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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Autoren: Chrissi Schröder
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loslassen – niemals, rufe ich in Gedanken zurück.
    Du musst es tun, höre ich ihn, seine Stimme klingt vollkommen ruhig und gelassen, das war der Deal, so lautet der Vertrag.
    Ansgar lächelt mich an. Der Teufel verlangt eine Seele. Du musst mich gehen lassen.
    „Nein“, hauche ich, „ich lasse dich nicht los!“ Ich reiße wie verrückt an Ansgars Handgelenk und bekomme ihn doch kein Stück zu mir hochgezogen. Die Flammenhände wandern sein Bein hoch, sie verbrennen die Hose, die Haut darunter aber schimmert weiß und hell zwischen den Flammen hindurch. Er scheint keine Schmerzen zu spüren, weiterhin lächelt er mich an.
    In meinem Kopf dröhnt es, das Gebrüll, die kreischenden und schreienden Stimmen sind überall um mich herum, Gestank dringt in meine Nase, Rauch, Feuer, verbranntes Fleisch, es riecht ekelhaft. Ich blicke Ansgar in die Augen, sie haben ihr Feuer verloren, der pulsierende Ring ist verschwunden, sie sind braun, und fast menschlich. Als seine Stimme in meinem Kopf erklingt, verdrängt sie schlagartig jegliches Gebrüll und Gekreische in mir.
    Bitte, lass mich los. Du musst deinenWeg gehen – ohne mich. Ich liebe dich, für immer, für ewig. Meine süße mellila, bis über den Tod hinaus. Das weißt du hoffentlich. Wir werden uns wiedersehen – das schwöre ich dir.
    Er öffnet seine Hand, die um mein Handgelenk liegt und blickt nach unten. Nochmals geht sein Blick hoch zu Nicki.
    „Mein Bruder, meine Seele wird in den Himmel auffahren, jetzt ist die richtige Zeit. Lass mich los.“
    Ich kann hören, wie Nicki neben mir schluckt, dann lässt er tatsächlich Ansgars Arm los und beugt sich nach hinten.
    „Auf bald, mein Bruder, auf bald“, sagt er leise, seine Stimme klingt traurig.
    Ansgars Hand rutscht langsam durch meine, ich halte ihn nur noch an den Fingern. Ich kann meine andere Hand nicht zu Hilfe nehmen, ich muss mich mit ihr festhalten – ich würde sonst mit in die Tiefe gerissen werden.
    „Ansgar, bitte“, flehe ich
    Er aber sieht mir nur in die Augen.
    Ich werde immer bei dir sein, egal wasgeschieht, vergiss das niemals.
    Dann rutschen seine Finger endgültig durch meine Hand, er fällt nach hinten. Die Flammenarme umfangen ihn, rollen ihn ein und ziehen ihn mit hinunter.
    Ich starre in den Abgrund und überlege kurz ob ich hinterher springen soll. Da legen sich schon zwei starke Arme um mich und reißen mich hoch.
    Der Boden verschließt sich wieder, die Risse und das Loch wachsen zu. Es sieht aus, als wenn eine Wunde sich verschließen würde. Dagegen reißt in mir gerade eine Wunde auf, in meinem Inneren zerreißt das Fleisch und Blut tritt aus, es überflutet meinen Körper von innen, ich fühle mich wie tot.
    Nicki hält mich in seinen Armen und streichelt mir übers Haar.
    „Es hätte keinen Sinn gemacht, wenn du hinterher gesprungen wärst.“
    „Warum denn nicht?“, frage ich an seine Schulter gelehnt, „was für einen Sinn hat mein Leben denn jetzt noch?“
    „Ich glaube nicht, dass du ihn dort unten wiederfinden würdest.“ Seine Stimme klingt grimmig.
    „Ihr geht verschiedene Wege. Jeder seinen eigenen.“
    Er hält mich ein bisschen von sich weg und blickt mir in die Augen.
    „Du musst jetzt deinen Weg gehen und irgendwann werden sich eure Wege kreuzen – dann werdet ihr wieder vereint sein.“ Er zieht mich erneut an seine Brust. „Irgendwann.“
    Ich muss meinen Weg gehen, denke ich traurig, das hat Ansgar auch zu mir gesagt, allerdings in meinem Kopf, das kann Nicki nicht wissen. Wie kommt er nur darauf. Ich sehe Ansgars schöne braune Augen vor mir und wie er zu mir sagt, du musst deinen Weg gehen – ohne mich.
    Ich presse die Lippen zusammen, ich werde meinen Weg gehen, aber nicht ohne dich – Das schwöre ich dir.
    *
    Wir sitzen in Joshs Hinterhof, es ist später Nachmittag.
    Nicki brachte mich zu Josh, sie legten mich in seinem Gästezimmer auf das Bett. Sie sprachen mit mir, ich gab keine Antwort, ich war wie in Trance. Ich wollte nicht reden, ich konnte nicht reden.
    Immer wieder sah ich Ansgars Augen vor mir, hörte seine sanfte Stimme in mir. Ich hatte Angst, wenn ich spreche, dass sie dann wegginge, das ich sie nicht mehr höre. Es ist das einzige, das mir von ihm geblieben ist. Nur meine Erinnerungen habe ich noch. Die Wunde in meinem Inneren pocht und schmerzt weiterhin.
    Ich hatte Durst, leise, fast schon flüsternd knurrte mein Monster in mir, als wagte es nicht laut aufzukreischen, als wagte es nicht, mich anzubrüllen. Ich ignorierte
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