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Unheil

Unheil

Titel: Unheil
Autoren: James Herbert
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Panik sprach. Alle forsche militärische Sachlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. »Er er hat mir den Kasten mit Detonator und Zündkapseln weggenommen. Ich bin überzeugt, daß er vom Nebel infiziert worden ist, und doch... und doch schien er ganz vernünftig. Er sagte, wir könnten keine fünf Minuten warten, das Risiko, daß das Zentrum der Mykoplasmen sich entferne, sei zu groß — sie müßten jetzt vernichtet werden, solange wir die Möglichkeit dazu hätten. Ich weigerte mich, aber er stieß mich zurück und brachte den Kasten an sich. Ich konnte einen Zweikampf mit ihm nicht riskieren, denn die Zündkapseln vertragen keine Stöße und hätten uns im Fall einer starken Erschütterung zerrissen. Er geht jetzt zurück in den Nebel, ins Zentrum! Holman, suchen Sie Deckung. Gehen Sie in den Tunnel, wenn Sie können. Ich komme heraus. Ich bin neben dem Fahrzeug — vielleicht habe ich noch eine Chance!« Knistern, dann Stille.
    Holman unternahm keinen Versuch, den Hauptmann wieder zu erreichen; der arme Teufel brauchte jede Sekunde, die ihm noch blieb! Er blickte zu den gigantischen Gasometern und schüttelte sich bei dem Gedanken, was sich in den nächsten Minuten ereignen sollte. Dann glaubte er, eine Bewegung zu erkennen. Die ziehenden Nebel nahmen ihm die Sicht, aber jetzt erkannte er das Katastrophenfahrzeug! Peters konnte es vielleicht noch schaffen!
    Dann ereignete sich zweierlei gleichzeitig: die Menge ergoß sich aus der Tunnelöffnung, und die vorderen Reihen trugen etwas über ihren Köpfen, das wie ein blutiger nackter Körper aussah. Als er den Blick in ihre Richtung wandte, erhellte ein greller Blitz die gesamte Umgebung, gefolgt von einem betäubenden Krach und einem donnernden Knall explodierendes Gases, der die Erde unter seinen Füßen erzittern ließ.
    Holman drückte sich zusammengekauert gegen die Betonwand und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Er fühlte, wie die heiße Luft über seinen Rücken strich, wie sein Haar knisterte, als es ihm vom Kopf gesengt wurde; er glaubte, die Trommelfelle müßten ihm platzen, so ungeheuer waren die Explosionen, als ein Gasometer nach dem anderen in die Luft flog. Er fühlte, wie ihm Blut aus der Nase rann. Das Brüllen der entfesselten Elemente schien nicht enden zu wollen, glutheiße Druckwellen und Staubwolken fegten über ihn hin, die Erschütterungen ließen im Beton Risse entstehen. Obwohl er kaum noch etwas hören konnte, fühlte er weitere Druckwellen und Erderschütterungen und schloß daraus, daß die kleineren Tanks einer nach dem anderen explodierten. Er fürchtete sich, die Augen zu öffnen und Ausschau zu halten, denn selbst wenn es möglich gewesen wäre, konnte kein Zweifel daran bestehen, daß die Welt über ihm jetzt ein flammendes Inferno war und daß die Hitze, wenn er sich aus seiner Deckung aufrichtete, ihm die Augen ausbrennen würde. Er war besser daran als die meisten Menschen unten beim Tunnelausgang — er lag gegen die massive, vom Erdreich gestützte Betonwand der Rampe gepreßt und hatte das Gesicht am Boden, wo, von der Glut angesaugt, kühle Luft zum Explosionsherd strömte; aber die Menschenmenge, obschon gegen die schlimmste Explosionsgewalt geschützt, war der Glutwolke relativ schutzlos preisgegeben. Viele verbrannten sofort, andere wurden von den Druckwellen in den Tunnel zurückgefegt und von fliegenden Trümmern zerschmettert und viele wurden von Betontrümmern erschlagen, als Teile des Tunnels einstürzten.
    Es dauerte lange, bis Holman den Mut aufbrachte, seine mit Brandblasen bedeckten Hände vom Kopf zu nehmen und aufzublicken. Er sah, daß die Rampe mit Schutt und Trümmern übersät war, Fetzen von Metall und Brocken von Mauerwerk, die ihn, hätten sie ihn getroffen, auf der Stelle getötet hätten. Er blickte nicht hinunter zur Tunnelöffnung, denn er hatte kein Verlangen, das Blutbad zu sehen, das die Explosion angerichtet haben mußte; statt dessen erhob er sich langsam und unter Schmerzen auf die Knie und hob den Kopf Zentimeter um Zentimeter, bis er über die Mauer hinwegsehen konnte.
    Die ganze Gegend vor ihm war eine einzige Feuersbrunst.
    Die Gebäude und Anlagen der Gaswerke waren nicht mehr zu sehen, ebensowenig irgendwelche anderen Häuser; was nach den Explosionen stehengeblieben war — wenn etwas stehengeblieben war —, war vollständig vom Feuer eingehüllt. Seine tauben Ohren konnten das Krachen der neuen, kleineren Explosionen im Hintergrund nicht hören, aber er sah die
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