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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes
Autoren: Darius von Benin
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Jahren.“
     
    Ich erschrak. „So lange schon?“
     
    „Naja, eigentlich fing alles damit an, als du dir vor vier Jahren den
Pool gebaut hast.“
     
    „Bitte?“
     
    „Ja, wenn du auf der Arbeit warst oder im Urlaub, dann bin ich immer
hier rüber zum Schwimmen gewesen, bis … naja, bis Papa mich vor dir gewarnt
hat. Du wärst anders, würdest mit Männern … Er hat es mir verboten, hier zu
baden. Aber du hast Mama ja gesagt, es wäre ok, wenn wir den Pool nutzen.“ Er
atmete tief durch, es schien ihm schwer zu fallen. „Naja, dann hab ich so mit
17 festgestellt, dass ich selber so bin.“
     
    „Was?“ Ich hing regelrecht an seinen Lippen.
     
    „Jost, wo hast du deinen Verstand gelassen? Er hat festgestellt, dass
er auch schwul ist!“ Marius kam mit einem Tablett ins Wohnzimmer. Er verteilte
die Tassen. „Jo, wie nimmst du deinen Kaffee?“
     
    „Schwarz, will ja noch schöner werden!“ Er grinste.
     
    „Hast du aber echt nicht nötig! Jost schon, aber der ist ja auch kurz
vor seinem Verfallsdatum, aber mag ihn lieber süß! Aber weiter im Text, ich
habe dich unterbrochen!“ Marius reichte mir die Zuckerdose, ich hätte ihn
umbringen können.
     
    „Ist er nicht!“ Die Stimme des Kleinen wurde plötzlich härter.
     
    „Was?“ Ich war verdutzt.
     
    „An seinem Verfallsdatum! Er ist … ich bin … er ist mein …“
     
    „Was?“ Marius wusste wohl auch nicht weiter.
     
    Er atmete tief ein, schien allen Mut für den nächsten Satz zu sammeln.
„Ich bin ihn Jost verliebt, wenn du es genau wissen willst!“ Wie zum Beweis
griff er meine Hand und drückte sie fest.
     
    Ich war sprachlos, Marius anscheinend auch, denn seine Kinnlade fiel
ihm runter. Aber er fand, im Gegensatz zu mir, eher seine Stimme wieder. „Er
könnte dein Vater sein, ich übrigens auch, wenn ich mich angestrengt hätte!“
     
    „Was soll das ganze mit dem Alter? Das ist doch Scheiße! Mama ist auch
15 Jahre jünger als Papa und sie lieben sich. Bei uns sind es halt fünf Jahre
mehr!“
     
    „Ja, aber in der schwulen Welt … ist das irgendwie anders.“ Marius
wirkte irgendwie kleinlaut.
     
    „Was ist da? Kann da ein Jüngerer keinen Älteren lieben? Wenn du es
genau wissen willst, Marius, ich hab mit der ganzen Messdienergruppe meines
Jahrgangs gewichst und gefummelt, hat zwar Spaß gemacht, aber die Erfüllung war
es nicht! Die eine Hälfte der Jugendfeuerwehr hat mich gefickt, der anderen
Hälfte hab ich meinen Schwanz in den Arsch gerammt, war zwar spaßig, aber
nichts hierfür!“ Er tippte sich an sein Herz. „Und am Samstag war ich auch
nicht mit Kumpels im Kino, ich hab mich von einem fetten, abgehalfterten
Familienvater, dessen Frau in Kur ist, nageln lassen. Aber auch nur deshalb,
weil er …“ Jo deutete auf mich. „Weil Jost unerreichbar für mich ist. Ich hab
ihn lange genug beobachtet. Er hat nie junge Typen hier zu Besuch, nur in
seinem Alter – leider! Ich kann mit Jungs in meinem Alter leider nichts
anfange! Als ich hier mit durchgeficktem Arsch ausstieg und das Planschen
hörte, da bin ich … bin ich einfach in den Garten, ich hab gesehen, wer was mit
wem gemacht hat. Als Jost in diesem Blonden war, wollte ich, ich wäre an dessen
Stelle! Darauf hab ich mir einen runtergeholt und hatte einen Megaorgasmus!“
     
    Es herrschte betretenes Schweigen. Ich war einfach nur platt ob dieser
Äußerung. Marius erhob sich im Zeitlupentempo. „Äh, ich geh dann wohl jetzt
besser. Der Trockner braucht noch ne halbe Stunde und Jost, wir telefonieren
wegen Greystoke morgen Mittag.“ Grußlos verließ er das Wohnzimmer und ließ uns
alleine.
     
    Johannes blickte mich fast hilfesuchend an. „Und? Bist du jetzt
geschockt? Ja, ich liebe dich! Willst du jetzt nichts mehr mit mir zu tun
haben? Könnte ich verstehen, ich bin ja nur ein kleiner, dummer Junge! Was
sollen wir jetzt machen?“
     
    Ich überlegte, erhob mich und ließ ihn für einen Augenblick alleine.
Als ich nach drei Minuten ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß er immer noch so dar
wie vorher. „Hier!“ Ich warf ihm einen Jogginganzug von mir entgegen.
     
    „Was soll ich denn damit?“ Er blickte mich fragend an.
     
    „Na, was wohl? Anziehen natürlich! Oder willst du nackt über die Straße
gehen?“
     
    „Gehen? Ich soll also verschwinden? Aus deinem Leben?“ Er wirkte
irgendwie niedergeschlagen.
     
    „Das habe ich nicht gesagt! Aber du wirst jetzt gehen … und …
wiederkommen müssen, denn deine Sachen sind ja noch bei
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