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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Patricia Cornwell
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Wurde bei der Behandlung chronischer Arthritis eingesetzt. Die Dosierung ist schwer festzulegen. Konnten zehn bis fünfzig Milligramm pro Woche sein, wurde injiziert. Zu den Nebenwirkungen gehören Blutkrankheiten, Ekzeme, die Neigung zu Hämatomen - was all die blauen Flecke an Janie Brolins Körper erklären könnte. Außerdem eine Chrysiasis der Hornhaut …«
    Lamont zuckt mit den Schultern, sieht Win an, als wolle sie sagen: Ich komme nicht mehr mit. Behandelt ihn, als sei sie gelangweilt und er dumm. Von Minute zu Minute wird sie unruhiger, schaut immer wieder hoch zur venezianischen Glasuhr an der Wand gegenüber ihrem Schreibtisch.
    »Gold wird in der Hornhaut abgelagert, verursacht aber keine visuelle Beeinträchtigung. Doch wenn man die Hornhaut mit einer Lampe untersucht, sieht man diese winzigen bräunlichen metallischen Partikel. Was bei der Obduktion herauskam«, sagt Win.
    »Und?«
    »Es läuft darauf hinaus, dass Janie Brolin nicht blind war, sondern nur photosensitiv, ebenfalls eine mögliche Nebenwirkung der Goldtherapie. Und lichtempfindliche Menschen tragen gern eine dunkle Sonnenbrille.«
    »Und?«
    »Sie war nicht blind.«
    »Und?«
    »Sie wollen es einfach nicht hören, oder?«
    »Ihre wirren Gedanken? Ich habe keine Zeit, die nachzuvollziehen.«
    »Ich glaube, dass Janie Brolin von der Mafia ermordet wurde. Ebenso wie ihr Freund Lonnie Parris. Ihre Wohnung lag im Herzen der Mafiagegend von Watertown. Ihr war deutlich bewusst, was um sie herum vor sich ging, sie war ja nicht blind. Das bedeutet, dass sie mit absoluter Sicherheit gesehen hat, wer am Morgen des 4. April bei ihr vor der Tür stand, was wiederum heißt, dass es jemand Bekanntes gewesen sein muss, weil sie ihn sonst nicht hereingelassen hätte. Nicht unbedingt ihr Freund Lonnie Parris, der sie genauso wenig umgebracht hat wie der Boston Strangler. Ich glaube, dass sie bereits tot war, als Lonnie auftauchte, um sie mit zur Arbeit zu nehmen.«
    »Ich wüsste gern, worauf Ihre Vermutungen basieren. Ich warte darauf, dass Ihr ganzes Gerede Sinn ergibt.«
    »Zwei Tage zuvor, am 2. April«, sagt Win, »ließ ein Unterboss der Mafia, der zufällig gegenüber von Janie wohnte, seine Kontakte bei der  spielen, um ein Nummernschild identifizieren zu lassen. So wollte er die Adresse eines bestimmten Geschworenen herausbekommen, der sich nicht an eine Freispruchvereinbarung halten wollte. Einer der Jungs des Unterbosses war des Mordes angeklagt. Dieser Geschworene war nicht nur wenig hilfreich, sondern gab auch noch einen unglückseligen Kommentar von sich und beleidigte damit ebendiesen Unterboss. Können Sie alles nachlesen! Darüber stand eine Menge in der Presse.«
    Lamont. Dieser Blick. Starr wie der einer Katze.
    »Diese unangemessene Bemerkung spielte darauf an, dass dieser Mafioso eine Menage á trois mit J. Edgar Hoover und einem anderen hochrangigen Beamten des FBI pflegte. So was war im Übrigen schon öfter behauptet worden. Aber in diesem Fall sorgte der fragliche Unterboss - Janies Nachbar - dafür, dass ein paar von seinen Jungs am Wohnsitz des Geschworenen auftauchten, ihn entführten und zum Haus des Unterbosses brachten. Nicht damit er seine Meinung änderte, sondern um sich an ihm zu rächen. Am Ende war der Geschworene tot. Seine Leiche verschwand in einem Kofferraum und wurde nie wieder gesehen. Das alles weiß man von späteren Fällen, Zeugenaussagen von Informanten et cetera.«
    »Und womit hat das etwas zu tun?«
    »Damit, dass an jenem speziellen Abend, am 2. April, Janie und ihr Freund in ihrer Wohnung stritten, wie man in schriftlichen Notizen, verschiedenen Berichten und so weiter nachlesen kann. Dieser Streit wurde draußen fortgesetzt, bis Parris schließlich in seinem Wagen davonfuhr.«
    »Vielleicht bin ich ja einfach nur begriffsstutzig«, sagt Lamont.
    »Monique, Janie war an dem Abend zu Hause, als der Geschworene auf der anderen Straßenseite ermordet und in einen Kofferraum gesteckt wurde. Und sie war nicht blind. Und jeder, der sie kannte, muss das gemerkt haben. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, was genau passierte, aber es ist mehr als denkbar, dass am Morgen des 4. April ein Mafioso bei ihr auftauchte. Am ehesten ein Nachbar, jemand, den sie kannte. Sie machte die Tür auf, und das war’s. Sie wurde ermordet, und es wurde wie ein Sexualverbrechen plus Einbruch hingestellt. Ohne zu wissen, dass er Teil des ganzen Szenarios war, tauchte Lonnie bei seiner Freundin auf, ging in die Wohnung, machte
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