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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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mühelos besorgen. Aber ein Spaten erregt Aufsehen. Deshalb beschlossen wir, ihn in Eigenproduktion herzustellen, und wollten in die Gefängnistischlerei eindringen. Die Tür war versperrt und verriegelt. Wir hätten vor Verzweiflung am liebsten geweint.«
    »Kann ich mir vorstellen. Immer wieder diese unvorhergesehenen Schwierigkeiten.«
    »Richtig. Das kommt von der strengen Hausordnung in den heutigen Gefängnissen. So mußten wir das Schloß durchsägen. Und dazu brauchten wir unbedingt eine Säge. Zum Glück erinnerte ich mich, daß es in Jaffa einen Eisenhändler gab, der solche Sachen führt. Ich bat um Ausgang und kaufte eine Säge.«
    »Woher hatten Sie das Geld?«
    »Das war tatsächlich ein Problem. Wir hatten keines, und als wir die Gefängniskasse aufbrachen, fanden wir nur ein paar lächerliche Münzen. Aber ich bekam die Säge auf Kredit.«
    »Wie schön, daß ein einfacher Eisenhändler so viel Verständnis für seine Mitmenschen hat.«
    »Er wird es nicht zu bereuen haben. Jedenfalls hatten wir jetzt alles, was wir brauchten. Sämtliche Details waren besprochen, die Uhren aufeinander abgestimmt. Pünktlich um 17 Uhr, nach Arbeitsschluß, stiegen wir in den Tunnel ein. Mit dem Rasieren auf der ersten Station klappte es, nur die Rasiercreme war schlecht, und Farkas schnitt sich in die Oberlippe. In der Kleideraufbewahrung suchten wir uns wie geplant zwei unauffällige dunkle Anzüge und gestreifte Krawatten aus. Eine Enttäuschung war die Küche. Wir fanden nichts zum Essen, weil der Koch am Vortag geflüchtet war. Was tun? Mit leerem Magen ausbrechen? Unmöglich. Farkas schlich zum Erfrischungs-kiosk an der nächsten Straßenecke und kam mit ein paar belegten Broten zurück, so daß wir uns stärken konnten. Dann brachen wir ins Büro des Gefängnisdirektors ein.«
    »Wie?«
    »Verhältnismäßig einfach. Wir drückten die Klinke nieder. Nachdem wir die nötigen Dokumente hatten, machten wir uns über die vergitterten Fenster her. Drei Stunden lang arbeiteten wir wie verrückt. Von Zeit zu Zeit rief man uns von irgendwo zu, wir sollten dieses entsetzliche Kreischen abstellen, aber wir antworteten nicht. Als wir fertig waren, ließen wir uns mit dem Seil aus Bettüchern vom Fensterbrett hinunter ... und dann geschah es ...«
    »Was geschah?«
    »Ach, Sie werden es nicht glauben ...«
    »Was, um Himmels willen?«
    »Wir hatten uns in der Richtung geirrt. Ursprünglich wollten wir ja zum Kino. Jetzt befanden wir uns plötzlich auf einer dunklen, völlig verlassenen Straße. Weit und breit keine Menschenseele. Ringsum Totenstille. Können Sie sich das vorstellen? Im Kino läuft >Das Schweigen der Lämmer<, und wir stehen draußen und sehen nichts. Wir trommelten mit den Fäusten ans Gefängnistor. >Aufmachen!< brüllten wir. >Aufmachen!< Nichts rührte sich. Alle saßen beim Film. Wir versuchten das Tor aufzubrechen, aber unsere Schlosser verstehen ihr Handwerk. Wir mußten unseren Weg im nächtlichen Dunkel suchen .«
    Er schwieg erschöpft. Der Kopf sank ihm auf die Brust.
    »Und was weiter?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Es führt kein Weg zurück.«

Gewohnheitstiere
    Wir werden oft gefragt, wie wir es aushalten, so fröhlich in einem Land zu leben, in dem man bei jeder Gelegenheit über einen Terroristen stolpert. Nun, man gewöhnt sich eben an alles, auch daran, daß man sich an alles gewöhnt.

Heldenepos
    Eines Vormittags im Mai besuchte das Ehepaar Geiger die Ausstellung moderner Skulpturen im Museum von Jerusalem. Frau Geiger entdeckte schon beim Eingang ein interessantes Objekt. Es war ein kleines, in eine schwarze Plastikhülle verpacktes Paket, mit einem Klebestreifen an der Wand befestigt und mit einer weißen, etwa zehn Meter langen Schnur versehen, von deren Ende her sich ein Flämmchen auf das Paket zubewegte.
    Frau Geiger sagte zu Herrn Geiger: »Was wird diesen modernen Künstlern als nächstes einfallen?«
    Ihr kunstverständiger Gatte antwortete: »Alles besser als ein kitschiger Sonnenuntergang.«
    Dann sah er im Ausstellungskatalog nach, suchte vergeblich nach dem Objekt und beschloß, sich bei der Museumsleitung zu beschweren, weil sie drei Pfund für ein paar wertlose Seiten verlangte, in denen man nichts fand.
    Da niemand da war, um seine Beschwerde entgegenzunehmen, schickte Geiger seinen siebenjährigen Sohn Arie, jemanden zu holen. Der Junge weigerte sich und wurde geohrfeigt.
    »Hol mir sofort einen Museumsdiener«, schrie ihn der Vater an.
    Arie entfernte sich
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