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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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er offenbart, dass er in meiner Welt nicht klarkam. Seinen Frust darüber, den Halt zu verlieren, ließ er nur dann wirklich raus, wenn eine Frau unter ihm lag. Er hatte mehrfach versucht mich während des Liebesaktes zu beißen. Das war das Einzige, was ihn noch zusammenhielt. Sex und Blut. Beides zusammen eine Komposition rauschender Melodien, die Macht verhießen. Macht über seinen Körper, über die Blutgier. Für einen Augenblick.
Nur einmal hatte ich zugelassen, dass er seine Zähne in meinem Fleisch versenkte, während er mich mit groben Stößen nahm. Immerhin war ich wirklich für fast alles offen. Die erregende Hitze in meinem Körper war so schnell erloschen wie Feuer, das von einer Flutwelle ertränkt wird. Ihm hingegen hatte es so scharf gemacht, dass er sich benahm, als wäre ich ein Stück Fleisch mit einem Loch. Es war mir mehr als unangenehm gewesen und ich hatte ihm beim nächsten Versuch mit meiner Faust klargemacht, dass ich das nicht mehr wollte.
Nachdem das mit Dan und mir auf dem Krankenbett passiert war, verspürte ich eine gewisse Kälte bezüglich der Bettgeschichten mit Toma. Erst jetzt wurde mir klar, dass irgendetwas gefehlt hatte und das bereits wenige Wochen nach seiner Verwandlung. Vielleicht war es auch nie dagewesen und ich hatte mir all das nur eingebildet?
Ich versuchte, die Erinnerung an die letzten siebzehn Jahre in Gleichgültigkeit zu ertränken, aber es tat mir weh. Der Schmerz pochte unterschwellig in meiner Brust und ließ meine geballten Fäuste fortwährend auf den Teppich hinab fahren. Leises, monotones Stampfen ahmte meinen Herzschlag nach, während ich mich in die Zeit zurückversetzte, als mein Leben noch völlig in Ordnung und Toma ein Sterblicher gewesen war. Zurück in die Zeit, als wir uns das erste Mal über den Weg liefen, als ich ihn kennenlernte und mich in ihn verliebte.

***
    Gelangweilt lehnte ich am Dachterassengeländer des
Subs
    , einer Szenekneipe der Harvardstudenten, die extra von Cambridge über den Charlston River gefahren kamen, um vor den Bostoner Frauen mit ihren Intelligenzquotienten anzugeben.
Die Lichter der Stadt schimmerten im dunklen Flusswasser wie heruntergefallene Sterne. Gedankenverloren drehte ich das Sektglas in der Hand, das ich mir an der Bar geholt hatte - wer war schon so blöd, einer Frau einen Drink spendieren zu wollen, wenn sie ein volles Glas in Händen hielt?
Die Kohlensäure stieg in hauchfeinen Perlen an die Oberfläche, zerplatzte und versprühte einen prickelnden Duft, der in meiner Nase kitzelte.
Mit zusammengepressten Lippen blickte ich zur anderen Flussseite und studierte die rotbraunen Türen der
MIT
    Bibliothek. Das Kuppeldach des Gebäudes leuchtete in der Nacht wie das Hütchen eines fluoreszierenden Pilzes.
Neben mir tauchte ein angetrunkener Sterblicher auf, der sich lüstern über die Lippen leckte und mein Outfit musterte: ein schmal geschnittener, schwarzer Rock, der mir bis zu den Knien reichte und eine ebenfalls schwarze Seidenbluse, geschmückt mit einer blutroten Damenkrawatte. Knallrote Pumps glänzten an meinen Füßen, begierig darauf, sich in die Weichteile meines Gegenübers zu bohren, sollte dieser auf die Idee kommen, mich zu betatschten.
„Darf ich mal anfassen?“, säuselte er auch schon los.
Mit hochgezogener Augenbraue drehte ich mich zu ihm und musterte die rote Nasenspitze und seine wässrigen, blutunterlaufenen Augen. Er hielt es für eine Bestätigung, streckte die Hände aus und umfasste mit heraushängender Zunge meine Brust. „Umpf. Die sind ja echt.“ Er sabberte. Angewidert verzog ich das Gesicht, löste seine Finger von meinen Brüsten und beförderte den hässlichen Milchbubi mit einem Tritt in die künstliche Palme am anderen Ende der Terrasse. Glücklicherweise waren die einzigen Anwesenden ein wild knutschendes Pärchen, das nicht einmal dann aufgeschreckt wäre, wenn das Haus in Flammen stünde. Anschließend richtete ich meine Kleidung, stellte das Glas auf einem winzigen Bistrotisch ab und wandte mich zum Gehen.
„Baby“, raunte mir jemand ins Ohr und ich zuckte zusammen.
„Roger“, stöhnte ich genervt und rieb seine Speicheltropfen aus meinem Nacken. Er war der einzige Vampir, den ich kannte, der beim Reden spuckte. „Was machst du denn hier?“
Der hatte mir gerade noch gefehlt.
Er fing eine meiner Haarsträhnen, wickelte sie sich um den Zeigefinger und schnupperte daran. Dabei musterte er mich mit einem so gierigen Blick, dass ich eine Gänsehaut bekam, die nicht
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