«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen, nur der Verkehrslärm war zu hören.
    »Uns wirst du genauso fehlen«, sagte Bert.
    »Gar nicht!« Claudie hätte die beiden Wörter beinahe laut geschrien.
    »Du warst so eine nette Kundin«, sagte Mary.
    »Mir wirst du auch fehlen«, flüsterte Mr Woo. »Vergiss nicht, Mrs Woo in Nord-London zu besuchen. Sie würde dich gern kennen lernen.«
    »Soll das heißen, ihr wollt mich jetzt verlassen? Hier? Auf der Stelle?« Claudie hielt vor Schreck die Luft an. »Aber dann werde ich den ganzen Tag lang unglücklich sein. Was soll Simon davon halten?«
    »Claudie«, sagte Jalisa langsam. »Die Suche nach dem Glück ist wie ein Staffellauf.«
    »Ach, komm ihr doch nicht mit dieser alten Weisheit«, sagte Bert.
    »Halt die Klappe!«, fauchte Jalisa. »Das ist nicht alt, wir haben es erst im letzten Jahr in meinem Auffrischungskurs durchgenommen.«
    »Heiliger Strohsack!«, stöhnte Bert kopfschüttelnd.
    »Also«, sagte Jalisa. »Die Suche nach dem Glück ist wie ein Staffellauf. Wir suchen es in den unterschiedlichsten Dingen zu allen möglichen Zeitpunkten in unserem Leben. Du hast es eine kurze Zeit lang bei uns gesucht, doch jetzt –«
    »Claudie!«, rief Simon von der Mitte der Brücke aus. Sie drehte sich um. Er hatte die Kamera auf sie gerichtet. »Lächeln!«, rief er.
    Und sie lächelte. Ihr strahlendstes Lächeln seit Monaten.
    Er ging auf sie zu. »Los, komm«, sagte er und streckte seine Hand aus. »Lass uns weitergehen.«
    Claudie schaute noch einmal zurück, um sich von den Engeln zu verabschieden, aber sie waren bereits verschwunden.
    »Jalisa?«, sagte sie lautlos.
    »Leb wohl, Claudie!« Die feine Stimme kam von irgendwo über Claudies Kopf. Sie schaute in den blauen Himmel hinauf, doch es war nichts zu sehen, nur der Eiffelturm in der Ferne.
    »Pass gut auf dich auf«, hörte sie Bert sagen.
    »Denk an Mrs Woo«, sagte Mr Woo.
    Claudie sah von rechts nach links, in der Hoffnung, einen letzten Blick auf ihre Engel zu erhaschen.
    »Leb wohl, Claudie«, riefen Lily und Mary.
    »Er wartet auf dich!«, flüsterte Jalisa dicht an ihrem Ohr.
    Claudie wandte sich zu Simon um, sah seine ausgestreckte Hand, und plötzlich empfand sie eine tiefe innere Ruhe.
    Sollte sie? Konnte sie?
    Sie ging auf ihn zu und nahm seine Hand.

46
    »Claudie?«, rief Kristen durch das Telefon. »Warum hast du mich nicht angerufen? Ich dachte, du würdest dich von Paris aus mal bei mir melden!«
    »Ach, Kris, sorry. Die Zeit ist einfach wie im Flug vergangen!«
    »Du hattest also schöne Tage?«
    Claudie lächelte. »Wunderschöne Tage.«
    »Und Simon?«
    »Simon auch.«
    »Ihr habt euch demnach gut verstanden?«
    Schweigen.
    »Claudie?«
    »Kris! Du weißt genau, dass wir uns gut verstanden haben. Ich geb es ja nur ungern zu, aber –«
    »Ich hatte Recht, stimmt’s?«
    Claudie lachte. »Möglicherweise.«
    »Gott, ich bin so froh, dass du mitgefahren bist. Ich hatte solche Angst, du würdest einfach nein sagen und wieder umdrehen. Und
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