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Unter Bruedern

Unter Bruedern

Titel: Unter Bruedern
Autoren: Noah Berg
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durchschneiden die Luft.
    Eine erschreckende Schärfe liegt in ihnen.
    Seine Mutter sieht seinen Vater ungläubig an.
    „Aber es ist doch Samstag“, beharrt sie weiter.
    „Halt endlich die Klappe!“
    Die Heftigkeit seines Vaters lässt Hendrik zusammen zucken. So hat er ihn noch nie erlebt.
    „Was ist mit Björn?“, fragt Hendrik schließlich und erkennt seine eigene Stimme kaum wieder.
    Die beiden Polizisten sehen Hendriks Vater fragend an, aber dieser schweigt und wendet sich halb ab.
    Der Polizist, der Hendrik am nächsten steht, räuspert sich kurz und setzt dann langsam und mit gedämpfter Stimme an:
    „Dein Bruder war heute Nacht mit ein paar Freunden am See. Es hat es einen Unfall gegeben.“
    Hendrik sieht seine Mutter, der Tränen übers Gesicht laufen.
    Ihr Mund zuckt und ihre flehentlichen Blicke scheinen an den Lippen des Polizisten zu kleben.
    „Was ist mit Björn?“, wiederholt Hendrik seine Frage und hat dabei ein seltsames Gefühl. So, als würde er sich plötzlich außerhalb seines eigenen Körpers befinden.
    So, als wäre diese ganze Situation mit den beiden fremden Männern, die am frühen Morgen in der Diele stehen und schlechte Nachrichten überbringen müssen, nicht real.
    Nichts scheint in diesem Moment real.
    Wieder dieses Räuspern, wieder diese gedämpfte Stimme.
    „Die Freunde deines Bruders sagen, dass er kopfüber in den See gesprungen ist.
    An einer Stelle, die dafür viel zu flach war.“
    Stille.
    Dann ein Laut aus der Kehle seiner Mutter, der sich in Hendriks Ohren wie der Laut eines verletzten Tieres anhört.
    „Es tut uns leid.“
    Als würde das irgendeinen Unterschied machen.
    Völlig benommen und irgendwie immer noch außerhalb seines eigenen Körpers, dreht Hendrik sich um, schließt die Tür hinter sich und geht zum Bett seines Bruders.
    „Darf ich?“, fragt er.
    Er sieht Björns breites Grinsen und wie dieser die Decke zurück schlägt.
    Hendrik steigt ins Bett, schlägt die Decke über sich und schließt die Augen.
    Björns Geruch umfängt ihn augenblicklich und das empfindet er als Trost.
    Aber Sicherheit und Geborgenheit wollen sich hier dieses Mal nicht einstellen.
    Dazu fehlt Björn.
     
     
    *
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