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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen
Autoren: Pamela Palmer
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heraussaugten. So wollte sie ganz sicher nicht sterben.
    Lyon deutete mit einer breit ausladenden Geste auf die Eingangshalle. »Du kannst alles so umgestalten, wie es dir gefällt.«
    Umgestalten. Der Gedanke war auf eine so absurde Art profan, dass sie beinahe laut aufgelacht hätte. Sie befand sich in einem seltsamen, beunruhigenden Haus voller starker Männer, die behaupteten, sie wäre ihre Auserwählte. Dabei wusste sie nicht, wer die anderen waren, wer sie selbst war oder was sie wirklich von ihr wollten.
    Und – die Tapete hatte wirklich Zeit.
    Sie folgte Lyon die Treppe hinauf und durch einen langen dunklen Flur, der nur von der blassen Morgendämmerung erhellt wurde. Lyon schien sich problemlos in der Dunkelheit zurechtzufinden, als er sie bis zum Ende des Flurs und in einen der Räume führte. Er schaltete eine Nachttischlampe an und erleuchtete so das größte Schlafzimmer, das Kara jemals gesehen hatte. Es war so aufwendig ausgestattet, dass die Halle dagegen vergleichsweise schlicht gewirkt hatte. In der Mitte des Raumes, der mit einer Tapete mit üppigen Blättern und Vögeln tapeziert war, stand ein riesiges, mit dunkelrotem Samt bespanntes Himmelbett. Selbst die Decke des Zimmers war von Säulen mit schweren goldenen Kapitellen gestützt und mit fetten, neckischen Putten bemalt.
    »Ist dies … Beatrices Zimmer gewesen?«, erkundigte sich Kara.
    »Ja. Sie war eine große Kunstsammlerin.« Er deutete auf die zahlreichen Ölgemälde an den Wänden. »Es sind alles Originale.«
    Lyon stellte ihren Koffer auf einen geschnitzten Hocker am Fuß des Bettes, schloss die roten Samtvorhänge und zog sich in Richtung Tür zurück.
    »Schlaf jetzt, kleine Strahlende.« Sein Gesicht wirkte zwar verschlossen, aber nicht unfreundlich. »Wenn du dich ausgeruht hast, kannst du auspacken. Solltest du mich brauchen, musst du nur nach mir rufen. Ich höre dich. Mein Zimmer liegt direkt über deinem.«
    Lyon schritt zur Tür, und Kara folgte ihm. Bei dem Gedanken, allein zu sein, hämmerte ihr Puls los. Sie zwang sich, stehen zu bleiben. So gern sie ihn auch gebeten hätte zu bleiben, er hätte ihre Bitte doch nur auf eine einzige Art deuten können, und … diese Art von Mädchen war sie nicht. Eine Kara MacAllister hatte keinen Sex mit einem Fremden, nicht einmal mit einem, der ihre Hormone derart in Aufruhr versetzen konnte, dass sie schon einen Höhepunkt erlebte, wenn er nur mit der Zunge über ihre Hand strich.
    Als Lyon die Tür hinter sich geschlossen hatte, stöhnte Kara und schämte sich von Neuem. Was musste er von ihr denken? Sie presste die Handballen auf die geschlossenen Lider, was den brennenden Schmerz ihrer müden Augen ein wenig linderte. Lyon hatte vollkommen recht. Sie brauchte Schlaf.
    Während sie ihr Nachthemd aus dem Koffer zog, betrachtete sie eins der Gemälde an der Wand. Ein afrikanischer Löwe hatte den mächtigen Schädel erhoben und schien zu brüllen. Mit seiner riesigen Pranke presste er einen geisterhaften Kopf auf den Boden. Auf die Wange des Männerkopfes war eine glänzende Kupfermünze gemalt. Aus seinem Blick sprachen kraftvolles Leben und hochmütige Verachtung.
    Leicht zitternd zog sich Kara aus und streifte sich das Nachthemd über, dann ging sie zum Fenster und spähte zwischen den schweren Vorhängen hindurch auf den Wald, der das Haus auf allen Seiten umringte. Allmählich wurde es hell am Himmel. Bald würde die Sonne aufgegangen sein. Ein neuer Tag hatte begonnen.
    Es war der erste Tag ohne ihre Mom.
    Sie wurde von einer Welle der Traurigkeit überwältigt, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Kara wischte eine einzelne Träne von ihrer Wange und legte ihre Handfläche gegen das kühle Glas.
    Warum war sie hergekommen? Sie hätte es einfach ablehnen sollen. Resigniert seufzte sie, denn sie wusste ja, dass es egal war, was sie wollte. Lyon hätte einfach dafür gesorgt, dass sie bewusstlos wurde, und sie dann auch gegen ihren Willen hergebracht. Er war nur aus einem einzigen Grund zu ihr gekommen. Und er hätte sie nicht gehen lassen, bis er bekommen hatte, was er wollte. Dessen war sie sich absolut sicher.

 
    4
    »Hast du sie gefunden?«, fragte Paenther, trat zur Seite, um Lyon in den Raum zu lassen, und streckte ihm dabei die Hand zum Gruß entgegen. Während sie ihre Unterarme aneinanderlegten, betätigte der schwarzäugige Krieger den Lichtschalter seines Schlafzimmers, blinzelte infolge der plötzlichen Helligkeit und erklärte Lyon in deutlichen Worten, dass er
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