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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia
Autoren: Berte Bratt
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viel Schöneres!…
    Es kommt nicht vor Weihnachten, aber dann bekommst Du es auch ganz bestimmt.
    Du wirst einen kleinen Bruder bekommen, Claudia. Oder vielleicht wird es eine kleine Schwester.
    Und ich kann Dir nicht sagen, wie schön es für mich ist, wenn ich daran denke, daß das Kindchen, das uns geschenkt wird, nicht nur von einem stolzen Vater und einer glücklichen Mutter in Empfang genommen wird, sondern auch von einer glücklichen, liebevollen und tüchtigen großen Schwester!
    Claudia, weißt Du noch – damals, vor langer, langer Zeit, als Du mich batest, ich möchte Dir erzählen, wie es in Wirklichkeit sei? Das tat ich, und ich werde nie vergessen, was Du damals sagtest. Du legtest die Arme um meinen Hals und sagtest: „Das ist das schönste Märchen der Welt, und Gott selber hat es gedichtet.“
    Das schönste Märchen der Welt, das erlebe ich jetzt zum zweitenmal, Claudia. Und ich freue mich so, daß ich in dieser Zeit mein kleines Mädchen um mich haben werde!
    Ich werde jetzt die ganze Zeit am Fenster stehen und nach dem Telegrafenboten Ausschau halten. Laß mich nicht zu lange warten!
    Willkommen daheim, mein Kind – willkommen daheim bei Deiner glücklichen
    Mutti
     
    Claudia saß ganz still mit Muttis Brief in der Hand. Die Tränen kullerten ihr über die Wangen, unaufhörlich. Und so fand Tante Helga sie.
    „Liebe Claudia… was ist denn – ist etwas Schlimmes geschehen…“
    Da schluckte Claudia, und das Lächeln schimmerte durch die Tränen, wie die Sonne im April durch die Regenwolken bricht:
    „Nein, Tante Helga. Es ist etwas Schönes. Und ich freue mich so – ich freue mich so schrecklich!“
    Am selben Abend läutete es an der Tür von Herrn Peter Brodersen.
    „Anita, das Telegramm!“ Mutti machte es auf:
    Ankunft Hamburg nächsten Samstag 17.10. Ich freue mich so, Claudia Mutti lachte. „Meine Tochter ist im Telegrammstil noch nicht bewandert“, sagte sie. „Sie weiß noch nicht, daß man nur die notwendigsten Worter telegrafiert und die weniger wichtigen wegläßt. Daß sie sich freut...“
    „Weniger wichtig?“ unterbrach sie ihr Mann. „Nennst du das weniger wichtig? Es ist doch das Wichtigste von allem!“

Heimwärts
     
     
    Claudia drehte sich oben auf der Treppe um und winkte noch einmal zurück.
    Hinter einer Glasscheibe konnte sie sie sehen – Onkel Bo und Tante Helga und Karin, ja, sogar Brüderchen war mitgekommen. Alle hatten sie Claudia zum Flugplatz Bromma begleitet, alle hatten ihr geholfen, Onkel Bo hatte den schweren Koffer getragen, bis ein höflicher und dienstbeflissener Flugplatzangestellter in Uniform ihn an sich genommen hatte.
    Jetzt war ihr Gepäck im Bauch des großen Vogels, der sie gen Süden bringen sollte, verschwunden. Claudia selbst war die schmale, steile Treppe nach oben gestiegen, die in den Passagierraum führte. Dort oben stand ein lächelndes junges Mädchen in blauer Uniform und nahm Claudia den Mantel ab.
    Und nun hatte Claudia sich also umgedreht und noch einmal gewinkt, ehe sie im Innern des silbernen Vogels untertauchte.
    Sie hatte einen Fensterplatz und schaute hinaus – tatsächlich, da standen sie noch immer –, Claudia winkte und winkte hinter der kleinen Fensterscheibe, und jetzt hatte Karin sie entdeckt und winkte wieder, lächelnd und lieb und vergnügt.
    Ja, jetzt war alles gut. Tante Helga hatte das abscheuliche Eifersuchtsgespenst aus Karins Bewußtsein vertrieben. Karin war wieder zur Vernunft gekommen. Und da stand sie fröhlich und glücklich zwischen den Eltern, und Bertil saß auf Onkel Bos Arm und winkte ebenfalls.
    Die Motoren begannen zu brummen. Über der Tür zum Führerraum leuchtete ein Schild vor Claudia auf:
    „Fasten seat belt.“ Claudia suchte nach dem Gurt, aber da kam schon die Stewardeß und war ihr behilflich.
    Claudia schaute sich um. Nein, wie riesig groß doch so ein Flugzeug war! Und so hübsch mit den bequemen Sesseln, mit Rot bezogen – und alles Holz war hellbraun auf Hochglanz poliert – es machte den Eindruck, als sitze man in einem großen, eleganten Autobus.
    Das Flugzeug war fast voll besetzt. Hier saßen Herren und lasen die Zeitung, dort saßen ein paar Mütter mit kleinen Kindern – und drüben auf der andern Seite des Mittelganges saß eine alte Dame, um die die Stewardeß sich besonders kümmerte.
    Jetzt fuhren sie über die Startbahn, wendeten, ließen das große, weiße Gebäude hinter sich – fuhren und fuhren… was hatte doch Onkel Bo gesagt – ein Flugzeug muß immer
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