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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig!
Autoren: Christiane Heggan
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Großmutter es vor ihr auch getan hatten.
    Doch an dem Tag, an dem Andrew ein Jahr alt wurde, änderte sich alles. Während Julia den Kuchen anschnitt, verkündete Charles stolz, dass sein Enkel der Tradition der Bradshaws folgen und auf eines der ältesten und exklusivsten Internate des Landes gehen würde: die James Clark Academy in Alexandria, Virginia.
    “Ich musste ein paar Freunde anrufen, die mir noch einen Gefallen schuldeten”, sagte er mit einem zufriedenen Lachen. “Aber ich habe meinen Jungen auf die Liste bekommen.”
    Julia war entsetzt darüber, dass sie an dieser Entscheidung nicht beteiligt worden war, und sie war wütend auf Paul, der mit seinem Vater einer Meinung war. Sie stieß beide Männer vor den Kopf, indem sie erklärte, dass ihr Sohn nicht auf ein Internat geschickt würde, und dass ab sofort jeder Plan, der Andrew betraf, mit ihr besprochen werden müsse.
    Als sie und Paul an dem Abend nach Hause kamen, eskalierte der Streit noch weiter. Paul hatte ihr mit aschfahlem Gesicht vorgeworfen, sie sei undankbar und wolle aus Andrew ein Muttersöhnchen machen. Julia ließ sich diesen Vorwurf nicht gefallen und bezahlte teuer dafür. Ohne Vorwarnung schlug Paul sie mit dem Handrücken. Die Wucht des Schlags war so groß, dass ihr Kopf zur Seite gerissen und sie gegen ein Bücherregal geschleudert wurde.
    Während sie zu Boden glitt und Paul entsetzt ansah, eilte der zu ihr, nahm sie in seine Arme, murmelte, wie sehr er sie liebte und wie Leid ihm das tue, und er schwor, dass so etwas nie wieder geschehen würde.
    Es geschah wieder. Viele Male.
    Zunächst war Julia davon überzeugt, dass seine Wutausbrüche ihr Fehler waren. Sie war zu unreif, zu ungebildet. Sie verstand nicht in vollem Umfang, welche Verantwortung auf ihrem Ehemann lastete, nicht nur als ein Bradshaw, sondern auch als der Sohn des beliebtesten Exgouverneurs von Kalifornien. Oft hatte sie das Gefühl, dass seine Frustration von der tief sitzenden Furcht ausgelöst wurde, er könne nie so gut sein wie Charles, ganz gleich, wie sehr er sich anstrengte und wie viel er erreichte.
    Weil sie ihren Mann liebte, versuchte sie mit aller Kraft die Frau zu sein, die Paul haben wollte. Sie schloss sich verschiedenen gemeinnützigen Organisationen an und wandte sich an verschiedene Frauengruppierungen. Und als Paul den Wahlkampf für seine Wiederwahl startete, war sie bis zur Siegesnacht immer an seiner Seite.
    Doch da seine Beliebtheit zunahm und sie mehr mit anderen Menschen zusammenkommen mussten, zeigte sich bald eine neue Seite: Pauls krankhafte und grundlose Eifersucht. Es dauerte nicht lange, da beschuldigte er sie, mit anderen Männern zu flirten und ihn zu betrügen.
    Ihr hartnäckiges Abstreiten, das er als eine andere Form des Betrugs auslegte, schürte seine Wut noch stärker.
    Als Julia klar wurde, dass er nicht aufhören würde, sie zu misshandeln, stellte sie Paul ein Ultimatum. Entweder begab er sich in eine Therapie, oder sie würde ihn verlassen.
    Seinen Gesichtsausdruck in jener Nacht würde sie nie vergessen. Er starrte sie einen Moment lang mit undurchschaubarer Miene an, dann legte er seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie langsam und sanft aufs Sofa. Mit furchterregend ruhiger Stimme sagte er ihr, dass sie Andrew nie wieder sehen würde, wenn sie ihn verließ. Dafür würde Charles sorgen.
    Als sie drohte, ihn wegen der Misshandlungen zu verklagen, lachte er nur. Wer würde ihr schon glauben? Wie wollte sie ihre lächerlichen Behauptungen untermauern? Hatte sie Zeugen? Hatte er ihr jemals eine bleibende Verletzung zugefügt? Oder war er in der Öffentlichkeit ihr gegenüber laut geworden? Hatte sie jemals irgendjemanden über ihre so genannte Prügel ins Vertrauen gezogen?
    Während er leise und langsam auf sie in einer Weise einredete, in der man mit einem Kind spricht, erkannte sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Sie wusste, dass Pauls Ankündigung, ihr Andrew für alle Zeit wegzunehmen, keine leere Drohung war. Charles Bradshaw war ein reicher, mächtiger und einflussreicher Mann, der alles erreichen konnte und der sich sogar das Sorgerecht für ein Kind würde erkaufen können.
    Sie hatte keine andere Wahl, als ihr Ultimatum zurückzuziehen. Sie würde bleiben und vortäuschen, dass sie einlenkte. Und wenn Paul sie das nächste Mal schlug, dann würde sie sich rächen, aber nicht, indem sie zurückschlug. Das war zwecklos. Vielmehr würde sie die Beweise zusammentragen, die sie benötigte, um mit
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