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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sonst würde sie nur eine wütende Handbewegung ernten, die den sofortigen Abbruch der Unterhaltung bedeutete – sofern man dieses Ratespiel überhaupt als Unterhaltung bezeichnen konnte.
    Â»Wolltest du zum Telefon? Hat das Telefon …«
    Nichts zu machen. Ihre Fragen brachten sie nicht weiter.
    Â»Bitte, lass uns später drüber reden. Ich muss jetzt erst einmal die restlichen Einkäufe reinholen und dann koch ich was Leckeres für dich! Ja, mein Schatz?«
    Sophie zuckte nur gekränkt mit den Schultern. Die Aussicht auf ein entspanntes Abendessen mit Sophie hatte sich erst einmal verflüchtigt, denn deren Hartnäckigkeit war gnadenlos. Sie würde wahrscheinlich keine Ruhe geben, ihr Anliegen weiter zu verfolgen. Es war ja auch nur legitim, dass sie von dem erzählen wollte, was sie erlebt hatte, was ihr offensichtlich große Angst machte. Da Marlene ahnte, wie schrecklich es sein musste, im Kopf genau zu wissen, was man sagen will, dies aber nicht mitteilen zu können, war sie gerne bereit, sich das Hirn zu zermartern, um ihre Freundin zu verstehen. Doch irgendwann begannen sich ihre Fragen im Kreise zu drehen, bis sich im Kopf ein großes schwarzes Loch auftat und ihr gar nichts mehr einfiel. Dann konnte sie nur noch bedauernd und erschöpft um Nachsicht bitten. Manchmal hatte Sophie dann tatsächlich ein Einsehen, manchmal nicht.
    Als sie ihren Großeinkauf endlich untergebracht hatte, zog sich Marlene erst einmal in die Küche zurück. Seit sie mit Sophie zusammenlebte, hatte sie sich zu einer passablen Köchin entwickelt und vor allem auch den Spaß am fantasievollen Herstellen von Speisen entdeckt. Und seit Sophies Unfall waren die gemeinsamen Mahlzeiten noch wichtiger geworden. Marlene freute sich täglich auf das Abendessen, dachte sich immer wieder besondere Gerichte aus und spürte, was für ein Trost von diesem gemeinsamen Genuss ausging. Der Genuss war etwas, das sie mit Sophie teilen konnte. Und wenn die Welt auch noch so grau und düster war, der Tag mal wieder voller Enttäuschungen, Ärger und Stress, beim Kochen und Essen konnte sie endlich richtig entspannen, genießen, die Welt um sich herum vergessen. Es war so einfach.
    Heute sollte es Steinbutt mit Sahnemangold und Zitronenkartoffelpüree geben. Sie garte kurz das Gemüse, schmeckte mit wenig Salz, etwas Pfeffer und Muskatnuss ab und machte sich dann an die Zubereitung des Pürees. Beim Fischhändler hatte sie Ostsee Steinbutt erstanden, den sie einfach in Butter briet und nur mit Salz und wenig weißem Pfeffer würzte.

    Es war wirklich herrlich draußen. Die Sonne stand über dem Tal und glitzerte auf dem kleinen Teich, den die Schwartau am Fuß der Hügel bildete, bevor sie ihren Weg zur Trave fortsetzte. Marlene bemühte sich, den Abend zu retten, es ihnen beiden so schön wie möglich zu machen. Sie hatte in den letzten Monaten gelernt, dass es nur schlimmer wurde, wenn sie sich schlechte Laune erlaubte. So nahm sie alle Energie zusammen, befleißigte sich munterer Fröhlichkeit, deckte den Tisch hinterm Haus mit schönem Geschirr, Servietten, Blumen und Windlichtern und versuchte, ihre Freundin mit kleinen Neckereien aufzuheitern.
    Zumindest das Essen schien auch Sophie zu genießen. Der Steinbutt war von einem wunderbaren Aroma und wurde vom frischen Geschmack des nur mit Salz, Zitronenschale und Olivenöl angemachten Pürees perfekt ergänzt, ebenso wie von dem sahnigen, milden Mangold. Für den Moment war Sophies Aufregung von vorhin in Vergessenheit geraten. Sie trank Apfelschorle, ihr von jeher bevorzugtes Getränk, und Marlene genehmigte sich einen frischen, kühlen Rosé und hoffte inständig, das Kommunikationsproblem wäre zumindest bis zum nächsten Morgen ad acta gelegt.
    Sophie beteiligte sich, so gut es ging, am Tisch abräumen, und Marlene holte ein paar warme Decken, denn wenn die Sonne hinter den Hügeln verschwunden war, wurde es sofort frisch. Nebeneinander saßen die Freundinnen auf der Bank an der Hauswand. Links des Tales hoben sich im Dunst der Dämmerung dunkel die Bäume des Hobbersdorfer Holzes gegen den Himmel ab. Fast fühlte Marlene so etwas wie Abendfrieden. So sehr sie das Großstadtleben in Berlin schätzte, diese Stille, diese Natur hier im Tal waren einmalig. Sie seufzte tief und legte den Arm um ihre Freundin.
    Â»Ist schon schön hier, was, mein
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