Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
Gehege gab. Er hatte seine Stellung nicht nur aufgrund seiner Stärke in der Blüte seiner Jahre erworben, sondern auch durch Nüchternheit und eine gewisse unabhängige Unvoreingenommenheit, die ganz anders als das impulsive Verhalten der meisten Kaninchen war. Es war überall bekannt, daß er sich nie über Gerüchte oder über eine Gefahr aufregte. Er war kühl – einige sagten sogar kalt – standhaft geblieben während des schrecklichen Ansturms des Myxödems – einer schwammigen Hautanschwellung –, den er rücksichtslos bekämpft hatte, indem er jedes Kaninchen, das davon befallen schien, vertrieben hatte. Er hatte jedem Gedanken an Massenemigration widerstanden und vollständige Isolation im Gehege erzwungen und es dadurch beinahe sicher vor der Vernichtung bewahrt. Er war es auch, der sich einmal mit einem besonders ärgerlichen Wiesel befaßt hatte, indem er es unter die Fasanenpferche und so (unter Lebensgefahr) vor das Gewehr eines Aufsehers lockte. Er wurde jetzt, wie Bigwig sagte, langsam alt, aber sein Geist war immer noch klar. Als Hazel und Fiver hereingebracht wurden, grüßte er sie höflich. Ein Owsla wie Toadflax mochte drohen und einschüchtern. Der Threarah hatte das nicht nötig.
    »Ah, Walnut. Es ist Walnut, nicht wahr?«
    »Hazel«, sagte Hazel.
    »Hazel, natürlich. Wie nett von dir, mich zu besuchen. Ich kannte deine Mutter gut. Und dein Freund –«
    »Mein Bruder.«
    »Dein Bruder«, sagte der Threarah, mit der leisen Andeutung von »korrigiere mich bitte nicht mehr!« in der Stimme. »Macht's euch bequem. Etwas Salat?«
    Der Salat des Oberkaninchens war von der Owsla aus einem Garten eine halbe Meile querfeldein entfernt gestohlen worden. Outskirter sahen selten oder nie Salat. Hazel nahm ein kleines Blatt und knabberte höflich. Fiver lehnte ab und saß da, erbärmlich zwinkernd und zuckend.
    »Nun, wie sieht es bei dir aus?« sagte das Oberkaninchen. »Bitte, sag mir, wie ich dir helfen kann.«
    »Also, Sir«, sagte Hazel recht zögernd, »es ist wegen meines Bruders – Fiver – hier. Er kann oft voraussagen, wenn etwas Schlimmes bevorsteht, und er hat immer wieder recht behalten. Er wußte letzten Herbst, daß die Flut kommen würde, und manchmal kann er sagen, wo eine Schlinge gelegt wurde. Und jetzt sagt er, er kann eine schlimme Gefahr fühlen, die dem Gehege droht.«
    »Eine schlimme Gefahr? Ja, ach so. Wie bestürzend«, sagte das Oberkaninchen und sah gar nicht bestürzt aus. »Und welche Art Gefahr, wenn ich fragen darf?« Er sah Fiver an.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Fiver. »A-aber es ist schlimm. Es ist so sch-schlimm, daß – es sehr schlimm ist«, schloß er traurig.
    Der Threarah wartete höflich ein paar Minuten und sagte dann: »Soso, und was sollten wir nun tun?«
    »Fortgehen«, platzte Fiver heraus. »Fortgehen. Alle von uns. Jetzt. Threarah, Sir, wir müssen alle fortgehen.«
    Der Threarah wartete wieder. Dann sagte er mit außerordentlich verständnisvoller Stimme: »Also, das habe ich noch nie gehört. Das ist ein bißchen viel verlangt, nicht wahr? Was hältst du selbst davon?«
    »Nun, Sir«, sagte Hazel. »Mein Bruder denkt nicht eigentlich über diese Gefühle nach, die ihn überfallen. Er hat eben diese Gefühle, wenn Sie wissen, was ich meine. Sicherlich sind Sie der Richtige, zu entscheiden, was wir tun sollten.«
    »Nun, es ist sehr nett von dir, das zu sagen. Ich hoffe, daß ich es bin. Aber jetzt, meine lieben Jungen, wollen wir einen Augenblick nachdenken. Es ist Mai, nicht wahr? Jedermann hat zu tun, und die meisten Kaninchen lassen sich's schmecken. Keine Gefahr auf Meilen hinaus, so sagt man mir jedenfalls. Keine Krankheit, gutes Wetter. Und du willst, daß ich dem Gehege sage, daß der junge – äh – dein Bruder eine Vorahnung hat und wir alle über Land Gott weiß wohin latschen und die Folgen riskieren müssen, he? Was, glaubst du, werden die sagen? Werden die alle entzückt sein, he?«
    »Wenn Sie es sagen, werden sie es akzeptieren«, meinte Fiver plötzlich.
    »Das ist sehr nett von dir«, sagte der Threarah noch einmal. »Nun, vielleicht würden sie's. Aber ich müßte es mir sehr sorgfältig überlegen. Ein sehr ernster Schritt, natürlich. Und dann –«
    »Aber es bleibt keine Zeit, Threarah, Sir«, platzte Fiver heraus. »Ich kann die Gefahr wie eine Drahtschlinge um meinen Hals fühlen – wie eine Schlinge – Hazel, Hilfe!« Er winselte und rollte im Sand herum, kickte heftig wie ein Kaninchen in einer Falle. Hazel hielt ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher