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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes
Autoren: Darius von Benin
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mir im Trockner. Nur
wann du sie dir abholst?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Den Zeitpunkt, lieber
Jo, bestimmst nur du selbst!“
     
    Er blickte mich fragend an. „Wie?“
     
    „Du kannst sie nachher noch abholen oder morgen früh nach dem Aufstehen
oder auch nach der Schule, deine Entscheidung. Du weißt ja wahrscheinlich
besser als ich selber, wann ich pennen gehe, wann ich aufstehe, wann ich das
Haus verlasse und wann ich wiederkomme.“
     
    Er nickte. „Ja, fast auf die Minute.“
     
    „Also, falls ich dich morgen wieder mitnehmen soll, dann solltest du
diesmal deine Schultasche nicht wieder vergessen. Und nun geh und komm, wann
immer du willst, wieder!“
     
    „Alles klar!“ Bedröppelt zog er sich an und verließ mein Haus.
     
     
    Epilog: Der Auftrag für den Englischen Gartens wurde, allein wegen der
günstigen Kosten, an Tenhagens Landschaftbau vergeben und seit August 2008 hat
die Everding Bauelemente oHG einen Auszubildenden, der jeden Morgen um Punkt
acht auf der Matte steht. Kein Wunder, ich nehme ihn ja auch immer mit. Das ist
ein kleines Dankeschön, denn er weckt mich immer so zärtlich und seine
Frühstückseier sind besser als meine.

Be & Be
    Ich ließ den Tag ruhig angehen, denn außer der Silberhochzeit eines
Arbeitskollegen stand heute nichts auf meiner Agenda. Der Wecker klingelte
nicht wie gewohnt um sechs, sondern erst um zehn. Nachdem ich mich mühsam aus
dem Bett geschält und den Jogginganzug übergezogen hatte, machte ich mich auf
den Weg in die Bäckerei um die Ecke. Mit frischen Brötchen und Croissants
bewaffnet, ging es auf den Rückweg, der Kaffee musste derweil durchgelaufen
sein. Aus dem Briefkasten nahm ich die Post und die Samstagszeitung und eilte
in meine Behausung. Noch im Aufzug sortierte ich die Briefe: dreimal Werbung,
eine Rechnung und ein Brief meines alten Studienkollegen Jost Geldermann.
    Die Werbung wanderte gleich ins Altpapier, die Rechnung auf den
Schreibtisch und das blaue Kuvert mit an den Frühstückstisch. Jost lud mich zu
seiner Gartenfete mit Überraschung in sechs Wochen ein. Ich freute mich schon,
ihn nach fast einem halben Jahr wieder zu sehen, zu seinem Geburtstag hatte ich
es ja leider nicht geschafft. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit einer äußerst
komplizierten Firmenfusion beschäftigt und Jost hatte ein Einsehen mit mir,
denn wir hatten es geschafft, über all die Jahre in Kontakt zu bleiben. Zusammen
hatten wir das Referendariat in Bonn durchgestanden und ohne diesen
pedantischen Mann hätte ich mein Examen nie so gut bestanden, wie ich es
schlussendlich getan hatte: Vollbefriedigend ist immerhin Prädikat!
    Während er eine Stelle als CFO (Chief Financial Officer) oder
altdeutsch: „Chefbuchhalter“ in seiner westfälischen Heimat annahm, war mein
Weg in die Kanzlei meines Onkels quasi vorher schon vorprogrammiert, die Stelle
hatte ich sicher. Der Name Reckenberg sollte auch in dritter Generation am
Firmenschild prangen. Seine Tochter Marie-Louise hatte ja Medizin studiert und
Benjamin, sein über alles geliebter Sohn, war tragischerweise auf der
Hochzeitsreise in Indien tödlich verunglückt. Aber er hatte, wenn man das so
brutal sagen darf, seine Pflicht und Schuldigkeit getan und einen Sohn gezeugt,
auf dem jetzt die ganze Hoffnung des Alten ruhte. Die vierte Generation war
somit gesichert, auch wenn es noch nicht klar war, ob er überhaupt studieren
würde, der kleine Max war gerade erst anderthalb.
     
    Ich griff mir mein Telefon und wählte Josts Nummer, aus der Leitung
drang ein Freizeichen. „Schulte-Beckendorf bei …“
     
    „Äh, … ist da nicht Geldermann?“ Konnte ich keine Zahlen mehr tippen?
     
    „Doch, da sind sie richtig. Ich wollte ja noch sagen bei Geldermann,
aber dazu kam ich nicht mehr!“ Mein Gesprächspartner schien zu grinsen.
     
    „Aha, dann hätte ich gerne mal Jost Geldermann, wenn es konveniert und
er abkömmlich ist.“
     
    „Moment!“ Er deckte wohl die Muschel ab, aber das misslang. „Schatz,
kommst du mal bitte? Da ist jemand für dich am Telefon!“
     
    Hatte ich richtig gehört? Hatte Jost sein langjähriges Eremitendasein
ad acta gelegt? Der Typ klang jung, verdammt jung, wenn man von der Stimme her
aufs Alter schließen kann. Der Hörer wurde übergeben. „Mausebär, drehst du bitte
gleich die Frikadellen um? Danke dir! Geldermann am Apparat! Wer da?“
     
    Ich verstellte meine Stimme: „Was sagt ihnen das Zeitgesetz, Herr
Kandidat?“
     
    „Benedict, du alter Faulpelz. Wie
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