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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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die Schulter eines weißen Mannes, der davor zusammengesunken auf dem Boden saß. Erst als ich gemächlich vorüberschritt und den Gestank von heißem Würstchenwasser einatmete, der sich mit dem beißenden Geruch irgendwelcher Medikamente vermengte, wurde ich aufmerksam. Ich drehte den Männern mein Profil zu und beäugte die beiden.
„Brauchen Sie Hilfe?“, hörte ich mich fragen.
Der Verkäufer sah hilflos zu mir auf und zuckte die Schultern. „Er reagiert nicht. Vielleicht sollten wir einen Krankenwagen rufen?“
Dass er mich in sein Handeln einbezog, verursachte ein warmes Gefühl in meinem Bauch und ich trat neben ihn, um auf das zusammengekauerte Bisschen Mensch zu blicken. Der blonde Kerl auf dem Boden starrte auf meine Hosenbeine und fuhr sich unentwegt mit der Hand über die linke Brust. Seine schmutzigen Haare standen wirr von seinem Kopf ab und verhinderten den direkten Blick auf sein Gesicht. Doch auch so wusste ich, dass es sich um Toma handelte.
Fantastisch!
    Vorsichtig ging ich in die Knie und mir stockte der Atem. Er war noch dürrer als wenige Wochen zuvor und sein niedliches Gesicht hatte sich zu einer gruseligen Grimasse verzogen. Sein Atem ging flach und schnell, als hyperventilierte er bereits. Der Blick seiner wunderschönen Augen war leer. Eine erstickende Wolke aus Urin und anderen unappetitlichen Gerüchen umgab den zitternden Sterblichen.
„Toma?“
Beim Klang seines Namens zuckte er zusammen, als hätte ich ihn geschlagen, dann beugte er sich keuchend vor.
„Ich rufe einen Notarzt!“, schlug der Verkäufer vor und wühlte in seiner Hosentasche, höchstwahrscheinlich auf der Suche nach seinem Mobiltelefon.
„Nein …“, hustete der ehemalige Bibliothekar und streckte die bebenden Hände aus. Seine Finger krallten sich mühsam an meinem Hosenbein fest und er schüttelte den Kopf. „Es geht wieder.“
„Du siehst beschissen aus, Mann!“, nahm mir der hilfsbereite Mann die Worte aus dem Mund. Beschissen war reichlich untertrieben.
„Ich bring ihn nach Hause“, murmelte ich und griff Toma unter die Achseln, um ihn hochzuheben. Kurz verloren seine Füße ganz den Kontakt zum Boden und ich bemühte mich angestrengt dreinzublicken.
„Sie kennen sich?“
„Ja … ich habe ihn nur nicht sofort erkannt“, erklärte ich ruhig.
„Ehm … Meinen Sie, Sie schaffen das allein?“ Zweifelnd beobachtete er wie ich mich sichtlich abmühte, das Gleichgewicht zu halten. Ich ging ein bisschen in die Knie und reckte das Kinn, damit es aussah, als spannten sich meine Muskeln des zusätzlichen Gewichts wegen an. Ich war keine besonders gute Schauspielerin.
„Klar! Ist ja nicht weit.“ Ich lächelte so unbekümmert wie möglich. Der Würstchenverkäufer streckte unbeholfen die gebräunten Arme aus, sah aber ein, dass er seinen Stand unmöglich allein zurücklassen konnte und wünschte mir viel Glück.
Toma, einem leeren Stoffsack gleich, hing in meinem Arm und verströmte einen Gestank, dass mir übel wurde. Ohne lange über das Pro und Kontra dieser Aktion nachzudenken, verschwand ich in einer Seitengasse und tauchte wenige Sekunden später vor meinem Appartement wieder auf.
Schnurstracks marschierte ich ins Bad und ließ den stöhnenden Sterblichen auf die weißen Fliesen sinken. Sofort kippte er zur Seite und rollte sich wie ein Fötus zusammen. Heftige Schüttelkrämpfe erfassten ihn, während er sein schmerzverzerrtes Gesicht unter seiner Hand zu verbergen versuchte. Die andere Hand streckte er langsam an sich herunter und versenkte sie in seiner Hosentasche.
Vielleicht hätte ich ihn doch einem Arzt überlassen sollen?
Hilflos starrte ich auf ihn herab und trat mit den Füßen auf der Stelle. Wieso hatte ich ihn nur mit zu mir genommen? So wie er aussah, würde er jeden Moment den Löffel abgeben. Was würden die Cops sagen, wenn sie erfuhren, dass ein Sterblicher in der Wohnung eines Vampirs verstorben war?
Entsetzt stöhnte ich, ging neben ihm in die Knie und streckte die Hand aus. Alles in mir sträubte sich gegen diese Berührung, doch ich widerstand dem Drang davon zu rennen und die Wohnung oder besser noch Boston zu verlassen. Der Anblick, der sich mir bot, machte mich wirklich fertig. Behutsam legte ich die Handfläche auf seine zitternde Schulter und schloss die Augen. Ich suchte nach dem Schmerz und fand ihn, siedend heiß, in seiner Brust. Er pulsierte in farbigen Prismen, die von seiner linken Brust in seinen Arm ausstrahlten.
Sein Herz. Verdammt!
Schon nach wenigen Augenblicken
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