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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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und scheint Christian jetzt erst zu bemerken.
    «Wie geht’s, wie steht’s, Chris? Schöne Sommerferien gehabt?», fragt er.
    «Ja, fantastisch», antwortet Christian, und plötzlich zieht sich sein Bewusstsein aus meinem zurück und ebbt ab zu erzwungener Gleichgültigkeit. «Und wie ist es bei dir?»
    Sie starren einander an, mit einem dieser von Testosteron aufgeheizten Blicke. «Alles bestens», sagt Tucker. In seiner Stimme ein herausfordernder Unterton. «Ich hatte den fantastischsten Sommer meines Lebens.»
    Ob es wohl zu spät ist, mich aus diesem Kurs wieder abzumelden?
    «Tja, aber da gibt es dieses kleine Problem beim Sommer, stimmt’s?», meint Christian nach einer Weile. «Irgendwann ist er vorbei.»

    Ich bin richtig erleichtert, als die Stunde um ist. Aber jetzt stehe ich an der Tür zur Cafeteria und überlege, was ich über Mittag machen soll.
    Variante A: das Übliche. Der Tisch der Unsichtbaren. Wendy. Mädchengeplauder. Vielleicht ein etwas peinliches Gespräch darüber, dass ich jetzt mit ihrem Zwillingsbruder gehe, und vielleicht fragt sie mich dann auch noch, was genau am Tag des Brands im Wald eigentlich passiert ist, und ich werde dann nicht wissen, was ich antworten soll. Trotzdem, sie ist eine meiner besten Freundinnen, und ich will ihr nicht mehr aus dem Weg gehen.
    Variante B: Angela. Angela isst gern allein, und meist lassen ihr die Leute dafür auch genügend Raum. Wenn ich mich zu ihr setze, lassen sie vielleicht auch mir diesen Raum. Aber dann müsste ich Angelas Fragen beantworten und mir ihre Theorien anhören, mit denen sie mich in den vergangenen Tagen ziemlich gestresst hat.
    Variante C (im Grunde keine richtige Variante): Christian. Der lässig in der Ecke steht, mich absichtlich ignoriert. Der nichts erwartet, mich nicht unter Druck setzt, aber da ist. Der will, dass ich weiß, dass er da ist. Und der voller Hoffnung ist.
    Aber das kommt auf gar keinen Fall in Frage.
    Dann wird mir die Entscheidung quasi aus der Hand genommen. Angela schaut auf. Sie dreht den Kopf und deutet auf den leeren Platz neben sich. Als ich nicht gleich angelaufen komme, formt sie mit den Lippen die Worte: «Komm schon her.»
    Total der Boss.
    Ich gehe rüber in ihre Ecke und lasse mich auf den Stuhl neben ihr sinken. Sie liest in einem kleinen, staubigen Buch. Nun klappt sie es zu und schiebt es mir über den Tisch hin.
    «Da, guck dir das an», sagt sie.
    Ich lese den Titel. «Das Buch Henoch?»
    «Jawohl. Ein richtig, richtig irre altes Exemplar, also Vorsicht mit den Seiten. Die sind sehr empfindlich. Wir werden so bald wie möglich darüber reden müssen. Aber erst einmal …» Sie schaut auf, dann ruft sie laut: «He, Christian.»
    Oh. Mein. Gott. Was hat sie vor?
    «Moment mal, Angela, du wirst doch nicht …»
    Sie winkt ihn rüber. Das könnte übel werden.
    «Was liegt an?», meint er, cool und gefasst wie immer.
    «Du willst zum Mittagessen raus, oder?», fragt Angela. «Das machst du doch immer.»
    Seine Augenlider zittern, als er meinen Blick sucht. «Ich hab dran gedacht, ja.»
    «Gut, also, ich will ja nicht irgendwelche Pläne durchkreuzen oder so, aber ich denke, du und ich und Clara, wir sollten uns nach der Schule kurz mal treffen. Im Theater von meiner Mutter, dem Pink Garter , in der Stadt.»
    Christian scheint verwirrt. «Äh, klar. Wieso?»
    «Sagen wir einfach, ich habe einen neuen Club gegründet», antwortet Angela. «Den Engelclub.»
    Wieder wirft er mir einen Blick zu, und, ja, da steht VERRAT in Großbuchstaben in seinen grünen Augen, denn offenbar habe ich sein größtes Geheimnis bei Angela ausgeplaudert. Ich will erklären, dass Angela wie ein Bluthund ist, wenn es um Geheimnisse geht, und es praktisch unmöglich ist, irgendwas vor ihr verborgen zu halten, aber das ist jetzt auch schon egal. Sie weiß es. Er weiß, dass sie es weiß. Der Schaden ist angerichtet. Ich funkele Angela an.
    «Sie ist auch eine von uns», sage ich schlicht, hauptsächlich weil ich weiß, dass Angela ihm die Neuigkeit am liebsten selbst aufgetischt hätte, und mir wird es hoffentlich ein bisschen bessergehen, wenn ich ihren Plänen zuvorkomme. «Und sie ist verrückt, wie man merkt.»
    Christian nickt, als ob diese Enthüllung keine große Überraschung für ihn ist.
    «Und du gehst hin, zum Pink Garter ?», fragt er mich.
    «Ich denke schon.»
    «Okay. Ich bin dabei», informiert er Angela, guckt dabei aber immer noch mich an. «Es gibt einiges zu besprechen.»
    Toll.
    «Toll», sagt
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