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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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suchen, und Sie haben sie auch gefunden. Fluchtwege vielleicht, was auch immer. Und Sie werden den Weg in eine andere Welt erkannt haben. In eine Welt der Natur, in ein Zwischenreich, wo all die zahlreichen Legenden entstanden sind und wo genau die leben, die Sie als Undinen bezeichnet haben. Soll ich Ihnen den Namen des Zwischenreichs auch noch nennen?«
    Er bewegte seinen Kopf von links nach rechts. »Nein, das ist nicht nötig. Sie meinen Aibon.«
    »Das Paradies der Druiden auf der einen und das Fegefeuer auf der anderen Seite. Können wir uns darauf einigen?«
    »Ja, das können wir.«
    »Hervorragend.«
    »Für Sie weniger, Mister Sinclair.«
    »Das weiß ich eben nicht. Möglicherweise haben Sie meine Ausführungen überrascht, und ich will Ihnen nicht verschweigen, daß mein Freund und ich nicht die einzigen Personen sind, die, außer Ihnen vielleicht, über Aibon Bescheid wissen. Was Sie versuchen, das habe ich bereits hinter mir. Ich kenne Aibon, ich kenne seine beiden Hälften, und ich weiß auch von einem gewissen Guywano, der einen Teil des Landes voll beherrscht. Die Hälfte, die noch eben die Bezeichnung Paradies verdient, wie ich persönlich finde. In welche Hälfte wollen Sie denn?«
    »Halten Sie den Mund!« fuhr er mich an. »Sie beschmutzen diese Welt durch Ihre Worte. Ich glaube Ihnen einfach nicht, daß sich Aibon gerade Ihnen geöffnet hat.«
    »Das ist Ihr Problem. Nur sollten Sie mal darüber nachdenken, woher ich so viel darüber weiß.«
    »Es ist mir egal, ob Sie es glauben oder nicht. Wir lassen uns nicht ins Handwerk pfuschen. Wenn ich Ihnen sage, daß Sie schon jetzt so gut wie tot sind, müssen Sie mir das glauben, denn was das Ausschalten unserer Feinde angeht, darin sind wir Spezialisten.«
    »Nun ja, ich kann Sie nicht daran hindern. Ich wollte nur klarstellen, daß Sie und Ihre Männer nicht die einzigen Auserwählten sind. Wie nennen Sie sich? Jünger oder Freunde des Wassers?«
    »Ja, so bezeichnen wir uns. Wir werden wieder ins Wasser zurückkehren und damit Grenzen überwinden können.«
    »Dann steigen Sie mal in den See«, sagte Bill. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und erstickte beinahe an seiner Wut.
    Der Blasse deutete mit dem Zeigefinger auf den Reporter. »Das Schicksal bleibt Ihnen überlassen. Wir werden Ihre Leichen versenken, niemand wird sie hier in der Einsamkeit finden. Sollen die Fische Ihr schmutziges und verdorbenes Fleisch essen, uns würde es nur schaden. Wir halten uns an die Reinheit der Natur.«
    »Was essen Sie denn? Gräser, Moos, Mäuse, Käfer und…«
    Der Blasse regte sich auf. »Halten Sie endlich den Mund! Sie sind unrein.«
    »Finde ich nicht. Ich habe erst vor kurzem geduscht.«
    Der Anführer zischte Bill einen Fluch entgegen, dann drehte er sich abrupt um. »Holt unsere Beute!«
    Zwei seiner Männer setzten sich in Bewegung. Auf dem schrägen Boden rutschten sie dem Gefängnis entgegen und taten das, was wir vorgehabt hatten. Sie zerrten die Klappe vorn auf und griffen mit ihren starken Armen hinein.
    Die kleine Nixe wußte, welches Schicksal ihr bevorstand. Verzweifelt versuchte sie, sich zur Wehr zu setzen. Sie krümmte ihren Körper, schlug mit dem breiten Schwanz von einer Seite zur anderen. Sie wollte nicht, daß sie festgehalten und vom Wasser weggezogen wurde, aber die beiden Männer ließen sich nicht beirren. Sie waren routiniert, packten hart und zielsicher zu, so daß sie auch die Arme des Wesens einklemmten.
    Wir erstickten beinahe an unserer Wut und auch an der Hilflosigkeit. Es war für uns eine Quälerei mit ansehen zu müssen, wie die Nixe hervorgeholt wurde. Einer stellte die Klappe wieder fest, so daß die Falle für ein neues Opfer bereit war.
    Der Anführer schaute interessiert zu. »Es ist übrigens nicht die einzige Falle, die wir aufgestellt haben. Das ist auch nötig gewesen, denn wir brauchen sie.«
    »Wofür?«
    »Um die letzte Strecke gehen zu können.«
    Was immer das bedeuten mochte, ich wußte es nicht, und der Mann vor mir traf auch keinerlei Anstalten, es uns genauer zu erklären. Statt dessen schaute er auf den Kerl, der das kleine Wesen festhielt. Er hatte es am Schwanzende gepackt und angehoben. Der Kopf baumelte in die Tiefe hinab. In diesem Augenblick wirkte die Nixe wie ein mutierter Fisch, aber sie hatte Arme, mit denen sie um sich schlug. Sie war nicht länger als mein Arm, und auf dem kleinen Gesicht paarten sich Verzweiflung und Todesangst. Bestimmt ahnte sie, was mit ihr geschah. Zuvor aber
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