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Unter Bruedern

Unter Bruedern

Titel: Unter Bruedern
Autoren: Noah Berg
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einfach nur über Dinge geredet haben, die Jungs in ihrem Alter eben so beschäftigten.  
    „Kann ich rüberkommen?“, fragt er aus einer plötzlichen Laune heraus und wundert sich kurz darüber, dass ihm mit seinen dreizehn Jahren diese Frage überhaupt nicht peinlich ist.
    Er sieht zu seinem Bruder hinüber und erkennt im Dämmerlicht, dass dieser bis über beide Ohren grinsend seine Bettdecke angehoben hat.
    Das Zeichen für Hendrik, der schnell zum Bett seines Bruders hinüber läuft und unter die Decke kriecht.
    Björn schlägt die Decke über die beiden.
    Hendrik erinnert sich auch daran, dass er sich nirgends je so sicher und geborgen gefühlt hat, wie im Bett seines großen Bruders. Und dieses Gefühl stellt sich auch nach all den Jahren beinahe sofort wieder ein.
    Hier, an diesem Ort, kann ihm nichts etwas anhaben. Weder Andre, noch die mangelnde Fürsorge seiner Mutter und auch nicht die permanente Abwesenheit seines Vaters.
    Er erzählt Björn schließlich von Andre, den ständigen Hänseleien und Sticheleien und am Ende auch von seinem Walkman.
    „Was’n das für ein Arschloch?“, stellt Björn trocken fest.
    „Sag’ mal, hat der dich nicht schon letztes Jahr gepiesackt?“, versucht sein Bruder sich zu erinnern.
    „Ja, aber nicht so extrem wie in letzter Zeit“, antwortet Hendrik.
    „Verliert der eigentlich nie das Interesse an Dir? Das muss doch irgendwann langweilig werden. So interessant bist Du doch gar nicht“, scherzt Björn und knufft seinen Bruder dabei in die Seite.
    „Keine Ahnung“, lacht Hendrik auf.
    Lachen zu können, hat etwas tröstliches.
    „Mhm. Okay, weißt Du, was Du machen wirst?“
    „Was?“
    „Du wirst ihm eine verpassen!“
    „Was?“
    „Du haust ihm auf’s Maul!“, bekräftigt Björn.
    „Was?“, fragt Hendrik leicht entsetzt und fügt dann hinzu: „Das kann ich nicht!“
    „Klar kannst Du.“
    „Nein“, schüttelt Hendrik entschieden den Kopf.
    „Im Ernst. So jemanden musst Du eiskalt erwischen. Damit rechnet der nie! Ich garantiere Dir, danach wirst Du Ruhe vor ihm haben.“
    „Ich weiß nicht“, zögert Hendrik. Er ist nicht gerade begeistert von Björns Idee.
    „Denk’ doch einfach an unsere Raufereien hier“, schlägt sein Bruder vor.
    „Die sind aber nicht echt.“
    „Genau! Der einzige Unterschied ist, dass Du dieses Mal tatsächlich zuschlagen musst. Aber so richtig! Steck’ nur den Daumen dabei nicht in die Faust, sonst brichst Du ihn Dir“, warnt ihn Björn, der mittlerweile für seine eigene Idee echte Begeisterung entwickelt.
    Die beiden diskutieren noch eine ganze zeitlang so weiter, bis der Schlaf sie übermannt. Zu den Klängen von „The wild boys“ träumt Hendrik in dieser Nacht von Andre, von durch die Luft fliegenden Fäusten und blutigen Nasen und ist dabei zu seiner großen Verwunderung zum ersten Mal nicht der Unterlegene.
     
     
    *
     
     
    Am nächsten Morgen steigt Hendrik aus dem Bus und macht sich auf den Weg zum Sportunterricht. Die Sporthalle liegt etwas abseits der Schule und schon aus einiger Entfernung sieht er Andre und seine Lakaien rauchend und grölend vor der Tür zur Halle stehen.
    Hendrik ist klar, dass er an ihnen vorbei muss, will er hinein.
    Er denkt an das Gespräch mit Björn gestern Abend und wünscht sich augenblicklich zurück ins Bett seines großen Bruders. An den Ort, der Sicherheit und Geborgenheit für ihn bedeutet, anstatt jetzt hier sein zu müssen.
    Hendrik verscheucht diesen Wunsch schnell wieder und versucht sich zu konzentrieren.
    Er müsse Selbstbewusstsein und Lässigkeit in seinen Gang, ja in seine ganze Körperhaltung einfließen lassen, hat sein Bruder ihm geraten.
    Während er weiter in Richtung Tür geht, versucht er den Rat seines Bruders umzusetzen.
    Als er schließlich auf gleicher Höhe mit Andre und seinen Gefolgsleuten ist, ignoriert er diese so gut wie er es nur kann.
    Den Blick geradeaus gerichtet und tatsächlich Haltung bewahrend, so empfindet er es zumindest, erhält er jedoch plötzlich einen harten Stoß von der Seite.
    Während er unwillkürlich zwei schnelle, holprige Schritte zur Seite machen muss um den Stoß abzufangen, fragt er sich, was genau er falsch gemacht hat. Andre scheint sein „neues“ Auftreten nicht zu beeindrucken. Falls er es überhaupt bemerkt hat.
    Sich wieder aufrichtend stellt Hendrik erschrocken fest, dass Andres Übergriffe eine neue Qualität erreicht haben.
    Noch nie zuvor ist Andre ihn je körperlich angegangen.
    Dieser macht gerade
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