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Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt

Titel: Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
Autoren: Mary Janice Davidson
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tatsächlich lustig finden. »Aber du könnest einfach mal eines in den Raum werfen, vielleicht wirkt’s ja.«
    »Was hast du für ein Problem? Vielleicht solltest du es einmal mit einem Drink versuchen«, grinste ich.
    »Ich bin trockener Alkoholiker.«
    »Ja, sicher.«
    »Betsy. Es stimmt.«
    »Niemals!«
    »Aber ja.«
    Ich kämpfte mit der aufsteigenden Panik. Marc kannte ich noch nicht so lange wie Jessica, aber trotzdem . . . Man würde doch meinen, es hätte sich bisher eine Gelegenheit ergeben, das Thema einmal anzuschneiden. Oder – ein schrecklicher Gedanke! – vielleicht hatte er es schon angesprochen, und ich war die letzten Monate so sehr mit mir selber beschäftigt gewesen, dass ich einfach nicht . . .
    »Keine Sorge«, sagte er, als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah und ihn richtig interpretierte, »bisher habe ich es dir nicht gesagt.«
    »Na ja, ich . . . Ich hätte es ja auch selbst merken können.«
    Ich konnte locker eine Kiste Pflaumenwein im Monat wegste-cken und Jessica liebte ihre Daiquiris heiß und innig. Sinclair stürzte Grasshoppers hinunter, als könne jeden Moment ein Embargo für Crème de Menthe verhängt werden (für einen 10

    gut gebauten Vampirkönig trank er allerdings wie ein Mädchen), aber mir war nie aufgefallen, dass Marc immer bei seiner Milch blieb. Oder Saft. Oder Wasser.
    Natürlich hatte ich andere Sorgen. Vor allem in der letzten Zeit. Aber peinlich war es dennoch. Was war ich nur für eine schlechte Freundin! Mir fiel nicht einmal auf, dass mein Mitbewohner ein Alkoholproblem hatte. »Ich hätte es merken müssen«, sagte ich wieder. »Tut mir leid.«
    »Ich hätte es dir sagen müssen. Aber der Moment schien eben nie der richtige zu sein. Erst der ganze Ärger mit Nostro, dann sind all diese Vampire ermordet worden und dann ist Sinclair eingezogen . . . «
    »Igitt, erinnere mich nicht daran. Aber . . . du bist noch so jung. Wie hast du es gemerkt? Und wie hast du es geschafft aufzuhören?«
    »Soooo jung bin ich nicht mehr, Betsy. Du bist nur vier Jahre älter als ich.«
    Diese Bemerkung ignorierte ich. »Wolltest du deshalb vom Dach springen? Damals, als wir uns das erste Mal trafen?«, fragte ich aufgeregt. »War es der Alkohol, der dich in den Wunsch nach Selbstmord trieb?«
    »Nein. Bürokratie im Krankenhaus und ein nicht existieren-des Sexleben brachten mich so weit. Der Alkohol hat mich nur schläfrig gemacht. Eigentlich war das das ganze Problem.
    Schlaf.«
    »Echt?«
    »Echt. Sieh mal, als Medizinstudent lebt man gar nicht schlecht. Die Arbeit ist intellektuell nicht besonders anspruchs-voll . . . «
    »Wenn man ein Mathegenie ist.«
    11

    »Nein, wirklich nicht«, beharrte er. »Man muss nur viel auswendig lernen. Und sie – die Krankenhäuser – können ihre Studenten nicht arbeiten lassen, bis sie tot umfallen. Aber sie können die Assistenzärzte und AIPler zu Tode schinden.
    Als Assistenzarzt bekommst du nie genug Schlaf.«
    Ich nickte. Treu hatte ich jede Episode von ER angeschaut, bis sie Mark Green sterben ließen und die ganze Serie den Bach runterging.
    »Damals war es ganz normal, vierzig, fünfzig Stunden ohne Schlaf auszukommen.«
    »Ja, aber leiden denn nicht die Patienten darunter? Ich meine, wenn man müde ist, macht man Fehler. Man muss nicht zur Harvard Medical School gegangen sein, um das zu wissen.«
    Marc nickte. »Natürlich. Und das ist auch der Verwaltung und den Chefärzten und den Krankenschwestern nichts Neues. Aber die Fehler werden darauf zurückgeführt, dass ein Ba-byarzt – so werden die Assistenzärzte genannt – sie gemacht hat, und nicht darauf, dass er zwei Nächte nicht geschlafen hat.«
    »So ein Quatsch.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Eigentlich sollten die Arbeitsstunden reduziert werden, was aber einfach nicht umgesetzt wird. Du gewöhnst dich dran, nach einiger Zeit.
    Und du kannst dich gar nicht mehr daran erinnern, wie es war, als du nicht ständig hundemüde warst. Selbst in deinen freien Nächten hast du Schlafprobleme. Du bist so daran gewöhnt, wach zu sein, dass du, selbst wenn du mal einschläfst, immer erwartest, fünf Minuten später von einer Krankenschwester geweckt zu werden, die ein Kennwort wissen will oder dich 12

    eine Aufnahme machen lässt. Warum also überhaupt erst einschlafen? Da bleibt man lieber gleich wach. Die ganze Zeit.«
    Er ging zum Kühlschrank zurück, schenkte sich Milch nach, nippte daran und setzte sich wieder. »Irgendwann habe ich mir dann einige Schlucke
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